27.10.2024
Personalmangel beeinträchtigt Thüringens Regionalverkehr massiv

Personalmangel im Thüringer Regionalverkehr: Jeder 14. Zug fällt aus

Der Personalmangel im deutschen Schienenverkehr hat auch in Thüringen spürbare Auswirkungen. Wie das Thüringer Verkehrsministerium mitteilte, fallen immer mehr Regionalzüge aus, weil schlichtweg das Personal fehlt. „Die personalbedingten Ausfälle im Regionalverkehr in Thüringen sind in den letzten Jahren stark angestiegen“, zitiert die Zeit das Ministerium. Es gebe einen „sich verschärfenden Personalmangel“. Dieser betreffe sowohl die Verkehrsbetriebe als auch die Betreiber der Infrastruktur.

Zahlen belegen die besorgniserregende Entwicklung: Während im Jahr 2019 noch rund zwei Prozent der vom Land bestellten Leistungen im Schienenverkehr ausfielen, waren es im Jahr 2023 bereits sieben Prozent. Dies entspricht etwa jedem vierzehnten Regionalzug. Dabei umfassen die Zahlen sowohl geplante Ausfälle, beispielsweise aufgrund von Baustellen, als auch ungeplante Ausfälle.

Fehlendes Personal als häufigster Grund für Zugausfälle

Besonders auffällig ist die Veränderung bei den Gründen für die Zugausfälle. Waren im Jahr 2019 noch 18,4 Prozent aller ungeplanten Ausfälle auf Personalmangel zurückzuführen, so schnellte dieser Wert im Jahr 2023 auf 61,8 Prozent hoch. Damit war fehlendes Personal im vergangenen Jahr die häufigste Ursache für Zugausfälle in Thüringen. In dieser Zahl sind auch Streiks bereits enthalten.

Störungen an den Fahrzeugen spielten hingegen eine deutlich geringere Rolle als Grund für Zugausfälle. Während im Jahr 2019 noch jede fünfte Fahrt aufgrund von Fahrzeugstörungen ausfiel, war dies im Jahr 2023 nur noch bei jeder zehnten Fahrt der Fall.

Herausforderungen bei der Gewinnung von Personal

Die Gewinnung von ausreichend neuem Personal gestaltet sich schwierig, wie das Verkehrsministerium einräumt. Der Grund dafür ist der bundesweite Fachkräftemangel. „Die gesamte Branche benötigt attraktive Ausbildungslehrgänge und Arbeitsbedingungen, um überhaupt den derzeitigen Personalstand aufrechterhalten zu können“, so das Ministerium gegenüber der Zeit. Es gebe zwar fortlaufend Ausbildungskurse, auch für Quereinsteiger, doch nicht alle Teilnehmer schließen diese erfolgreich ab, da die Anforderungen hoch seien.

Auswirkungen des Personalmangels auch in Erfurt spürbar

Dass der Personalmangel nicht nur zu kurzfristigen Ausfällen führt, sondern auch langfristige Auswirkungen auf die Fahrpläne hat, zeigt sich am Beispiel Erfurt. Wie der MDR berichtet, hat die Erfurter Verkehrsbetriebe AG (Evag) aufgrund des anhaltenden Personalmangels den Fahrplan vorübergehend gekürzt. Ab Anfang November bis Ende Januar werden vier Straßenbahnlinien außerhalb der Stoßzeiten nur noch im 20-Minuten-Takt anstatt wie bisher alle zehn Minuten verkehren.

Die Evag begründet diesen Schritt mit dem hohen Krankenstand von zwölf Prozent und der Zunahme von Langzeiterkrankungen. Zudem habe sich der Anteil der Teilzeitbeschäftigten seit 2020 verdoppelt. Hinzu kämen kurzfristige Kündigungen. Aktuell fehlen der Evag 30 Mitarbeiter im Fahrdienst.

Anstrengungen zur Gewinnung von Nachwuchs

Um dem Personalmangel entgegenzuwirken, will die Evag verstärkt um Nachwuchs werben und das Tempo bei der Ausbildung erhöhen. Geplant sind unter anderem mehr Fahrlehrer und Fahrschulkurse. Zudem soll ein neuer Ausbildungszyklus am 1. November starten, der bis Ende Januar zehn neue Fahrer hervorbringen soll.

Um weitere Interessenten für den Beruf des Straßenbahnfahrers zu gewinnen, plant die Evag eine sogenannte „Bewerberbahn“. In dieser Straßenbahn können sich Interessierte während einer Fahrt über den Beruf informieren und direkt bewerben.

Quellen:

  • https://www.zeit.de/news/2024-10/27/jeder-14-regionalzug-in-thueringen-faellt-aus
  • https://www.mdr.de/nachrichten/thueringen/mitte-thueringen/erfurt/bus-bahn-evag-personalmangel-100.html
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