September 11, 2024
Investitionen für die Zukunft: Deutschlands Weg zur industriellen Transformation

Standort Deutschland: 1,4 Billionen Euro für die Transformation

Die deutsche Industrie steht vor einer entscheidenden Herausforderung: Um bis 2030 wettbewerbsfähig zu bleiben, wird ein Investitionsbedarf von rund 1,4 Billionen Euro prognostiziert. Diese Summe ist notwendig, um die Transformation des Industriestandorts Deutschland zu bewältigen, wie aktuelle Studien des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI) und der Boston Consulting Group (BCG) zeigen.

BDI-Präsident Siegfried Russwurm äußerte sich besorgt über die gegenwärtige Lage der deutschen Industrie. Er betonte, dass Deutschland sich „auf der Verliererstraße“ befinde und dass die Luft am Standort raus sei. Ein Fünftel der industriellen Wertschöpfung könnte gefährdet sein, was nicht nur eine theoretische Annahme, sondern ein Fakt ist, der durch jahrelange Daten belegt wird. Diese alarmierenden Aussagen richten sich auch gegen die optimistische Erzählung von Kanzler Olaf Scholz, die eine bevorstehende grüne Wachstumswunder verspricht.

Investitionsbedarf und staatliche Unterstützung

Die Studie, die in Berlin vorgestellt wurde, zeigt, dass etwa ein Drittel der erforderlichen Investitionen, also rund 460 Milliarden Euro, vom Staat bereitgestellt werden sollten. Die restlichen Mittel müssen durch private Investoren aufgebracht werden. Derzeit liegt die Investitionsquote in Deutschland bei etwa 12 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP), was im internationalen Vergleich hinter Ländern wie den USA und Frankreich zurückbleibt.

Ein zentraler Punkt der Diskussion ist der „Transformationsstrompreis“, der als Teil der politischen Maßnahmen zur Entlastung kriselnder Unternehmen wie Volkswagen ins Spiel gebracht wurde. Ökonomen warnen jedoch davor, dass die Politik sich nicht zu stark einmischen sollte, um die Marktmechanismen nicht zu stören.

Strukturelle Herausforderungen und Chancen

Die Studie identifiziert mehrere strukturelle Probleme, die die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie beeinträchtigen. Dazu zählen hohe Energiekosten, eine unzureichende Verkehrsinfrastruktur, Bürokratie und ein Mangel an Fachkräften. Diese Herausforderungen könnten dazu führen, dass ein Fünftel der deutschen Industriewertschöpfung mittelfristig gefährdet ist.

Die Autoren der Studie betonen, dass die Stärken der deutschen Industrie, wie hohe Produktivität und Innovationskraft, nicht mehr ausreichen, um die bestehenden Probleme zu kompensieren. Insbesondere die Dekarbonisierung und die digitale Transformation sind entscheidend für die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit. Der Umbau des industriellen Sektors wird als eine der größten Transformationsanstrengungen seit der Nachkriegszeit beschrieben.

Globale Märkte und Zukunftstechnologien

Die globale Transformation bietet jedoch auch Chancen. Bis 2030 könnten neue Märkte mit einem Umsatz von über 15 Billionen Euro entstehen, insbesondere in den Bereichen Klima, Digitalisierung und Gesundheit. Deutschland hat in diesen Bereichen eine gute Ausgangsposition, um als Weltmarktführer aufzutreten.

Um diese Chancen zu nutzen, ist eine mutige industriepolitische Agenda erforderlich. Russwurm fordert, dass Deutschland einen „Level Playing Field“ schaffen muss, um im globalen Wettbewerb bestehen zu können. Dies erfordere nicht nur erhebliche Investitionen, sondern auch eine grundlegende Reform der politischen Rahmenbedingungen.

Fazit und Ausblick

Die Ergebnisse der Studie sind ein Weckruf für die Politik und die Industrie. Um den Standort Deutschland zu sichern und die grüne sowie digitale Transformation erfolgreich zu gestalten, sind umfassende Maßnahmen erforderlich. Der BDI fordert, dass die Politik ihre industriepolitische Agenda neu ausrichtet und die notwendigen Rahmenbedingungen schafft, um sowohl private als auch öffentliche Investitionen zu fördern.

Die Herausforderungen sind groß, aber die Chancen, die sich aus einer erfolgreichen Transformation ergeben, sind ebenso erheblich. Deutschland muss sich neu erfinden und die Weichen für eine nachhaltige und wettbewerbsfähige Industrie der Zukunft stellen.

Quellen: F.A.Z., Handelsblatt, WirtschaftsWoche.

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