September 24, 2024
Drohnen im Einsatz: Schnelle Defibrillator-Lieferung für Notfälle

Notfälle: Drohne bringt Defibrillator zum Patienten

In Notfällen, insbesondere bei Herzkreislaufversagen, zählt jede Sekunde. Um die Überlebenschancen von Patienten zu erhöhen, wird in Deutschland ein innovatives Projekt getestet, bei dem Drohnen zur schnellen Lieferung von Defibrillatoren eingesetzt werden. Dieses Konzept könnte die Notfallversorgung in ländlichen Regionen erheblich verbessern.

Das Projekt „Rettungskette 5G“

Im Ostalbkreis in Baden-Württemberg wird ein Modellprojekt mit einem Budget von rund vier Millionen Euro, gefördert durch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr, durchgeführt. Ziel ist es, die Notfallversorgung durch den Einsatz des neuen Mobilfunkstandards 5G zu optimieren. Im Rahmen dieses Projekts werden zwei 5G-Hochleistungsmasten installiert, um die Kommunikation zwischen den Rettungsdiensten und den Ersthelfern zu verbessern.

Bis Ende des Jahres 2024 sind Testflüge der Rettungsdrohne des DRK-Kreisverbands Aalen über die Städte Aalen, Essingen und Lauterburg geplant. Diese Testflüge sind Teil eines umfassenden Ansatzes, der erstmals in Deutschland ein Defibrillator-Drohnenkonzept mit einem App-basierten Ersthelfer-Alarmierungssystem kombiniert, wie die Projektkoordinatorin Clara Lieb erklärt.

Funktionsweise des Systems

Im Falle eines Notfalls wird die zentrale Leitstelle informiert, dass ein Mensch möglicherweise einen Herzkreislaufstillstand erlitten hat. Die Leitstelle alarmiert nicht nur den Rettungswagen, sondern sendet auch einen Alarm an die App, in der registrierte Ersthelfer aufgeführt sind. Der nächstgelegene Ersthelfer kann den Notfall über die App annehmen und gleichzeitig mitteilen, ob er einen Defibrillator zur Verfügung hat.

Wenn der Ersthelfer keinen Defibrillator auftreiben kann, wird die Drohne aktiviert. Während die Drohne zum Einsatzort fliegt, beginnt der Ersthelfer bereits mit der Herz-Lungen-Wiederbelebung. Ein Sensor, den der Ersthelfer auf seiner Brust trägt, verbindet sich mit der App und gibt ihm Anweisungen, wie er die Wiederbelebung optimal durchführen kann. Sobald die Drohne ankommt, kann der Ersthelfer den Defibrillator entnehmen und die lebensrettenden Maßnahmen fortsetzen.

Vorteile der Drohnentechnologie

Die Integration von Drohnen in die Notfallversorgung könnte die Reaktionszeiten erheblich verkürzen. In ländlichen Gebieten, wo lange Transportwege für Rettungswagen die Regel sind, könnte eine Drohne in wenigen Minuten am Einsatzort sein. Dies ist besonders wichtig, da die Überlebenschancen bei einem Herzstillstand mit jeder verstrichenen Minute sinken.

Das Projekt zielt nicht nur darauf ab, die medizinische Versorgung zu verbessern, sondern auch die Attraktivität ländlicher Regionen zu steigern, indem es den Bürgern zeigt, dass moderne Technologien auch in weniger dicht besiedelten Gebieten zur Verfügung stehen.

Herausforderungen und Ausblick

Obwohl die Technologie vielversprechend ist, gibt es auch Herausforderungen. Die Abdeckung mit Mobilfunknetzen ist in ländlichen Regionen oft unzureichend, was die Effektivität der Drohneneinsätze beeinträchtigen könnte. Zudem müssen die rechtlichen Rahmenbedingungen für den Einsatz von Drohnen in der Notfallmedizin weiterentwickelt werden.

Die ersten Tests zeigen jedoch positive Ergebnisse und könnten den Weg für eine breitere Implementierung solcher Systeme in Deutschland ebnen. In Schweden beispielsweise hat ein ähnliches Projekt bereits erfolgreich gezeigt, dass Drohnen in der Lage sind, Defibrillatoren schneller als Rettungswagen zu liefern. Dies könnte auch in Deutschland ein entscheidender Schritt zur Verbesserung der Notfallversorgung sein.

Fazit

Die Verwendung von Drohnen zur Lieferung von Defibrillatoren ist ein innovativer Ansatz, der das Potenzial hat, die Notfallrettung zu revolutionieren. Durch die Kombination von moderner Technologie und effektiven Kommunikationssystemen können Leben gerettet werden, während die Herausforderungen, die mit der Implementierung solcher Systeme verbunden sind, weiterhin angegangen werden müssen.

Die Entwicklung und Erprobung solcher Technologien wird in den kommenden Jahren entscheidend sein, um die Notfallversorgung in Deutschland und darüber hinaus zu verbessern.

Quellen: ZEIT ONLINE, dpa

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