Schönheitswettbewerbe im Umbruch: Weg von traditionellen Idealen

Der gesellschaftliche Wandel beeinflusst zunehmend auch die Welt der Miss-Wahlen. Die Abschaffung der "Miss Nederland"-Wahlen nach 35 Jahren, über die diverse Medien berichten, hat die Diskussion über Sinn und Zukunft solcher Wettbewerbe neu entfacht. Die Veranstalter begründeten die Entscheidung laut Tagesspiegel vom 19.12.2024 damit, dass das Format nicht mehr zeitgemäß sei. Anstatt auf klassische Schönheitsideale zu setzen, starten sie die Online-Plattform "Niet Meer Van Deze Tijd" (Nicht mehr von dieser Zeit), die sich Themen wie mentaler Gesundheit, soziale Medien, Diversität und Selbstpräsentation widmet. Auch in Deutschland findet ein Umdenken statt. Wie die Zeit am 20.12.2024 berichtet, hat Max Klemmer von den Miss Germany Studios in Oldenburg das Konzept von "Miss Germany" bereits vor fünf Jahren umfassend reformiert. Man habe sich "aus dem Schönheitskosmos ausgestiegen", so Klemmer. Die Altersgrenze wurde abgeschafft und die Teilnahme an internationalen Wettbewerben wie "Miss Universe" und "Miss World" eingestellt. "Miss Germany" fokussiert sich nun auf die Förderung von Frauen in der Wirtschaft. Die Finalistinnen treten in Kategorien wie "Female Founder", "Female Mover" und "Female Leader" an und präsentieren beispielsweise ihre Start-ups. Klemmer sieht in diesem Wandel eine Antwort auf die Erkenntnis, dass Geschlechtergerechtigkeit und empathische Führung der Wirtschaft nutzen. Die Reformierung von Miss-Wahlen ist kein rein deutsch-niederländisches Phänomen. Auch in Österreich wurde der Wettbewerb laut den Grafschafter Nachrichten vom 20.12.2024 vor einigen Jahren modernisiert. Der "Bikini-Walk" wurde gestrichen, das Motto lautet nun "Sei, wie du bist". In Spanien und Portugal spielen Intellekt, berufliche und persönliche Leistungen sowie soziales Engagement eine immer größere Rolle bei der Bewertung der Kandidatinnen. Spanien war laut dpa 2018 das erste Land, in dem eine Transfrau den Titel "Miss Spanien" gewann. Im Folgejahr wählte Portugal die Transfrau und Antidiskriminierungsaktivistin Marina Machete. Während in Polen und Tschechien die traditionellen Miss-Wahlen weiterhin bestehen und keine nennenswerte öffentliche Debatte über deren Abschaffung geführt wird, bewertet Max Klemmer die Entwicklung in den Niederlanden positiv. Er bedauert jedoch die vollständige Abschaffung des Wettbewerbs und betont, dass "Miss Germany" den Titel bewusst beibehalten, aber inhaltlich neu interpretiert habe. Es gehe nicht mehr um die klassischen Maße 90-60-90, sondern um Frauen mit etwas zu sagen. Dieser Kurswechsel stößt auf Kritik, wie die Äußerungen des baden-württembergischen AfD-Landtagsabgeordneten Ruben Rupp zeigen, der den Wandel als "Spiegel des deutschen Niedergangs" bezeichnet. Klemmer sieht soziale Medien kritisch, da dort klassische Schönheitsideale durch Filter und Schönheitsoperationen wieder verstärkt verbreitet werden. Er sieht es als Aufgabe der Veranstalter, gesunde Vorbilder zu präsentieren. Die Zukunft der Miss-Wahlen bleibt spannend. Ob der Trend zur inhaltlichen Neuausrichtung anhält oder ob weitere Länder dem Beispiel der Niederlande folgen, wird die Zeit zeigen. Quellen: - Zeit Online: https://www.zeit.de/news/2024-12/20/weg-von-90-60-90-miss-wahlen-im-gesellschaftlichen-wandel - Grafschafter Nachrichten: https://www.gn-online.de/niedersachsen/weg-von-90-60-90-miss-wahlen-im-gesellschaftlichen-wandel-560518.html - Der Tagesspiegel: https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/die-welt-verandert-sich-niederlande-schaffen-miss-wahlen-ab-12900364.html - Brigitte: https://www.brigitte.de/aktuell/gesellschaft/schoenheitswettbewerb--schafft-endlich-die-miss-wahlen-ab--13922934.html - Mitteldeutsche Zeitung: https://www.mz.de/panorama/grune-fordern-schutz-von-frauen-vor-gewalt-3969823 - Rheinische Post: https://rp-online.de/panorama/niederlande/niederlande-schaffen-miss-wahlen-ab_aid-122261293 - Stern: https://www.stern.de/news/bundesrat-tagt-zu-besserem-schutz-des-verfassungsgerichts-und-deutschlandticket-35326680.html - Ludwigsburger Kreiszeitung: https://www.lkz.de/%C3%BCberregionales.html