Neuere Studien legen nahe, dass der Mond deutlich älter sein könnte als bisherige Schätzungen vermuten ließen. Laut einem Bericht der Deutschen Presse-Agentur (dpa) vom 18.12.2024 haben Wissenschaftler aus den USA, Frankreich und Deutschland eine Erklärung für die Diskrepanz zwischen dem Alter von Mondgestein und dem vermuteten Entstehungszeitpunkt des Mondes gefunden. Demnach haben die starken Gezeitenkräfte der Erde den Mond kurz nach seiner Entstehung vor etwa 4,35 Milliarden Jahren stark erhitzt. Dieses extreme Aufheizen führte zu einem erneuten Aufschmelzen des Mondgesteins und zum Austritt von Magma an die Oberfläche. Die Analyse der von Apollo-Missionen und anderen Mondmissionen gesammelten Gesteinsproben spiegelt somit das Alter dieses jüngeren Magmas wider und nicht das tatsächliche Entstehungsalter des Mondes. Die Ergebnisse der Studie wurden in der Fachzeitschrift "Nature" veröffentlicht.
Die gängige Theorie zur Entstehung des Mondes besagt, dass er sich nach einer Kollision der jungen Erde mit einem marsgroßen Himmelskörper namens Theia gebildet hat. Durch diesen gewaltigen Zusammenstoß wurden enorme Mengen an Gestein ins All geschleudert, die sich schließlich zum Mond zusammenballten. Bisher wurde das Alter des Mondes auf Grundlage der ältesten gefundenen Mondgesteine auf etwa 4,35 Milliarden Jahre geschätzt. Die Entdeckung älterer Zirkonkristalle im Mondgestein warf jedoch Zweifel an dieser Altersbestimmung auf.
Wie die "Zeit" am 18.12.2024 berichtete, präsentieren Francis Nimmo von der University of California, Thorsten Kleine vom Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung und Alessandro Morbidelli von der Universität Sorbonne eine mögliche Lösung für dieses Rätsel. Ihrer Hypothese nach bewegte sich der Mond nach seiner Entstehung zunächst auf einer stark elliptischen Bahn in der Nähe der Erde. Die daraus resultierenden, intensiven Gezeitenkräfte heizten das Mondinnere stark auf und führten zum Austritt von Magma, was zu einer Art "Verjüngung" der Mondoberfläche führte. Die Forscher schätzen das tatsächliche Alter des Mondes nun auf 4,43 bis 4,53 Milliarden Jahre. Dieses höhere Alter stimmt besser mit den aktuellen Modellen zur Planetenentstehung im Sonnensystem überein.
Auch der Bayerische Rundfunk (BR) berichtete bereits am 23.10.2023 über neue Erkenntnisse zum Alter des Mondes. Eine in der Fachzeitschrift "Geochemical Perspectives Letters" veröffentlichte Studie eines internationalen Forschungsteams, darunter auch das Bayerische Geoinstitut der Universität Bayreuth, datiert den Mond auf 4,46 Milliarden Jahre. Diese Datierung basiert auf der Analyse von Zirkonkristallen aus Mondstaub der Apollo-17-Mission. Mithilfe einer tomographischen Atomsonde wurde die Zusammensetzung der Kristalle Atom für Atom bestimmt, um ihr Alter zu ermitteln. Da sich diese Kristalle erst nach dem Abkühlen des Mondes bilden konnten, muss der Mond selbst älter sein.
Die Erkenntnis, dass der Mond älter ist als bisher angenommen, hat weitreichende Konsequenzen für unser Verständnis der frühen Erdgeschichte. Der Mond beeinflusst die Erde durch seine Gravitationskraft, stabilisiert ihre Rotationsachse und verursacht die Gezeiten. Ein höheres Alter des Mondes bedeutet, dass er diese Einflüsse über einen längeren Zeitraum auf die Erde ausgeübt hat.
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