Zwei Jahre nach der verheerenden Flutkatastrophe im Ahrtal kehren immer mehr Betroffene in ihre sanierten Häuser zurück. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung (F.A.Z.) begleitete Familie Klees seit der Flutnacht im Juli 2021 und dokumentierte ihren Weg zurück in ein normales Leben. Ende September 2024, über drei Jahre nach der Katastrophe, konnte die Familie die erste Etage ihres wiederaufgebauten Hauses beziehen. (F.A.Z., 17.12.2024)
Die Flutnacht im Juli 2021 hat tiefe Spuren bei Familie Klees hinterlassen. Meterhohes Wasser im Erdgeschoss, schwere Trümmerteile gegen die Hausfassade geschleudert und der beißende Geruch von Diesel – diese Bilder haben sich in ihr Gedächtnis eingebrannt. Während sich die Familie mit ihren beiden kleinen Kindern in das Obergeschoss retten konnte, verloren in dieser Nacht 135 Menschen im Ahrtal ihr Leben. (F.A.Z., 17.12.2024)
Am Tag nach der Katastrophe brachte das Technische Hilfswerk die Familie zu einem Sammelpunkt. Dort bot ihnen eine hilfsbereite Frau eine Übergangswohnung in Karweiler an, wo sie die Zeit nach der Flut verbrachten. Der Wiederaufbau ihres eigenen Hauses gestaltete sich als kompliziert und langwierig. Hürden mit dem Fundamt und versicherungstechnische Fragen verzögerten den Prozess. Das erste Weihnachtsfest nach der Flut feierte Familie Klees in der Notunterkunft, der Christbaum geschmückt mit gespendeten Kugeln. (F.A.Z., 17.12.2024)
Der Alltag in der Übergangswohnung war eine Herausforderung, doch die Familie bewältigte die schwierige Situation gemeinsam. Im Sommer 2023, nach Klärung der rechtlichen und finanziellen Angelegenheiten, konnte endlich mit der Sanierung des Fundaments begonnen werden. Das Ziel der Familie: Zur Einschulung ihrer Tochter im Herbst 2024 wieder im eigenen Haus zu leben. (F.A.Z., 17.12.2024)
Dieses Ziel erreichten sie mit ein paar Wochen Verzögerung. Obwohl das Erdgeschoss noch immer saniert wird, ist die erste Etage des Hauses bereits bewohnbar. Die sechsjährige Tochter teilt sich nun ein Zimmer mit ihrem jüngeren Bruder. Im ehemaligen Zimmer des Bruders hat Josef Klees provisorisch eine Küche eingerichtet, ausgestattet mit einer gespendeten Küchenzeile und der geretteten Dunstabzugshaube aus der alten Küche im Erdgeschoss. "Ich habe wieder eine Spülmaschine, mein Highlight", freut sich Annette Klees. (F.A.Z., 17.12.2024)
Die Rückkehr in das eigene Haus ist für Familie Klees ein wichtiger Schritt zurück in die Normalität. Die Erinnerungen an die Flutnacht sind jedoch allgegenwärtig. "Es gibt keine Gespräche, in denen die Flut nicht Thema ist", sagt Annette Klees. Wie viele andere Familien im Ahrtal kämpft sich Familie Klees Schritt für Schritt zurück ins Leben. Der Wiederaufbau ist langwierig und anstrengend, aber die Hoffnung auf eine bessere Zukunft bleibt. Auch in Dernau, einem anderen stark betroffenen Ort im Ahrtal, kehren Menschen in ihre Häuser zurück und versuchen, die traumatischen Erlebnisse zu verarbeiten. (ZEIT ONLINE, 13.07.2022)
Der Wiederaufbau im Ahrtal schreitet voran, doch die Gefahr weiterer Hochwasserereignisse besteht weiterhin. Wie der Geografie-Professor Jürgen Herget von der Universität Bonn erklärt, ist das gesamte Ahrtal hochwassergefährdet. Der Wiederaufbau an denselben Stellen wie vor der Flut sei zwar üblich, aber angesichts des Klimawandels und der damit verbundenen Zunahme von Extremwetterereignissen sei ein verbesserter Hochwasserschutz unerlässlich. (SWR, 13.07.2023)
