26.10.2024
Drogengewalt in Mexiko: Neue Regierung vor alten Herausforderungen

Mexiko: Die Gewalt der Rauschgiftkartelle eskaliert

Die scheinbare Ruhe in Culiacán, der Hauptstadt des mexikanischen Bundesstaates Sinaloa, trügt. Die Region gilt als Hochburg des gleichnamigen Rauschgiftkartells, das in den letzten Wochen wieder verstärkt in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt ist. Wie die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (F.A.Z) berichtet, lieferten sich schwerbewaffnete Mitglieder des Kartells am Dienstag ein heftiges Feuergefecht mit mexikanischen Sicherheitskräften. Bei dem Zusammenstoß, der sich etwa zehn Kilometer außerhalb von Culiacán ereignete, wurden laut Angaben des Verteidigungsministeriums 19 Kriminelle getötet und ein Anführer der Gruppierung festgenommen.

Dieser Vorfall ist nur ein Beispiel für die eskalierende Gewalt, die von den mexikanischen Drogenkartellen ausgeht. Der Kampf gegen das organisierte Verbrechen stellt eine der größten Herausforderungen für den mexikanischen Staat dar und hemmt die Entwicklung des Landes seit Jahren. Die neue Präsidentin, Claudia Sheinbaum, hat es sich zum Ziel gesetzt, die Gewalt einzudämmen und eine Kehrtwende in der Sicherheitspolitik einzuleiten.

Die Wurzeln des Problems

Die Wurzeln der Drogengewalt in Mexiko reichen Jahrzehnte zurück. Die geografische Nähe zu den Vereinigten Staaten, dem größten Drogenmarkt der Welt, sowie die Schwäche des mexikanischen Staates haben die Entstehung und das Wachstum mächtiger Kartelle begünstigt. Diese kriminellen Organisationen kontrollieren nicht nur den Drogenhandel, sondern sind auch in andere illegale Aktivitäten wie Menschenhandel, Schutzgelderpressung und Waffenhandel verwickelt.

Der mexikanische Drogenkrieg, der 2006 unter dem damaligen Präsidenten Felipe Calderón begann, hat die Situation weiter verschärft. Calderóns Strategie, das Militär massiv gegen die Kartelle einzusetzen, führte zu einer Eskalation der Gewalt und zu Zehntausenden von Toten. Auch unter seinem Nachfolger, Andrés Manuel López Obrador, der einen anderen Ansatz verfolgte und versuchte, die Gewalt durch soziale Programme und einen Dialog mit den Kartellen einzudämmen, konnte das Problem nicht gelöst werden.

Die Eskalation der Gewalt

In den letzten Monaten hat die Gewalt in Mexiko wieder deutlich zugenommen. Interne Machtkämpfe innerhalb der Kartelle, insbesondere im Sinaloa-Kartell, haben zu einer Welle von Morden, Entführungen und Anschlägen geführt. Wie der „Spiegel“ berichtet, wurden bei Kämpfen zwischen zwei rivalisierenden Gruppen des Sinaloa-Kartells im September mindestens 15 Menschen getötet und 20 weitere werden vermisst. Die Kämpfe zwangen die Behörden dazu, Schulen und Geschäfte zu schließen und öffentliche Veranstaltungen abzusagen.

Die Gewalt betrifft nicht nur die Mitglieder der Kartelle, sondern auch die Zivilbevölkerung. Immer wieder geraten Unbeteiligte zwischen die Fronten oder werden Opfer von Schutzgelderpressung und Gewaltverbrechen. Die Angst vor den Kartellen ist allgegenwärtig, viele Menschen leben in ständiger Unsicherheit.

Die Herausforderungen für die neue Regierung

Die neue Präsidentin, Claudia Sheinbaum, steht vor der großen Herausforderung, die Gewalt einzudämmen und die Macht der Kartelle zu brechen. Sie hat bereits angekündigt, einen anderen Weg als ihre Vorgänger zu gehen und setzt auf eine Kombination aus repressiven Maßnahmen und Prävention. So soll die Nationalgarde, eine neu geschaffene militarisierte Polizei, verstärkt im Kampf gegen das organisierte Verbrechen eingesetzt werden. Gleichzeitig sollen soziale Programme Jugendlichen Perspektiven bieten und sie davon abhalten, sich den Kartellen anzuschließen.

Ob Sheinbaums Strategie aufgeht, ist fraglich. Die mexikanischen Kartelle sind tief in der Gesellschaft verwurzelt und verfügen über enorme finanzielle Mittel und Waffen. Zudem ist die Korruption in Mexiko weit verbreitet, was die Bekämpfung des organisierten Verbrechens zusätzlich erschwert. Experten sind daher skeptisch, ob es der neuen Regierung gelingen wird, die Gewalt dauerhaft einzudämmen.

Die Eskalation der Kartellgewalt in Mexiko ist eine Tragödie für das Land und seine Bevölkerung. Sie zeigt die Grenzen des Staates auf und verdeutlicht die Notwendigkeit einer umfassenden Strategie, die nicht nur auf Repression, sondern auch auf Prävention, soziale Gerechtigkeit und die Bekämpfung der Korruption setzt. Nur so kann es gelingen, die Macht der Kartelle zu brechen und Mexiko den Weg in eine friedlichere Zukunft zu ebnen.

Quellen:

Weitere
Artikel