Die Zukunft des deutschen Films hängt am seidenen Faden. Am Donnerstag entscheidet der Bundestag über die Novellierung des Filmförderungsgesetzes. Regisseur Volker Schlöndorff warnt in einem eindringlichen Beitrag in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (F.A.Z., 18.12.2024) vor den schwerwiegenden Folgen eines Scheiterns. Es gehe nicht nur um die Filmförderung an sich, sondern um das "blanke Überleben des Films in Deutschland".
Schlöndorff erinnert in der F.A.Z. an die Geburtsstunde des Jungen Deutschen Films vor fünf Jahrzehnten und den Kampf um ein Filmförderungsgesetz, das 1972 verabschiedet wurde. Damals habe man weniger staatliche Gelder benötigt, sondern vielmehr eine tragfähige Struktur. Die Finanzierung basierte auf einer Abgabe pro Kinokarte, später ergänzt durch Beiträge der Fernsehsender.
Diese Struktur, so Schlöndorff weiter, habe Produzenten, Redakteuren, Kinobetreibern und Regisseuren ermöglicht, dem deutschen Film national wie international zu Anerkennung zu verhelfen. Filmtechnische Unternehmen prosperierten, digitale Technologien wurden entwickelt und Filmschulen gegründet. Dieser Erfolg gehöre jedoch der Vergangenheit an.
Sinkende Zuschauerzahlen und die Corona-Pandemie, die den Kinos laut Schlöndorff in der F.A.Z. "den Todesstoß" versetzte, führten zu massiven Einnahmeverlusten der Filmförderungsanstalt. Das Publikum wandte sich Streamingdiensten zu, die Kinokassen blieben leer, und die Finanzierung anspruchsvoller Projekte wurde unmöglich. Gleichzeitig floriere die französische Filmbranche, die von der Politik stets großzügig unterstützt werde und heute doppelt so hohe Besucherzahlen in den Kinos aufweise wie Deutschland.
Schlöndorff beklagt die prekäre Lage deutscher Kinos, die ums Überleben kämpfen oder schließen müssen. Produktionsfirmen und technische Betriebe melden Insolvenz an, deutsche Filme fehlen auf internationalen Festivals, und Filmstudios stehen leer. Exemplarisch nennt er das Studio Babelsberg, das trotz Sanierung keine Kunden finde. Der Grund: Deutschland habe seine Wettbewerbsfähigkeit als Filmstandort verloren.
Während Nachbarländer Fördermaßnahmen von 30 bis 50 Prozent anböten, seien deutsche Filmemacher gezwungen, für Streamingdienste wie Amazon und Netflix zu arbeiten, so Schlöndorff in der F.A.Z.. Selbst erfolgreiche Produktionen wie "Babylon Berlin" seien in Gefahr.
Der Regisseur kritisiert die Politik, die seit Jahren Versprechungen mache, aber keine konkreten Lösungen liefere. Zwar gebe es "vielversprechende Ansätze" wie die Drei-Säulen-Förderung – bestehend aus einem neuen Gesetz, steuerlichen Anreizen und einer Abgabe von Sendern und Streaminganbietern – doch diese drohten wirkungslos zu bleiben. Gemeinsam mit Tom Tykwer und Wim Wenders appelliert Schlöndorff in einem „Weckruf“ an den Bundestag (Tagesspiegel, 12.12.2024), die Filmförderreform trotz der Schwierigkeiten innerhalb der Regierungskoalition zu verabschieden. Sie sehen den deutschen Film „in höchster Gefahr“ und warnen vor dem Verlust von Arbeitsplätzen und dem Verfall des Films als Kulturgut, sollte das neue Filmförderungsgesetz samt flankierender Maßnahmen scheitern.
Wie der NDR (18.12.2024) berichtet, schlägt Schlöndorff Alarm und warnt vor der Insolvenz selbst erfolgreicher Filmemacher, falls die Pläne nicht vom Parlament angenommen werden. Das aktuelle Filmförderungsgesetz läuft Ende des Jahres aus. Ohne eine Erneuerung könnte die Filmabgabe nicht mehr erhoben werden, was ab Januar zu einer Finanzierungslücke für deutsche Filmprojekte führen würde.
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