Die NASA-Sonde Parker Solar Probe hat an Heiligabend einen historischen Meilenstein erreicht: Sie flog näher an der Sonne vorbei als jedes andere von Menschenhand geschaffene Objekt zuvor. Am 24. Dezember mittags, deutscher Zeit, kam die Sonde der Sonnenoberfläche bis auf 6,1 Millionen Kilometer nahe, wie die US-Raumfahrtbehörde NASA berechnet hat. Da die Sonde für einige Tage keinen Kontakt zur Erde hat, steht die endgültige Bestätigung dieser Berechnungen noch aus. Die ZEIT berichtete darüber am 24.12.2024 (https://www.zeit.de/news/2024-12/24/sonde-passiert-sonne-in-rekordnaehe).
Ein erstes Signal der Parker Solar Probe wird laut NASA erst am 27. Dezember (US-Ostküstenzeit) erwartet. Umfangreichere Daten sollen Ende Januar eintreffen, sobald die Hauptantenne der Sonde zur Erde ausgerichtet ist. Der Astrophysiker Volker Bothmer von der Universität Göttingen, Leiter der deutschen Beteiligung an der Mission, erklärte gegenüber der dpa, dass die Auswertung und Interpretation der gesammelten Daten voraussichtlich mehrere Jahre dauern wird. Bothmer war unter anderem an der Entwicklung des Missionskonzepts und einer Weitwinkelkamera beteiligt.
Die etwa kleinwagengroße Parker Solar Probe erreichte bei ihrem Vorbeiflug eine Geschwindigkeit von ungefähr 690.000 Kilometern pro Stunde und widerstand Temperaturen von etwa 1.000 Grad Celsius. Damit ist sie laut NASA das schnellste menschengemachte Objekt. Ein 11,4 Zentimeter dicker Hitzeschild aus Kohlenstoff schützt die empfindlichen Instrumente vor der extremen Hitze und ist sogar für Temperaturen bis zu 1.400 Grad Celsius konzipiert.
Die Wissenschaftler erhoffen sich von der Mission neue Erkenntnisse über die Entstehung des Sonnenwinds – einem konstanten Strom geladener Teilchen, der von der Sonne ausgeht – sowie über die Mechanismen von Sonnenstürmen, die nach Eruptionen auf der Sonne ins All geschleudert werden.
Bereits in den 1970er Jahren erforschten die deutsch-amerikanischen Sonden Helios 1 und Helios 2 die Sonne. Im Vergleich zur Parker Solar Probe hielten sie mit etwa 45 Millionen Kilometern jedoch einen deutlich größeren Abstand zur Sonne.
Die Parker Solar Probe startete im August 2018 und umkreist die Sonne auf einer stark elliptischen Bahn, wodurch sie abwechselnd weit von der Sonne entfernt und ihr sehr nahe kommt. Bereits bei ihrem ersten Vorbeiflug im Oktober 2018 stellte sie mit 42,7 Millionen Kilometern einen neuen Näherungsrekord auf. Im Jahr 2021 durchflog sie als erste Sonde die Korona, die äußerste Schicht der Sonnenatmosphäre. 2023 näherte sie sich der Sonne bereits bis auf etwas mehr als 7 Millionen Kilometer.
Die jetzige Annäherung auf rund sechs Millionen Kilometer ermöglicht laut Bothmer ein noch tieferes Vordringen in die Sonnenkorona und somit die Gewinnung von Daten aus bisher unerforschten Bereichen der Sonnenatmosphäre. In dieser Nähe befindet sich die Sonde in den Entstehungsgebieten des Sonnenwindes und der Sonnenstürme. Zum Vergleich: Die Erde ist durchschnittlich 150 Millionen Kilometer von der Sonne entfernt, der sonnennächste Planet Merkur rund 58 Millionen Kilometer.
Weitere Annäherungen an die Sonne auf rund sechs Millionen Kilometer sind laut Bothmer für den 22. März und 19. Juni 2025 geplant. Die Zukunft der Mission wird derzeit diskutiert.
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