Beeinflusst Taxifahren das Risiko für Alzheimer? Diese Frage wird sowohl in der Wissenschaft als auch in den Medien diskutiert. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung (F.A.Z.) beleuchtete dieses Thema am 18.12.2024 und hob die kognitiven Herausforderungen des Berufs hervor. Insbesondere in Großstädten wie London müssen Taxifahrer ein ausgezeichnetes Ortsgedächtnis entwickeln, um im komplexen Verkehrsgeschehen navigieren zu können. Die F.A.Z. berichtete über eine Studie des "British Medical Journal", in der Demenzforscher aus Harvard die Sterbedaten von neun Millionen US-Amerikanern analysierten. Ergebnis dieser Analyse war, dass Taxi- und Rettungswagenfahrer im Vergleich zu anderen Berufsgruppen seltener an Alzheimer starben.
Die F.A.Z. betonte jedoch, dass aus diesen statistischen Daten kein direkter kausaler Zusammenhang zwischen Taxifahren und einem reduzierten Alzheimer-Risiko abgeleitet werden kann. Es bleibt ungeklärt, ob das intensive Training des räumlichen Gedächtnisses tatsächlich vor Demenz schützt. Der Artikel verweist auf die Lancet-Kommission, die das räumliche Gedächtnis nicht zu den 14 bekannten Risikofaktoren für Demenz zählt.
Auch Scinexx berichtete am 18. Dezember 2024 über die Harvard-Studie und die niedrigere Alzheimer-Sterblichkeitsrate bei Taxi- und Krankenwagenfahrern. Scinexx erläutert, dass der Hippocampus, die Hirnregion, die für räumliches Gedächtnis und Navigation zuständig ist, bei Taxifahrern eine erhöhte Aktivität aufweist. Da der Hippocampus auch bei der Entstehung von Alzheimer eine Rolle spielt, wird vermutet, dass das regelmäßige Training dieser Hirnregion durch Navigation einen gewissen Schutz bieten könnte. Scinexx betont ebenfalls, dass die Studie lediglich eine Korrelation, aber keinen ursächlichen Zusammenhang nachweist.
Bereits am 12.12.2011 berichtete Die Welt über die Auswirkungen des Taxifahrens auf das Gehirn, insbesondere am Beispiel der Londoner Taxifahrer. Um in London Taxi fahren zu dürfen, muss man "The Knowledge" erwerben, was das Auswendiglernen von 25.000 Straßen und 20.000 Sehenswürdigkeiten beinhaltet. Die Welt zitiert eine Studie, die belegt, dass Londoner Taxifahrer im Hippocampus mehr graue Substanz aufweisen als die Vergleichsgruppe. Dies wird als Hinweis darauf gedeutet, dass Lernen auch im Erwachsenenalter die Hirnstruktur positiv beeinflussen kann.
Einen anderen Aspekt beleuchtet Henryk M. Broder in der Welt am 26.08.2016. Er sieht in der Verwendung von Navigationsgeräten eine potenzielle Gefahr für das räumliche Gedächtnis und empfiehlt, Routen selbst zu planen, um das Gehirn zu trainieren. Broder bezieht sich dabei auf eine Studie des Londoner King's College, die die Gehirnaktivität von Taxifahrern beim Planen von Umwegen untersuchte und eine erhöhte Aktivität im Hippocampus feststellte.
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die kognitiven Anforderungen des Taxifahrens, insbesondere die ständige Navigation und Orientierung, positive Effekte auf das Gehirn haben können. Ob dies tatsächlich zu einem geringeren Alzheimer-Risiko führt, ist wissenschaftlich noch nicht abschließend geklärt. Weitere Forschung ist erforderlich, um den Zusammenhang zwischen beruflicher Tätigkeit und Demenzrisiko umfassender zu verstehen.
Quellen: