Karriereerfolg ist heutzutage eng mit der Präsenz in beruflichen Netzwerken wie LinkedIn verknüpft. Diese Plattformen bieten nicht nur Einblicke in Unternehmen und offene Stellen, sondern dienen auch als wichtige Quelle für Empfehlungen. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) am 17.12.2024 berichtete, werden etwa 50% aller Stellen über persönliche Kontakte besetzt, was die Bedeutung dieser Netzwerke unterstreicht. Allerdings ist der Zugang zu diesen Netzwerken und deren Vorteilen ungleich verteilt. Unterrepräsentierte Gruppen verfügen häufig über kleinere Netzwerke und haben weniger Kontakt zu Entscheidungsträger*innen.
Eine Studie des ZEW Mannheim und der Universität Mannheim, über die Business Insider Deutschland am 17.12.2024 berichtete, belegt die Diskriminierung von Schwarzen Menschen auf LinkedIn. Ihre Kontaktanfragen werden im Vergleich zu weißen Personen 14% seltener angenommen. Dieses Phänomen wird als "Türsteher-Effekt" bezeichnet. Bemerkenswert ist, dass diese Ungleichbehandlung innerhalb des Netzwerks verschwindet, sobald die Betroffenen aufgenommen wurden. Sie erhalten dann die gleiche Anzahl und Qualität an Karrieretipps wie ihre weißen Kolleg*innen.
Die im Quarterly Journal of Economics veröffentlichte Studie wurde von den Mannheimer Ökonom*innen Yulia Evsyukova, Felix Rusche und Prof. Dr. Wladislaw Mill durchgeführt, wie die Universität Mannheim am 20.11.2024 bekannt gab. Für das Experiment wurden mithilfe von KI generierte Profilbilder verwendet, um fiktive LinkedIn-Profile zu erstellen. Über 20.000 Kontaktanfragen wurden an LinkedIn-Nutzer*innen in den USA verschickt. Die Ergebnisse zeigen, dass die Diskriminierung primär beim Aufbau des Netzwerks auftritt, nicht jedoch bei dessen Nutzung.
Auch Trendreport.de berichtete am 4. Januar 2024 über die Studie und zitierte Prof. Dr. Wladislaw Mill: "Wir belegen zum ersten Mal kausal, dass schwarze Amerikaner diskriminiert werden, wenn sie versuchen, ein Jobnetzwerk aufzubauen." Die Studie verdeutlicht, dass Diskriminierung in beruflichen Netzwerken ein komplexes Problem darstellt, das angegangen werden muss, um Chancengleichheit zu gewährleisten.
Die Initiative Neue Qualität der Arbeit (INQA), vormals bekannt als Institut für angewandte Arbeitswissenschaft (ifaa), betont in einem Artikel die Bedeutung von diskriminierungsfreien Einstellungsverfahren und bietet Unternehmen Tipps zur Vermeidung von Diskriminierung im Recruiting. Dies unterstreicht, dass Diskriminierung nicht nur in Online-Netzwerken, sondern im gesamten Bewerbungsprozess ein Problem ist.
Die Forschungsergebnisse legen nahe, dass unbewusste Vorurteile eine Rolle bei der Diskriminierung in beruflichen Netzwerken spielen. Es ist wichtig, sich dieser Vorurteile bewusst zu werden und aktiv gegen Diskriminierung vorzugehen, um faire Chancen für alle zu gewährleisten.