Der Anteil qualifizierter Erzieher*innen in deutschen Kitas ist rückläufig. Eine Studie der Bertelsmann Stiftung, über die unter anderem die Zeit berichtet, belegt diesen bundesweiten Trend. Exemplarisch wird Mecklenburg-Vorpommern genannt, wo der Anteil der Mitarbeiter*innen mit Erzieher*innenausbildung oder höher von 82,5 Prozent im Jahr 2017 auf rund 70 Prozent im Jahr 2023 sank. Die Bertelsmann Stiftung sieht 82,5 Prozent als Richtwert für eine gute Bildungsqualität in Kitas an. Auch andere Bundesländer zeigen ähnliche Entwicklungen. So sank in Baden-Württemberg laut SWR der Anteil der Kita-Teams mit einer hohen Fachkraftquote (mindestens 8 von 10 Angestellten mit Fachschulabschluss) von 39 Prozent im Jahr 2017 auf 26 Prozent im Jahr 2023. Der SWR berichtet von einem vergleichbaren Rückgang auch in Rheinland-Pfalz.
Die Bertelsmann Stiftung bewertet diese Entwicklung kritisch. Der Personalmangel in vielen Einrichtungen führt dazu, dass zunehmend Personal ohne pädagogische Ausbildung eingestellt wird, um den Betrieb aufrechtzuerhalten. Die Stiftung warnt vor negativen Auswirkungen auf die Qualität der pädagogischen Arbeit. Wie der Merkur berichtet, befürchtet die Stiftung außerdem eine Mehrbelastung für die verbliebenen Fachkräfte, welche die Quereinsteiger*innen einarbeiten müssen. Auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) äußert sich laut Tagesschau besorgt und fordert bessere Arbeitsbedingungen und mehr Ausbildungsplätze.
Mecklenburg-Vorpommerns Bildungsministerin Simone Oldenburg (Linke) widerspricht den Studienergebnissen. Stern und Ostseewelle zitieren sie mit der Aussage, der Anteil pädagogischer Fachkräfte in Mecklenburg-Vorpommern liege bei 95,2 Prozent. Die GEW hingegen stützt die Aussagen der Bertelsmann Stiftung und kritisiert, dass das Land auch Nicht-Pädagog*innen wie Hebammen oder Physiotherapeut*innen als Fachkräfte zähle.
Ein weiterer kritischer Aspekt ist die hohe Zahl der betreuten Kinder pro Fachkraft. Die Borkener Zeitung berichtet, dass in Mecklenburg-Vorpommern statistisch 12,1 Kinder auf eine Fachkraft kommen. Die Bertelsmann Stiftung empfiehlt einen Wert von 7,5. Auch in Rheinland-Pfalz betreut laut SWR eine pädagogische Person in drei Viertel der Kitas mehr Kinder als empfohlen.
Positive Entwicklungen gibt es dennoch: Der SWR berichtet, dass die GEW in Rheinland-Pfalz die steigende Zahl berufsbegleitender Ausbildungen zum*zur Erzieher*in begrüßt. Dies könnte dazu beitragen, den Fachkräftemangel zu verringern.
Quellen:
- Zeit Online: https://www.zeit.de/news/2024-12/04/studie-ausbildungsniveau-bei-kita-personal-gesunken
- Süddeutsche Zeitung: https://www.sueddeutsche.de/bildung/erzieherberuf-studie-anteil-der-fachkraefte-in-kitas-in-mv-gesunken-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-241204-930-307327
- Tagesschau: https://www.tagesschau.de/inland/regional/badenwuerttemberg/swr-studie-anteil-der-fachkraefte-in-kitas-in-bw-gesunken-102.html
- Borkener Zeitung: https://www.borkenerzeitung.de/welt/in-ausland/politik-inland/Studie-Ausbildungsniveau-bei-Kita-Personal-gesunken-575991.html
- Ostseewelle: https://www.ostseewelle.de/nachrichten/nachrichtentickermv/Studie-Ausbildungsniveau-bei-Kita-Personal-gesunken-id1237799.html