Am 7. September 2024 gab die Polizei bekannt, dass zwei aus einer geschlossenen Einrichtung in Niederbayern geflohene Straftäter in der Türkei gefasst wurden. Die Männer, im Alter von 27 und 31 Jahren, waren am 17. August zusammen mit zwei weiteren Insassen aus dem Bezirkskrankenhaus Straubing entkommen. Die beiden anderen Flüchtigen wurden bereits in Österreich festgenommen.
Die Flucht der vier Männer war ein gewaltsamer Vorfall. Berichten zufolge hatten sie einen Mitarbeiter des Bezirkskrankenhauses überwältigt, ihn mit dem Tode bedroht und so das Öffnen der Pforte erzwungen. Diese Männer befanden sich aufgrund von Eigentums- und Betäubungsmitteldelikten im Maßregelvollzug und gelten als potenziell gefährlich.
Die beiden gefassten Männer wurden am 30. August in einem Migrationszentrum in der Stadt Edirne, die an der Grenze zwischen Bulgarien und Griechenland liegt, entdeckt. Bei der Überprüfung stellte die Polizei fest, dass es sich um die gesuchten Flüchtigen handelte. Der 31-jährige Bosnier wurde am Samstagvormittag nach Deutschland abgeschoben und in eine bayerische Justizvollzugsanstalt gebracht. Bei dem 27-jährigen Kosovaren wird die Abschiebung nach Deutschland derzeit noch geprüft.
Die Staatsanwaltschaft und die Kriminalpolizei ermitteln gegen die vier Männer wegen Verdachts auf Geiselnahme und gefährliche Körperverletzung. Die Vorwürfe basieren auf den Ereignissen während ihrer Flucht, bei der sie einen Mitarbeiter des Krankenhauses mit Gewalt bedrohten. Die rechtlichen Konsequenzen könnten für die Männer erheblich sein, da ihnen Haftstrafen zwischen fünf und fünfzehn Jahren drohen.
Die gewaltsame Flucht hat eine Debatte über die Sicherheitsvorkehrungen in geschlossenen Einrichtungen ausgelöst. Bayerns Sozialministerin Ulrike Scharf forderte eine umfassende Überprüfung der Sicherheitskonzepte in solchen Einrichtungen. Es müsse geprüft werden, ob in bestimmten Fällen Therapieabbrüche und eine Überstellung in Justizvollzugsanstalten schneller und rechtssicher erfolgen könnten.
Die Festnahme der beiden flüchtigen Straftäter in der Türkei stellt einen wichtigen Erfolg für die Polizei dar. Die Ereignisse rund um die Flucht und die anschließenden Festnahmen werfen jedoch auch Fragen zur Sicherheit in psychiatrischen Einrichtungen auf und könnten zu einer Neubewertung der bestehenden Sicherheitsmaßnahmen führen.
Quellen: dpa, Zeit Online, Süddeutsche Zeitung, Nordkurier, BR24