September 16, 2024
Zunahme von Wolfsangriffen auf Nutztiere in Hessen sorgt für Diskussionen

Umwelt: Landesamt registriert 46 Wolfsangriffe auf Nutztiere

Die Zahl der Wolfsangriffe auf Nutztiere in Hessen hat im Jahr 2023 einen signifikanten Anstieg erfahren. Laut dem Hessischen Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie wurden insgesamt 46 Übergriffe registriert, was im Vergleich zu den 11 Fällen im Jahr 2022 einer Vervierfachung entspricht. Auch im Jahr 2021 waren nur fünf Übergriffe dokumentiert worden. Diese Entwicklung wirft Fragen zur Interaktion zwischen Wildtieren und landwirtschaftlichen Betrieben auf.

In den 46 bestätigten Fällen wurden insgesamt 118 Weidetiere getötet, verletzt oder gelten seit den Attacken als vermisst. Der Großteil der Angriffe, nämlich 38, betraf Schafe und Ziegen, während in jeweils vier Fällen Rinderkälber und Gatterwild betroffen waren. Der Main-Kinzig-Kreis verzeichnete mit 17 Übergriffen die höchste Anzahl an Vorfällen.

Ein bemerkenswerter Aspekt dieser Angriffe ist die Möglichkeit, die beteiligten Tiere genetisch zu identifizieren. Von den 46 bestätigten Übergriffen konnten 37 durch DNA-Analysen einem spezifischen Wolf zugeordnet werden. Im Jahr 2023 wurden insgesamt 26 Wölfe in Hessen genetisch erfasst, wobei acht von ihnen Spuren an den Orten der Nutztierrisse hinterließen. Besonders auffällig ist eine Wölfin mit der genetischen Kennung „GW3092f“, die zwischen Mai und September 2023 insgesamt 13 Mal im Main-Kinzig-Kreis nachgewiesen wurde.

Die Wölfin „GW3092f“ war nicht nur für die meisten Übergriffe verantwortlich, sondern wurde auch in drei weiteren Fällen im Landkreis Fulda nachgewiesen. In diesen Fällen konnte zudem die DNA eines Rüden mit der Kennung „GW3222m“ gesichert werden. Diese genetischen Nachweise sind entscheidend, um das Verhalten und die Bewegungsmuster der Wölfe besser zu verstehen und um geeignete Schutzmaßnahmen für Nutztiere zu entwickeln.

Die steigende Zahl der Wolfsangriffe hat in der Öffentlichkeit und unter Landwirten Besorgnis ausgelöst. Viele Tierhalter befürchten um ihre Tiere und fordern verstärkte Maßnahmen zum Schutz ihrer Herden. Das Landesamt hat bereits Maßnahmen zur Herdenschutzberatung und zur Schadensbearbeitung in Aussicht gestellt, um den betroffenen Landwirten zu helfen.

Die Diskussion um den Wolf in Deutschland ist komplex und vielschichtig. Einerseits wird der Wolf als wichtiges Element des Ökosystems betrachtet, das zur Regulierung von Wildtierpopulationen beiträgt. Andererseits sehen sich Landwirte und Tierhalter durch die Rückkehr des Wolfs in ihre Regionen vor große Herausforderungen gestellt. Die Balance zwischen Naturschutz und landwirtschaftlichen Interessen bleibt ein zentrales Thema in der öffentlichen Debatte.

Die aktuelle Situation erfordert eine enge Zusammenarbeit zwischen Naturschutzbehörden, Landwirten und der Öffentlichkeit, um Lösungen zu finden, die sowohl den Schutz der Wölfe als auch die Sicherheit der Nutztiere gewährleisten. Die Ergebnisse der genetischen Analysen könnten dabei helfen, gezielte Präventionsmaßnahmen zu entwickeln und die Akzeptanz für den Wolf in der Gesellschaft zu fördern.

Insgesamt zeigt die Entwicklung der Wolfsangriffe auf Nutztiere in Hessen, dass die Rückkehr des Wolfs in die heimischen Wälder nicht nur ökologische, sondern auch soziale und wirtschaftliche Herausforderungen mit sich bringt. Die kommenden Jahre werden entscheidend sein, um die richtigen Schritte zu unternehmen und die Interessen aller Beteiligten zu berücksichtigen.

Die Situation wird weiterhin genau beobachtet, und es bleibt abzuwarten, welche Maßnahmen ergriffen werden, um sowohl den Schutz der Wölfe als auch die Sicherheit der Nutztiere zu gewährleisten.

Quellen: ZEIT ONLINE, Oberhessische Zeitung, Landesamt für Umwelt Brandenburg, Frankfurter Rundschau, Lauterbacher Anzeiger, Wetterauer Zeitung.

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