9.11.2024
40 Jahre Rheingauer Charta-Riesling

Rheingauer Charta-Weine: Ein visionärer Impuls für den deutschen Wein

Das deutsche Weinbezeichnungsrecht ist komplex und für Verbraucher oft schwer verständlich. Doch es gibt Ausnahmen, wie die Rheingauer Charta-Weine zeigen. Vor 40 Jahren entstand im Rheingau dieses Konzept, das mit seinem prägnanten Namen Klarheit schafft. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) am 09.11.2024 berichtete, markierte die Einführung der Charta-Weine einen wichtigen Schritt in der deutschen Weinlandschaft.

1984 stellten die Gründungsmitglieder der Charta-Vereinigung, darunter Erwein Graf Matuschka-Greiffenclau vom Weingut Schloss Vollrads und Dr. Hans Ambrosi vom Staatsweingut Kloster Eberbach, die ersten Charta-Rieslinge vor. Die Idee, sich auf einen trockenen, hochwertigen Riesling zu konzentrieren, traf den Nerv der Zeit. Die Vereinigung wuchs schnell auf 50 Mitglieder an. Das Ziel war klar: weg vom süßen Massenwein, hin zu einem trockenen, charaktervollen Riesling, der an die glorreichen Zeiten des Rheingauer Weins zu Beginn des 20. Jahrhunderts anknüpfen sollte.

Die Qualitätskriterien für einen Charta-Wein sind einfach, aber streng: Es muss ein trockener, balancierter Rheingau-Riesling mit Lagerpotenzial sein, der zu 100% aus vollreifen Rieslingtrauben aus besten Lagen gekeltert wird. Wie auf der Webseite des VDP (Verband Deutscher Prädikatsweingüter) erläutert wird, müssen die Weine eine Blindverkostung bestehen, um die Charta-Typizität zu gewährleisten. Die Weine dürfen frühestens am 1. September des Folgejahres auf den Markt kommen.

Drei Merkmale kennzeichnen einen Charta-Wein:

1. Die spezielle Charta-Kapsel mit den romanischen Doppelbögen, die an die Fenster des "Grauen Hauses" im Rheingau erinnern. 2. Die Bezeichnung "Charta-Riesling" auf dem Etikett, mittlerweile ohne Lagennamen. 3. Die Abfüllung in der klassischen braunen Rheingauer Schlegelflasche.

Neben der Typizität und der einheitlichen Ausstattung spielte die Verbindung von Wein und Speisen eine entscheidende Rolle für den Erfolg der Charta-Weine. Die Charta-Winzer reisten mit ihren Weinen und passenden Menüfolgen um die Welt und präsentierten den trockenen Rheingauer Riesling einem internationalen Publikum.

Die Charta-Vereinigung legte den Grundstein für die Klassifizierung von Weinbergslagen, die 1988 begann. Die Fokussierung auf besondere Lagen hatte im Rheingau bereits im 19. Jahrhundert Tradition, geriet aber später in Vergessenheit. Die Charta-Winzer griffen diese Tradition wieder auf und definierten Spitzenlagen, aus denen sie ab 1992 ihre Ersten Gewächse präsentierten. Diese Initiative mündete schließlich in die VDP.Klassifikationspyramide, die die Herkunft des Weins in den Mittelpunkt stellt, wie Wilhelm Weil, Vorsitzender des VDP.Rheingau, betont.

Auch heute, 40 Jahre später, sieht der VDP.Rheingau großes Potenzial in den Charta-Weinen. Mark Barth, stellvertretender Vorsitzender des VDP.Rheingau, sieht in ihnen einen "wunderbaren Botschafter für trockenen Riesling", der "viel Wein zu einem guten Preis" bietet. Die Rückkehr des Staatsweinguts Kloster Eberbach zur Charta-Produktion unterstreicht die anhaltende Bedeutung dieses Konzepts. Aktuell erzeugen 13 VDP.Weingüter Charta-Weine, darunter Weingut Allendorf, Wein- und Sektgut Barth und Weingut Diefenhardt.

Quellen:

Weitere
Artikel