September 16, 2024
Kulturelle Nutzung der NS-Architektur eine neue Perspektive erschließen

Taugt NS-Architektur als Theaterkulisse? Malkovich und Ferres lesen „Stahltier“ in Nürnberg

Die Kongresshalle auf dem Reichsparteitagsgelände in Nürnberg, ein unvollendetes Bauwerk aus der Zeit des Nationalsozialismus, wird zunehmend in den Fokus kultureller Nutzung gerückt. John Malkovich und Veronica Ferres trugen bei einer szenischen Lesung des Stücks „Stahltier“ dazu bei, die Frage zu erörtern, ob solche Architektur als Kulisse für die Kunst dienen kann. Diese Lesung fand in einem der beeindruckendsten, jedoch unrenovierten Teile der Halle statt und zog großes Interesse auf sich.

Das Bauwerk, das ursprünglich für bis zu 50.000 Menschen konzipiert war, sollte als imposanter Rahmen für Hitlers Parteitagsreden fungieren. Trotz der ambitionierten Pläne wurde das Projekt mit Ausbruch des Zweiten Weltkriegs 1939 gestoppt, bevor es zur Vollendung kam. Heute steht die Halle als ein Monument der nationalsozialistischen Architektur, das in seiner Rohform an antike römische Bauten erinnert. Die Rundbögen und die monumentalen Dimensionen lassen Vergleiche zum Kolosseum und anderen historischen Stätten zu, was den Besuchern eine archäologische Erfahrung bietet, die sowohl faszinierend als auch beunruhigend ist.

Die Stadt Nürnberg hat lange Zeit versucht, die Kongresshalle zu ignorieren, doch seit 2001 gibt es Bestrebungen, das Gebäude kulturell zu nutzen. Ein Dokumentationszentrum wurde eingerichtet, und es sind Pläne in Arbeit, die Halle als „Ermöglichungsräume“ für verschiedene Kunstformen zu nutzen. Diese Initiative zielt darauf ab, den Mangel an Proberäumen und Ateliers in der Stadt zu beheben und gleichzeitig die kulturelle Landschaft zu bereichern. Die Debatte darüber, ob NS-Architektur als Kulisse für die Kunst dienen kann, bleibt jedoch umstritten.

Die Lesung von Malkovich und Ferres war nicht nur eine künstlerische Darbietung, sondern auch ein Versuch, die komplexen Fragen rund um die Nutzung solcher Orte zu beleuchten. Das Stück „Stahltier“ von Albert Ostermaier thematisiert die Figur der Leni Riefenstahl, die als eine der prominentesten Regisseurinnen des Nationalsozialismus gilt. Ihre Filme, insbesondere „Triumph des Willens“, nutzten das Reichsparteitagsgelände als Kulisse und prägten das Bild der nationalsozialistischen Ästhetik bis in die Gegenwart.

Die Wahl der Kongresshalle als Veranstaltungsort für diese Lesung ist symbolisch und provokant. Malkovich und Ferres lasen die Rollen von Riefenstahl, Joseph Goebbels und Willy Zielke, einem Kameramann, dessen Schicksal und Beitrag zur Filmkunst in der Geschichte oft übersehen werden. Die Darbietung bot den Zuschauern die Möglichkeit, sich mit der dunklen Vergangenheit auseinanderzusetzen und die ambivalenten Gefühle zu reflektieren, die mit der Ästhetik und der Architektur des Nationalsozialismus verbunden sind.

Die Reaktionen auf die Lesung waren gemischt. Während einige Zuschauer die schaurige Schönheit der Kulisse und die schauspielerische Leistung schätzten, gab es auch kritische Stimmen, die die moralische Angemessenheit der Nutzung eines solchen Ortes für künstlerische Zwecke infrage stellten. Die Frage bleibt, ob es möglich ist, die Schönheit von Architektur und Kunst zu genießen, während man sich gleichzeitig der dunklen Geschichte bewusst ist, die sie umgibt.

Die Kongresshalle könnte, so die Hoffnung der Stadt Nürnberg, zu einem Ort der Reflexion und des Dialogs werden, an dem Kunst und Geschichte miteinander interagieren können. Die Lesung von Malkovich und Ferres war ein erster Schritt in diese Richtung und könnte als Modell für zukünftige kulturelle Veranstaltungen dienen. In einer Zeit, in der die Auseinandersetzung mit der Geschichte wichtiger denn je ist, könnte die Kongresshalle eine Plattform für neue Perspektiven und Diskussionen bieten.

Die kulturelle Nutzung der Kongresshalle könnte somit nicht nur zur Aufarbeitung der Geschichte beitragen, sondern auch als Beispiel dafür dienen, wie man mit belasteter Architektur umgehen kann. Die Herausforderung besteht darin, einen Raum zu schaffen, der sowohl die Vergangenheit anerkennt als auch die Zukunft der Kunst und Kultur in Nürnberg fördert.

Insgesamt bleibt die Frage, ob NS-Architektur als Theaterkulisse taugt, eine komplexe und vielschichtige Debatte. Die Lesung von „Stahltier“ hat gezeigt, dass es möglich ist, diese Diskussion in einem künstlerischen Rahmen zu führen und gleichzeitig die Ambivalenz der Geschichte zu thematisieren. Die Kongresshalle könnte in Zukunft ein Ort sein, an dem solche Fragen weiterhin erforscht werden.

Die Veranstaltung hat das Potenzial, den kulturellen Diskurs in Nürnberg zu bereichern und die Kongresshalle als einen Ort der Begegnung und des Austauschs zu etablieren. Die Stadt hat die Möglichkeit, aus der Vergangenheit zu lernen und einen Raum zu schaffen, der sowohl künstlerische als auch historische Bedeutung hat.

Die kulturelle Nutzung der Kongresshalle könnte somit nicht nur zur Aufarbeitung der Geschichte beitragen, sondern auch als Beispiel dafür dienen, wie man mit belasteter Architektur umgehen kann. Die Herausforderung besteht darin, einen Raum zu schaffen, der sowohl die Vergangenheit anerkennt als auch die Zukunft der Kunst und Kultur in Nürnberg fördert.

Insgesamt bleibt die Frage, ob NS-Architektur als Theaterkulisse taugt, eine komplexe und vielschichtige Debatte. Die Lesung von „Stahltier“ hat gezeigt, dass es möglich ist, diese Diskussion in einem künstlerischen Rahmen zu führen und gleichzeitig die Ambivalenz der Geschichte zu thematisieren. Die Kongresshalle könnte in Zukunft ein Ort sein, an dem solche Fragen weiterhin erforscht werden.

Die Veranstaltung hat das Potenzial, den kulturellen Diskurs in Nürnberg zu bereichern und die Kongresshalle als einen Ort der Begegnung und des Austauschs zu etablieren. Die Stadt hat die Möglichkeit, aus der Vergangenheit zu lernen und einen Raum zu schaffen, der sowohl künstlerische als auch historische Bedeutung hat.

Die Lesung von Malkovich und Ferres hat somit nicht nur die Frage aufgeworfen, ob NS-Architektur als Theaterkulisse taugt, sondern auch einen Raum geschaffen, in dem die Auseinandersetzung mit der Geschichte und der Kunst in einem neuen Licht betrachtet werden kann.

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