September 9, 2024
Wildschweinpopulation in Thüringen: Anstieg der Abschusszahlen 2023/2024

Jagd: Erstmals wieder mehr Wildschweine in Thüringen erlegt

In der waldreichen Region Thüringen hat die Jagd auf Wildschweine in der vergangenen Saison einen bemerkenswerten Anstieg verzeichnet. Laut dem Thüringer Landwirtschaftsministerium wurden in der Jagdsaison 2023/2024 insgesamt rund 30.700 Wildschweine erlegt. Dies stellt einen Anstieg im Vergleich zur vorherigen Saison dar, in der etwa 27.200 Wildschweine zur Strecke gebracht wurden. Diese Entwicklung ist besonders bemerkenswert, da es die erste Erhöhung der Abschusszahlen seit vier Jahren darstellt.

Die Gründe für diesen Anstieg sind vielfältig. Ein wesentlicher Faktor ist die anhaltende Sorge um die Afrikanische Schweinepest (ASP), die in den letzten Jahren in verschiedenen Bundesländern aufgetreten ist. Die ASP ist eine hochansteckende Virusinfektion, die ausschließlich Wildschweine und Hausschweine betrifft und in der Regel tödlich verläuft. Agrarministerin Susanna Karawanskij betonte die Bedeutung der Wildschweinjagd zur Senkung des Risikos eines Eintrags der ASP nach Thüringen und zur Reduzierung von Fraßschäden auf landwirtschaftlichen Flächen.

Um die Jagd auf Wildschweine zu fördern, hat das Thüringer Ministerium seit 2018 Pauschalbeträge an Jägerinnen und Jäger ausgezahlt, die Schwarzwild erlegen. Diese Maßnahme soll nicht nur die Jagdaktivitäten ankurbeln, sondern auch zur Seuchenprävention beitragen. Darüber hinaus wird der Einsatz von speziell ausgebildeten Jagdhunden bei revierübergreifenden Jagden unterstützt, um die Effizienz der Jagd zu erhöhen.

Die Gefahr durch die Afrikanische Schweinepest bleibt jedoch bestehen. Die jüngsten Ausbrüche in benachbarten Bundesländern wie Hessen, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg zeigen, dass das Virus ein erhebliches Ausbreitungspotenzial hat. Die Jagd auf Wildschweine wird daher als eine wichtige Maßnahme angesehen, um die hiesigen Bestände niedrig zu halten und das Risiko eines Ausbruchs der ASP in Thüringen zu minimieren. Das vom Ministerium geförderte Schwarzwild-Kompetenzzentrum bietet den Jägern fachliche Unterstützung und Expertise.

Insgesamt wurden im Jagdjahr 2023/2024 in Thüringen rund 84.200 Tiere aus verschiedenen Wildarten erlegt. Dazu gehören Rot-, Dam-, Muffel-, Reh- und Schwarzwild. Die Jagdstrecke beim sogenannten Schalenwild, zu dem auch Rehe zählen, lag mit mehr als 53.400 Tieren etwa 1.000 Stück höher als im Vergleichszeitraum. Dabei dominieren die Rehe mit rund 42.200 erlegten Tieren. Es ist wichtig zu beachten, dass in diesen Zahlen auch Tiere enthalten sind, die durch Unfälle oder natürliche Ursachen gestorben sind, die etwa sechs Prozent der Schalenwildstrecke ausmachen.

Ein weiterer auffälliger Trend ist der Anstieg des Abschusses von invasiven Arten. Im Jagdjahr 2023/2024 wurden fast 15.400 Waschbären erlegt, was einen Anstieg von gut 2.000 Tieren im Vergleich zum Vorjahr darstellt. Darüber hinaus wurden 655 Nilgänse und 419 Marderhunde geschossen. Diese invasiven Arten stellen eine Bedrohung für heimische Amphibien sowie Sing- und Wasservögel dar, da sie als Fressfeinde fungieren und somit das natürliche Gleichgewicht gefährden.

Das Jagdjahr in Thüringen erstreckt sich vom 1. April bis zum 31. März des folgenden Jahres. Die erfassten Daten zur Jagdstrecke sind nicht nur für die Jäger von Bedeutung, sondern dienen auch wissenschaftlichen Untersuchungen zur Populationsentwicklung einzelner Wildarten. Diese Informationen sind entscheidend, um die Auswirkungen der Jagd auf die Tierbestände zu verstehen und gegebenenfalls Anpassungen in der Jagdpolitik vorzunehmen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Jagd auf Wildschweine in Thüringen in der vergangenen Saison einen positiven Trend gezeigt hat. Die Erhöhung der Abschusszahlen ist eine Reaktion auf die Herausforderungen, die durch die Afrikanische Schweinepest und die Notwendigkeit, die Wildbestände zu regulieren, entstehen. Die Zusammenarbeit zwischen Jägern, dem Ministerium und dem Schwarzwild-Kompetenzzentrum wird als entscheidend erachtet, um die Wildschweinpopulation nachhaltig zu managen und die Risiken für die Landwirtschaft und die Tiergesundheit zu minimieren.

Die Entwicklungen in Thüringen könnten auch als Modell für andere Bundesländer dienen, die mit ähnlichen Herausforderungen konfrontiert sind. Die Situation erfordert ein koordiniertes Vorgehen und eine kontinuierliche Anpassung der Strategien, um die Wildbestände im Gleichgewicht zu halten und gleichzeitig die Gesundheit der Tierpopulationen zu schützen.

Quellen: Zeit Online, Süddeutsche Zeitung, Proplanta.

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