Weihnachten wird weltweit gefeiert, doch die Traditionen könnten unterschiedlicher kaum sein. Während in Deutschland der Duft von Lebkuchen und Glühwein in der Luft liegt, gibt es andernorts surfende Weihnachtsmänner, Fastenzeiten oder gar Lottofieber. Ein Blick auf die globalen Weihnachtsbräuche offenbart die faszinierende Vielfalt dieses Festes.
Auf den Philippinen, wo Weihnachten „Pasko“ heißt, beginnt die Festzeit bereits am 1. September und erstreckt sich über fast 130 Tage. Laut dpa (via ZEIT ONLINE) erstrahlen ab diesem Zeitpunkt Shopping-Malls und Geschäfte im weihnachtlichen Glanz, und Leuchttafeln zählen die Tage bis Weihnachten herunter. Diese „Ber-Monate“, deren Name sich aus den letzten Silben der Monate September bis Dezember ableitet, enden erst nach dem Dreikönigsfest am 6. Januar. Eine weitere Tradition sind die „Simbang Gabi“ oder „Misa de Gallo“ (Hahnenmesse), nächtliche Kirchgänge an den neun Tagen vor Weihnachten. Der Glaube besagt, dass Wünsche in Erfüllung gehen, wenn man alle neun Messen besucht.
In Mexiko erinnern die „Posadas“ an die Herbergssuche von Maria und Josef. Mit Kerzen und Gesang ziehen die Menschen von Haus zu Haus und bitten um Einlass, der zunächst symbolisch verweigert, dann aber gewährt wird. Im Anschluss wird mit Tamales, gedämpftem Maisteig mit Fleischfüllung und Mole-Soße, und Punsch gefeiert. Kinder freuen sich auf die Piñata, eine mit Süßigkeiten gefüllte Pappmaché-Kugel, die mit einem Stock zerschlagen wird. Wie die dpa berichtet, geht die Tradition der „Posadas“ auf spanische Augustinermönche zurück, die die aztekischen Riten zur Ankunft des Kriegsgottes Huitzilopochtli mit der christlichen Weihnachtsgeschichte verbanden.
Ganz anders gestaltet sich die Vorweihnachtszeit in Äthiopien. Dort wird das orthodoxe Weihnachtsfest am 7. Januar gefeiert, dem eine 43-tägige Fastenzeit, „Tsome Nebiyat“ genannt, vorausgeht. In dieser Zeit wird auf Fleisch, Milchprodukte, Eier und Alkohol verzichtet und nur eine Mahlzeit pro Tag eingenommen.
Sommerliche Temperaturen prägen Weihnachten in Australien. „White Christmas“ bedeutet hier strahlend weiße Sandstrände statt Schnee. Die Menschen feiern mit Barbecues und Bier am Meer, und surfende Weihnachtsmänner erobern die Wellen. Beliebt sind auch die „Santa Pub Crawls“, bei denen als Weihnachtsmann verkleidete Gruppen von Bar zu Bar ziehen.
In Japan, wo Shintoismus und Buddhismus vorherrschen, hat Weihnachten einen stark kommerziellen Charakter. Eine ungewöhnliche Tradition hat sich rund um die Fast-Food-Kette KFC etabliert: Millionen japanischer Familien genießen zu Weihnachten knuspriges Hähnchen, das oft Wochen im Voraus bestellt werden muss. Der Dezember ist für KFC in Japan ein umsatzstarker Monat.
In Spanien dreht sich in der Weihnachtszeit alles um die Lotterie „El Gordo“ (der Dicke). Die Ziehung der Gewinnzahlen am 22. Dezember wird live im Fernsehen übertragen. Der Jackpot beträgt mehrere Milliarden Euro, die einzelnen Gewinne fallen jedoch vergleichsweise gering aus, da viele Menschen nur ein Zehntellos, den „Décimo“, erwerben. Wer bei „El Gordo“ kein Glück hat, kann am Dreikönigstag bei der Lotterie „El Niño“ sein Glück erneut versuchen.
In Norwegen stellen Familien mit Kindern an Heiligabend einen Teller Haferbrei („grøt“) vor die Tür. Dieser ist für den Nisse, einen Wichtel, der im Stall lebt und über die Tiere wacht. Bekommt er keinen Brei, könnte er den Menschen Streiche spielen. Die Figur des Nisse hat sich im Laufe der Zeit mit dem Weihnachtsmann vermischt, der heutzutage die Geschenke bringt.
In Italien ist der Panettone, ein süßes Hefegebäck mit Rosinen und kandierten Früchten, fester Bestandteil der Weihnachtszeit. Das Gebäck stammt ursprünglich aus Mailand und wird in speziellen Papiermanschetten gebacken. Der Panettone ist ein echter Verkaufsschlager: Millionen Stück werden jährlich verkauft.
In der Provence in Südfrankreich werden an Weihnachten 13 Desserts serviert, die an Jesus und seine Jünger erinnern. Zu den Nachspeisen gehören unter anderem Nüsse, Feigen, Mandeln, Rosinen und Trockenfrüchte. Der Tradition nach soll jeder von jedem Dessert kosten, um im neuen Jahr Glück zu haben.
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