September 2, 2024
HPE verfolgt rechtliche Schritte gegen Witwe von Mike Lynch nach Yachttragödie

Nach Untergang der Bayesian: HPE könnte gegen Frau von Mike Lynch klagen

Der amerikanische Computerkonzern Hewlett Packard Enterprise (HPE) plant, seine milliardenschweren Schadenersatzforderungen gegen den verstorbenen britischen Tech-Unternehmer Mike Lynch nun auch gegen dessen Witwe, Angela Bacares, weiterzuverfolgen. Diese Entwicklung folgt dem tragischen Tod von Lynch, der am 19. August 2024 beim Untergang seiner Segelyacht Bayesian vor der Küste Siziliens ums Leben kam.

HPE erhebt Ansprüche in Höhe von bis zu vier Milliarden Dollar (etwa 3,6 Milliarden Euro) und argumentiert, dass Lynch und seine Partner beim Verkauf des Softwareunternehmens Autonomy im Jahr 2011 die Bücher frisiert hätten, um den Verkaufspreis von 11,7 Milliarden Dollar künstlich zu erhöhen. Obwohl Lynch in einem Strafprozess in San Francisco im Juni 2024 von einer Jury freigesprochen wurde, hatte HPE bereits im Jahr 2022 in einem zivilrechtlichen Verfahren vor dem Londoner High Court gegen Lynch und seinen ehemaligen Finanzvorstand Sushovan Hussain gewonnen.

Ein Sprecher von HPE äußerte sich gegenüber der „Sunday Times“ und bekräftigte: „HPE hat die Absicht, das Verfahren bis zu seinem Abschluss zu verfolgen.“ Eine Entscheidung des Londoner High Courts über die Höhe der Ansprüche wird bis Ende des Jahres erwartet. Sollte HPE erfolgreich sein, könnte das Unternehmen sich direkt an Bacares und die Erben von Lynch wenden.

Der konservative Ex-Minister und Freund von Lynch, David Davis, hat HPE aufgefordert, von den Klagen abzusehen, und warnte vor einem möglichen Reputationsschaden für das Unternehmen. Der Rechtsstreit hat HPE bereits einen hohen zweistelligen Millionenbetrag gekostet. Angela Bacares, die den Untergang der Yacht überlebte, wird als potenziell haftbare Person in Betracht gezogen.

Die Tragödie um den Untergang der Bayesian hat nicht nur rechtliche, sondern auch menschliche Dimensionen. Bei dem Unglück starben neben Lynch auch seine 18-jährige Tochter und fünf weitere Personen. Die Passagiere der Yacht feierten an Bord den Freispruch von Lynch in einem separaten Betrugsprozess, der unabhängig von dem Verfahren in Großbritannien war.

Die Yacht sank nach Berichten aufgrund eines plötzlichen Sturms, der das Schiff überraschte. Die italienischen Rettungskräfte haben bereits mehrere Leichen geborgen, während die Suche nach weiteren Vermissten fortgesetzt wird. Die Sicherheitsvorkehrungen auf Superyachten sind oft nicht ausreichend, um in extremen Wetterbedingungen zu bestehen, was die Tragödie noch erschreckender macht.

Die rechtlichen Schritte von HPE könnten weitreichende Konsequenzen haben, sowohl für das Unternehmen als auch für die Hinterbliebenen von Lynch. Experten für Seerecht haben bereits angedeutet, dass Klagen gegen den Betreiber der Yacht und mögliche Ansprüche wegen Fahrlässigkeit im Raum stehen könnten. Die Komplexität der rechtlichen Situation wird durch die internationalen Aspekte des Falls und die verschiedenen Jurisdiktionen, die möglicherweise zur Anwendung kommen, weiter erhöht.

Insgesamt bleibt abzuwarten, wie sich die Situation entwickeln wird. Die rechtlichen Auseinandersetzungen zwischen HPE und den Erben von Mike Lynch könnten sich über Jahre hinziehen und dabei nicht nur finanzielle, sondern auch emotionale Belastungen für alle Beteiligten mit sich bringen.

Quellen: F.A.Z., dpa, Business Insider

Weitere
Artikel