September 9, 2024
Zukunft des Goodyear-Areals in Fürstenwalde: Bürgermeister fordert klare Perspektiven

Stellenabbau in der Industrie: Bürgermeister will Goodyear-Areal für einen Euro

Die bevorstehende Schließung des Goodyear-Reifenwerks in Fürstenwalde, das im Kreis Oder-Spree liegt, hat sowohl bei den Beschäftigten als auch in der Stadtverwaltung Besorgnis ausgelöst. Bürgermeister Matthias Rudolph hat sich in den letzten Wochen intensiv mit der Situation auseinandergesetzt und fordert eine rasche Klärung bezüglich der zukünftigen Nutzung des Industriegeländes, das bis Ende 2027 für die Reifenproduktion genutzt werden soll.

Rudolph, der der politischen Gruppierung „Bündnis Fürstenwalder Zukunft“ angehört, hat sich klar positioniert und erwartet von Goodyear, dass das Unternehmen das Areal der Stadt für einen symbolischen Euro überlässt. „Ich erwarte von Goodyear, dass sie dieses Gelände der Stadt für einen symbolischen Euro übereignen als Wiedergutmachung“, äußerte er sich gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Der Bürgermeister betont die Notwendigkeit einer schnellen Nachnutzung des Geländes, um die wirtschaftliche Stabilität der Region zu sichern.

Goodyear hat auf die Forderungen des Bürgermeisters reagiert und angekündigt, dass die Optionen für das Werk in Fürstenwalde zu einem späteren Zeitpunkt besprochen werden. Das Unternehmen hat betont, dass es entschlossen sei, mit der Stadt zusammenzuarbeiten. Derzeit liegt der Fokus auf der Umsetzung von Projekten und der Erfüllung der Bedingungen, die mit den Sozialpartnern vereinbart wurden.

Die Schließung des Reifenwerks wird gravierende Auswirkungen auf die Beschäftigten haben. Ab 2025 sollen schrittweise 750 Stellen abgebaut werden. Diese Entscheidung ist Teil eines größeren Trends in der Branche, die durch Importe aus Asien unter Druck steht. Die Gewerkschaft IG BCE hat bereits mehrfach Protestaktionen vor dem Werk organisiert und fordert den Erhalt der Arbeitsplätze sowie den Verkauf an einen potenziellen Investor.

In Reaktion auf die Schließungsankündigung wurde ein Sozialplan ausgearbeitet, der aus Sicht der Gewerkschaft angemessene Abfindungen für die betroffenen Mitarbeiter vorsieht. Dennoch bleibt die Hoffnung auf eine Rettung des traditionsreichen Reifenstandorts in Fürstenwalde, einer Stadt mit etwa 34.000 Einwohnern, gering. Rolf Erler, der Bezirksleiter der IG BCE, äußerte, dass der gut ausgestattete Sozialplan nur eine zweitbeste Lösung darstellt. „Besser wäre es gewesen, den Produktionsstandort fortzuführen. Dafür gibt es bislang keine Anzeichen“, so Erler.

Die Landesregierung hat ebenfalls ihre Unterstützung für den Erhalt des Reifenwerks signalisiert. Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) hatte den Goodyear-Beschäftigten im vergangenen November versichert, dass er sich für die Industriearbeitsplätze einsetzen werde. Auch Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) hat sich in Gespräche eingeschaltet, um eine Lösung zu finden.

Der Bürgermeister von Fürstenwalde hat zudem Bedenken geäußert, dass Goodyear nach der Schließung des Werks das Grundstück ungenutzt lassen könnte. „Eine Blockade des Industriestandorts Fürstenwalde werde ich nicht dulden. Hier kann sofort ein Industrieunternehmen die Nachfolge antreten“, erklärte Rudolph. Er hat die Hoffnung, bis Ende des Jahres Klarheit über die zukünftige Nutzung des Areals zu erhalten. Dabei betont er, dass die Stadt nicht bereit ist, über mehrere Millionen Euro für das Grundstück zu verhandeln. „Das kann über eine symbolische Preisfindung nicht hinausgehen“, so Rudolph.

Es ist jedoch anzumerken, dass Goodyear nicht vollständig von dem Standort verschwinden wird. Nach 2027 soll in Fürstenwalde weiterhin Gummimischungen für andere Goodyear-Werke in Europa produziert werden. „Der Gummigeruch der Reifenproduktion gehört zu Fürstenwalde“, meinte Bürgermeister Rudolph und unterstrich damit die Verbundenheit der Stadt mit der Reifenproduktion.

Die Situation um das Goodyear-Werk in Fürstenwalde ist ein Beispiel für die Herausforderungen, vor denen viele Industriebetriebe in Deutschland stehen. Der Stellenabbau und die Schließung von Werken sind oft die Folge von globalen Marktveränderungen und dem zunehmenden Wettbewerb aus dem Ausland. Die politischen Entscheidungsträger und die Gewerkschaften stehen vor der Aufgabe, Lösungen zu finden, um die Arbeitsplätze zu sichern und die wirtschaftliche Stabilität der betroffenen Regionen zu gewährleisten.

Die kommenden Monate werden entscheidend sein, um die Zukunft des Goodyear-Areals und der dort beschäftigten Menschen zu gestalten. Die Gespräche zwischen der Stadt Fürstenwalde und Goodyear werden mit Spannung verfolgt, da sie möglicherweise den Weg für neue industrielle Ansiedlungen ebnen könnten.

Quellen: dpa, Süddeutsche Zeitung

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