September 8, 2024
Neuer Bischof für Osnabrück: Dominicus Meier tritt seine Amtszeit an

Katholische Kirche: Bischof Dominicus übernimmt Bistum Osnabrück

Am 8. September 2024 wurde Dominicus Meier in einem feierlichen Gottesdienst als neuer Bischof von Osnabrück eingeführt. Der 65-Jährige, der zuvor als Weihbischof in Paderborn tätig war, erhielt die päpstliche Ernennungsurkunde von Erzbischof Nikola Eterovic, dem Botschafter des Vatikans. Mit dieser Zeremonie endet eine 18-monatige Sedisvakanz im Bistum, die durch den Rücktritt seines Vorgängers, Franz-Josef Bode, verursacht wurde. Bode hatte sein Amt aufgrund persönlicher Fehler im Umgang mit sexuellen Missbrauchsfällen niedergelegt.

Die Amtseinführung fand im Osnabrücker Dom statt und zog rund 1.000 Gäste an, darunter zahlreiche Vertreter aus Politik, Kirche und Gesellschaft. Ministerpräsident Stephan Weil (CDU) und der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, waren unter den Anwesenden. Dominicus Meier, geboren als Michael Meier in Grevenbrück im Sauerland, trat nach dem Abitur 1982 in den Benediktinerorden ein und nahm den Ordensnamen Dominicus an.

Ein Aufruf zur Nächstenliebe

In seiner Predigt betonte Bischof Dominicus die Bedeutung von Aufmerksamkeit und Nächstenliebe in der Gesellschaft. Er forderte die Gläubigen auf, sich aktiv mit den Bedürfnissen ihrer Mitmenschen auseinanderzusetzen. „Aufmerksamkeit ist ein Charakterzug, der guttut“, sagte er. „Gott spricht mich an, damit ich mit anderen rede: mit den Müden, Angeschlagenen, Entmutigten, mit denen, die unter die Räder der Gesellschaft geraten sind.“ Dominicus kritisierte, dass viele Menschen zu sehr mit ihren eigenen Problemen beschäftigt seien und die Nöte ihrer Mitmenschen nicht wahrnähmen. Er appellierte an die Anwesenden, aufmerksamer zu leben und sich mit den Anliegen der Gemeinschaft zu beschäftigen, insbesondere in Zeiten, in denen nationalistische und egoistische Stimmen Ab- und Ausgrenzung fördern.

Herausforderungen im Bistum Osnabrück

Das Bistum Osnabrück, das sich über das Emsland bis zur Nordsee erstreckt, steht wie viele andere Bistümer in Deutschland vor großen Herausforderungen. Die Austrittszahlen aus der Kirche haben Rekordhöhen erreicht, und es mangelt an Priestern. Ende 2023 lebten noch gut eine halbe Million katholische Christen im Bistum. Diese Situation erfordert eine Neuausrichtung und innovative Ansätze in der Seelsorge und der Gemeindearbeit.

Im Vorfeld seiner Amtseinführung äußerte Bischof Dominicus, dass er keine vorgefertigten Konzepte mitbringe. Stattdessen wolle er sein neues Bistum vor allem an den „Rändern“ kennenlernen, in Regionen wie Bremen und den ostfriesischen Inseln. Er betonte, dass er keine formalen Begegnungen anstrebe, sondern die Menschen vor Ort persönlich treffen möchte. „Ich feiere mit ihnen den Gottesdienst, trinke mit ihnen Kaffee und esse mittags auch gerne eine Wurst“, sagte er. Die offiziellen Visitationen sollen erst nach Ostern 2025 beginnen.

Der Rücktritt von Franz-Josef Bode

Der Rücktritt von Franz-Josef Bode, der 27 Jahre lang das Bistum Osnabrück geleitet hatte, war ein einschneidendes Ereignis für die katholische Kirche in Deutschland. Bode war der erste deutsche Bischof, der im Kontext des Missbrauchsskandals zurücktrat. Er gab an, persönliche Fehler im Umgang mit sexuellen Missbrauchsfällen gemacht zu haben. Diese Problematik wird auch unter Bischof Dominicus ein zentrales Thema sein, da eine umfassende Studie zu sexualisierter Gewalt und dem kirchlichen Umgang damit in Osnabrück erwartet wird.

Ein Blick in die Zukunft

Die Herausforderungen, vor denen das Bistum Osnabrück steht, sind erheblich. Hohe Austrittszahlen und sinkende Einnahmen aus der Kirchensteuer zwingen die Kirche, ihre Finanzstrukturen zu überdenken. In diesem Zusammenhang wurden bereits Eckpfeiler eines neuen Finanzplans vorgestellt, der unter anderem eine Reduzierung der Zuschüsse für katholische Schulen bis zum Jahr 2040 vorsieht. Auch im Bereich der Seelsorge wird mit personellen Einschnitten gerechnet, was die Religiosität in vielen Gemeinden weiter beeinflussen könnte.

Bischof Dominicus wird in seiner Amtszeit auch die Reformbeschlüsse des Synodalen Weges unterstützen müssen, die in der deutschen katholischen Kirche diskutiert werden. Diese Reformen zielen darauf ab, die Kirche zeitgemäßer zu gestalten und den Bedürfnissen der Gläubigen besser gerecht zu werden. Dominicus Meier gilt als gemäßigt-konservativ und hat in der Vergangenheit betont, dass die Synodalität nicht als Demokratisierungsbewegung missverstanden werden sollte. Er sieht den Auftrag der Kirche darin, den Menschen den Weg zu Gott zu zeigen.

Schlussfolgerung

Die Einführung von Bischof Dominicus Meier markiert einen neuen Abschnitt für das Bistum Osnabrück. Mit einem klaren Fokus auf Nächstenliebe und der Bereitschaft, den Dialog mit den Gläubigen zu suchen, steht er vor der Herausforderung, die katholische Kirche in einer sich wandelnden Gesellschaft zu führen. Es bleibt abzuwarten, wie er die anstehenden Reformen und Veränderungen im Bistum umsetzen wird, um den Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft gerecht zu werden.

Quellen: Zeit Online, Kreiszeitung, NOZ, NDR.

Weitere
Artikel