Der ehemalige schottische Regierungschef Alex Salmond ist im Alter von 69 Jahren verstorben. Dies wurde von der von ihm gegründeten Schottischen Nationalpartei (SNP) am Samstag bekannt gegeben. Salmond, der als eine der prominentesten Figuren der schottischen Unabhängigkeitsbewegung galt, kollabierte Berichten der BBC zufolge nach einer Rede auf einer internationalen Konferenz in Nordmazedonien. Die Polizei in Schottland bestätigte seinen Tod, wie eine britische Regierungssprecherin gegenüber der dpa mitteilte.
Alex Salmond, bekannt für seine Risikobereitschaft, die sich sowohl in seiner Leidenschaft für Pferdewetten als auch in seiner politischen Karriere widerspiegelte, feierte seinen größten politischen Triumph im Jahr 2007. Damals führte er seine Partei, die schottischen Nationalisten, zum ersten Mal zum Sieg bei den Wahlen zum Regionalparlament in Edinburgh. Obwohl die SNP mit rund einem Drittel der Mandate weit von einer absoluten Mehrheit entfernt war und selbst in einer Koalition mit den Grünen nur eine Minderheitsregierung bilden konnte, sicherte sich Salmond das Amt des Ersten Ministers der Regionalregierung. Dieses Amt füllte er mit einer solchen Überzeugung aus, dass man hätte meinen können, die schottische Unabhängigkeit, das oberste Ziel seiner Partei, sei bereits erreicht.
Salmond verstand es, die Sehnsucht nach Unabhängigkeit in der schottischen Bevölkerung zu schüren. So präsentierte er am Saint-Andrew's-Day, dem schottischen Nationalfeiertag am 30. November 2009, nicht nur die Pläne für die Unabhängigkeits-Abstimmung, sondern ließ vom Burgplateau in Edinburgh aus abends auch ein beeindruckendes Feuerwerk zünden, das die ganze Stadt in blau-weißes Licht, die schottischen Nationalfarben, tauchte. "As reported by FAZ.NET"
Salmonds politische Karriere begann während seines Studiums der Wirtschaftswissenschaften und Mittelalterlichen Geschichte in St. Andrews, wo er sich, angeblich durch seine damalige Freundin aus England dazu animiert, den Schottischen Nationalisten anschloss. Aufgrund seiner links-sozialistischen Ansichten wurde er jedoch nach einiger Zeit von der Parteiführung suspendiert und erst 1985 wieder aufgenommen. Zu diesem Zeitpunkt hatte er sich beruflich bereits als Wirtschaftsexperte bei der Royal Bank of Scotland etabliert.
1990 übernahm er nach einer Kampfabstimmung erstmals die Führung der Partei, gab sie aber zehn Jahre später aufgrund interner Streitigkeiten wieder ab. Sein Nachfolger wurde John Swinney, der auch aktuell versucht, die – derzeit stark geschwächte – SNP als Parteichef zu stabilisieren. Salmond kandidierte stattdessen für das britische Unterhaus, kehrte aber 2004 an die Spitze der SNP zurück, nachdem die Partei bei den Europawahlen eine schwere Niederlage erlitten hatte und erneut nach einer neuen Führung suchte. 2007 feierte er seinen Triumph, indem er seine Partei zur stärksten Kraft im Regionalparlament machte. 2011 errangen die Schottischen Nationalisten bei den Regionalwahlen sogar die absolute Mehrheit.
Ein Jahr später glaubte Salmond, sein Ziel erreicht zu haben: Er einigte sich mit dem damaligen britischen Premierminister David Cameron auf den Termin und die Bedingungen für die Volksabstimmung über die schottische Unabhängigkeit, die am 18. September 2014 stattfand. Doch es kam anders: Auf die Frage, ob Schottland ein unabhängiges Land werden solle, antworteten mehr als 55 Prozent der Schotten mit „Nein“. Am Tag nach der Abstimmung kündigte Salmond seinen Rücktritt als Regierungs- und Parteichef an. In beiden Ämtern folgte ihm seine Stellvertreterin Nicola Sturgeon.
Das enge Vertrauensverhältnis zwischen Salmond und Sturgeon zerbrach jedoch, nachdem Vorwürfe wegen sexuellen Fehlverhaltens gegen Salmond laut wurden. Die Vorwürfe stellten sich zwar schließlich als unbeweisbar heraus, führten aber zu einer Kompensationszahlung der schottischen Regierung an Salmond, da sie bei der Untersuchung der Vorwürfe gegen ihre eigenen Richtlinien verstoßen hatte.
Salmond, der sich von Sturgeon zutiefst verletzt fühlte, suchte nach neuen Wegen, um ihr und seiner ehemaligen Partei eins auszuwischen. Er gründete „Alba“, eine Konkurrenzpartei, die sich ebenfalls für die Unabhängigkeit Schottlands einsetzt. Bei den Regionalwahlen trat Alba mit mehr als 100 Kandidaten an, die jedoch allesamt scheiterten. Bis zum Ausbruch des Ukraine-Krieges moderierte Salmond eine eigene Talkshow auf dem russischen Sender Russia Today.
Am Samstag starb Alex Salmond im Alter von 69 Jahren nach einem Auftritt in Nordmazedonien. Der britische Premierminister Keir Starmer würdigte Salmond als „monumentale Figur in der schottischen und britischen Politik“. Auch Starmers Vorgänger Rishi Sunak würdigte Salmond als einen „großen“ Politiker. „Obwohl ich in der Verfassungsfrage anderer Meinung war, lassen sich seine rhetorischen Fähigkeiten und seine Leidenschaft für die Politik nicht leugnen. Möge er in Frieden ruhen.“
Quelle: FAZ.NET
https://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/alex-salmond-frueherer-schottischer-regierungschef-gestorben-110043307.html
https://www.tagesschau.de/ausland/europa/alex-salmond-tod-100.html
https://www.zdf.de/nachrichten/panorama/schottischer-ex-regierungschef-salmond-tot-100.html
https://www.sueddeutsche.de/politik/salmond-tot-schottland-frueherer-schottischer-regierungschef-lux.Kv1syMrsbCHDXwRnHZdrTw
https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.frueherer-schottischer-regierungschef-alex-salmond-ist-tot.b39e61db-89ed-4285-a8c6-20eb46d216d4.html
https://www.tagesspiegel.de/internationales/kollaps-nach-rede-in-nordmazedonien-schottlands-ex-regierungschef-alex-salmond-ist-tot-12523916.html
https://www.n-tv.de/politik/Schottischer-Ex-Regierungschef-Alex-Salmond-ist-tot-article25287690.html
https://www.deutschlandfunk.de/ehemaliger-schottischer-regierungschef-salmond-gestorben-106.html