Am 27. Juli 2024 wurden die 79. Sommerlichen Musiktage in Hitzacker feierlich eröffnet. Das Kammermusikfestival, das sich in der Region Lüchow-Dannenberg etabliert hat, zieht jährlich zahlreiche Musikliebhaber an die Elbe. In diesem Jahr lag der Fokus des Auftaktkonzerts auf dem hundertsten Geburtstag des bedeutenden österreichischen Komponisten Arnold Schönberg, dessen Streichsextett «Verklärte Nacht» im Mittelpunkt des Abends stand.
Der Verdo Konzertsaal, ein beliebter Veranstaltungsort in Hitzacker, war bis auf den letzten Platz gefüllt. Die Berliner Schauspielerin Anna Thalbach, bekannt für ihre vielseitigen Darstellungen in Theater und Film, übernahm die Aufgabe, Texte zu rezitieren, die eng mit Schönbergs Werk verbunden sind. Dazu zählte nicht nur das Gedicht von Richard Dehmel, welches als Inspiration für «Verklärte Nacht» diente, sondern auch Texte von Dehmels Frau Ida, Charles Bukowski und Dagrun Hintze. Diese Vielfalt an literarischen Stimmen verlieh dem Konzert eine besondere Note und schuf eine atmosphärische Verbindung zwischen Musik und Poesie.
Intendant Oliver Wille, der das Kuss Quartett leitet, hatte das Ensemble für den Abend auf ein Sextett erweitert. Gemeinsam mit anderen talentierten Musikern stellte das Sextett nicht nur Schönbergs Musik vor, sondern setzte sie in Beziehung zu Kompositionen von Alban Berg, Johannes Brahms, Hugo Wolf, Rebecca Saunders und sogar der Popikone Madonna. Wille betonte, dass er Künstlerinnen und Künstler eingeladen hatte, die sich intensiv mit ihren Programmen auseinandersetzen. «Ich rege auch in meiner pädagogischen Arbeit an der Musikhochschule an, dass junge Quartette durch ihre Programme auffallen müssen», erklärte Wille.
In den letzten Jahren habe sich das Publikum zunehmend gewandelt; die Zuhörer wünschen sich nicht nur die klassischen Philharmonischen Konzerte mit traditioneller Repertoirepflege, sondern auch die Möglichkeit, den Künstlern persönlich näher zu kommen und deren kreative Prozesse zu erleben. Dies spiegelt sich im diesjährigen Motto des Festivals wider: «Themen.Los!». Die Künstler sind aufgefordert, ihre Kreativität auszuleben und in ihren Darbietungen neue Wege zu gehen.
Das neuntägige Musikfest gilt als das älteste Kammermusikfestival Deutschlands und bietet eine Plattform für eine Vielzahl von Künstlern. Das Festival wird am 4. August mit einem Konzert der Geigerin Veronika Eberle seinen Abschluss finden. Eberles Darbietung wird unter anderem das Stück «Anthèmes 1» von Pierre Boulez umfassen, ein Werk, das von hymnischen Gesängen inspiriert ist und die Zuhörer in seinen Bann ziehen dürfte.
Der Etat des Festivals beläuft sich auf 418.000 Euro, wobei das Land Niedersachsen 95.000 Euro, was etwa 22 Prozent der Gesamtkosten entspricht, zur Verfügung stellt. Darüber hinaus kommen 50.000 Euro von der NDR Musikförderung und 30.000 Euro aus dem Kulturministerium. Etwa 40 Prozent der Finanzierung sollen durch Ticketeinnahmen generiert werden, während der Rest durch Sponsoring abgedeckt wird. Diese finanzielle Unterstützung ist entscheidend, um die hohe künstlerische Qualität des Festivals aufrechtzuerhalten und zukünftige Veranstaltungen zu sichern.
Die Sommerlichen Musiktage in Hitzacker haben eine lange und ehrwürdige Tradition. Sie wurden in den 1940er Jahren ins Leben gerufen und haben sich seitdem zu einem wichtigen Bestandteil der deutschen Musiklandschaft entwickelt. Das Festival zieht nicht nur lokale Besucher an, sondern auch internationale Gäste, die die Gelegenheit nutzen, um hochkarätige Kammermusikaufführungen in einer malerischen Umgebung zu erleben.
In den letzten Jahren hat das Festival zunehmend neue Formate und interaktive Elemente eingeführt, um ein breiteres Publikum anzusprechen. Dies umfasst beispielsweise Workshops, bei denen das Publikum aktiv teilnehmen kann, sowie Gespräche mit den Künstlern, die einen Blick hinter die Kulissen der Musikproduktion ermöglichen.
Die Sommerlichen Musiktage in Hitzacker sind nicht nur ein kulturelles Highlight, sondern auch ein wirtschaftlicher Faktor für die Region. Die Veranstaltung zieht Besucher aus verschiedenen Teilen Deutschlands und darüber hinaus an, was sich positiv auf die lokale Gastronomie und Hotellerie auswirkt. Die Organisatoren arbeiten kontinuierlich daran, das Festival weiterzuentwickeln und neue Zielgruppen zu erreichen.
Die Kombination aus hochkarätigen Aufführungen, einer inspirierenden Umgebung und der Möglichkeit, mit Künstlern in Kontakt zu treten, macht die Sommerlichen Musiktage zu einem einzigartigen Erlebnis für alle Musikliebhaber. Durch innovative Programmgestaltung und die Einbeziehung unterschiedlicher Kunstformen wird das Festival auch in Zukunft eine bedeutende Rolle im kulturellen Leben der Region spielen.
Insgesamt bietet das Festival eine wertvolle Plattform für Künstler und Besucher, um sich auf kreative Weise auszutauschen und die Freude an der Musik zu teilen. Die Eröffnung der 79. Sommerlichen Musiktage in Hitzacker mit Anna Thalbach und anderen herausragenden Künstlern ist ein vielversprechender Auftakt für eine aufregende und inspirierende Woche.
