Nach seiner Wiederwahl zum sächsischen Ministerpräsidenten erhielt Michael Kretschmer (CDU) in der Dresdner Frauenkirche den kirchlichen Segen. Wie die Zeit berichtet, zog Pfarrer Markus Engelhardt in der Unterkirche eine Parallele zur Herrnhuter Losung vom 18. Dezember, die von Geduld und Erfüllung von Verheißungen spricht (Quelle: Zeit). Engelhardt betonte laut dpa, dass sich Geduld auch für Kretschmer ausgezahlt habe, der die absolute Mehrheit erst im zweiten Wahlgang erreichte. Er erinnerte an Max Webers Beschreibung von Politik und zitierte König Salomon zum Thema Gerechtigkeit. Der Erfolg dürfe nicht über der Gerechtigkeit stehen. An der Zeremonie nahmen neben Kretschmers Eltern auch hochrangige Vertreter der evangelischen und katholischen Kirche teil (Quelle: Süddeutsche Zeitung).
Kretschmers Wiederwahl erfolgte in einem komplexen politischen Umfeld. Die Sächsische Zeitung beschreibt, dass er die Unterstützung anderer Fraktionen benötigte, um die notwendige Mehrheit zu erreichen (Quelle: Sächsische Zeitung). Die Linke hatte ihre Unterstützung bereits im Vorfeld angekündigt, um zu verhindern, dass die CDU der AfD Einfluss gewährt, wie die Mitteldeutsche Zeitung und der Stern berichten (Quelle: Mitteldeutsche Zeitung) (Quelle: Stern). Auch das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) unterstützte Kretschmer nach "gewissen Zusagen", wie Wagenknecht laut MDR erklärte (Quelle: MDR). Diese Zusagen umfassten unter anderem die Vermeidung von Kürzungen und Friedensinitiativen. Die Grünen, ehemaliger Koalitionspartner der CDU, stimmten ebenfalls für Kretschmer, betonten jedoch die Notwendigkeit einer veränderten politischen Kultur im Landtag.
Die AfD versuchte im zweiten Wahlgang, den parteilosen Kandidaten Frank Berger zu unterstützen, was an den "Kemmerich-Moment" in Thüringen erinnerte, so die Sächsische Zeitung. Dieses Manöver scheiterte. AfD-Chef Jörg Urban überreichte Kretschmer nach der Wahl eine Merkel-Biografie. Die Freien Sachsen kritisierten die mangelnde Geschlossenheit der Opposition, wie ebenfalls die Sächsische Zeitung berichtet. Kretschmers Wahl verdeutlicht die neuen politischen Kräfteverhältnisse in Sachsen: Die CDU kann nach 34 Jahren nicht mehr allein oder mit wechselnden Partnern regieren. Die Minderheitsregierung ist auf die Zusammenarbeit mit anderen Fraktionen angewiesen.