25.10.2024
Habecks Indische U-Bahn Odyssee: Nachhaltigkeitsgeste Mit Beigeschmack

Der deutsche Wirtschaftsminister Robert Habeck hat während seines Besuchs in Indien die Metro von Neu Delhi genutzt, um zu einem Termin zu gelangen. Die Aktion, die von seinem indischen Amtskollegen Piyush Goyal ausging, sollte zeigen, dass der öffentliche Nahverkehr eine effiziente Alternative zum Auto im chaotischen Stadtverkehr Delhis darstellt. „Eine halbe Stunde Metro statt mehr als einer Stunde mit dem Auto“, so die Rechnung, die auch dem Grünen gefallen haben dürfte. Wie die FAZ berichtet, schert Habeck gerne aus den Vorgaben des Protokolls aus, erst recht, wenn Fotografen dabei sind.

Die Fahrt mit der U-Bahn, die eigentlich als Zeichen für Nachhaltigkeit und Verkehrsbewusstsein dienen sollte, führte jedoch zu einem Verkehrschaos der besonderen Art. Wie die FAZ weiter berichtet, musste Habecks Delegation, bestehend aus mehreren Fahrzeugen, zunächst im Kolonnen-Stil zur Metrostation fahren, was den Verkehr auf den umliegenden Straßen erheblich beeinträchtigte. In der Metrostation selbst wurde dann der gesamte Personenverkehr für die Ministergruppe gestoppt. Die Delegation musste durch leere Gänge und über Rolltreppen hetzen, um zum Bahnsteig zu gelangen, wo bereits ein Sonderzug wartete. Die ersten beiden Waggons der U-Bahn, die normalerweise Delhis Innenstadt mit dem Flughafen verbindet, blieben für die Minister und ihre Begleiter reserviert. Die wartenden Fahrgäste in den hinteren Abteilen mussten warten, bis alle Platz genommen hatten.

Während der Fahrt zeigte sich Habeck beeindruckt von der modernen, fahrerlosen U-Bahn. Goyal erklärte ihm, dass die Verlängerung einer solchen Linie im Schnitt zwei bis drei Jahre dauere. Ein Zeitrahmen, der in Deutschland für ähnliche Projekte undenkbar wäre. Goyal nutzte die Gelegenheit, um auf die Leistungsfähigkeit der indischen Infrastruktur hinzuweisen und bot Habeck sogar die Hilfe seines Landes an, um ähnliche Projekte in Deutschland zu beschleunigen.

Die Anekdote verdeutlicht die Herausforderungen, vor denen Deutschland bei der Modernisierung seiner Infrastruktur und der Umsetzung der Verkehrswende steht. Während Indien mit Hochdruck an der Verbesserung seines öffentlichen Nahverkehrs arbeitet, scheint Deutschland in bürokratischen Prozessen und langwierigen Planungsverfahren festzustecken.

Quelle: FAZ.NET

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Julia Löhr

Wirtschaftskorrespondentin in Berlin.

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