19.10.2024
Chipfabrik in Dresden: Ein Meilenstein für die europäische Halbleiterindustrie

Chipfabrik in Dresden: Ein üppiges Geschenk zum Baubeginn

Am 20. August 2024 wurde mit einem symbolischen Spatenstich der Bau der ersten Chipfabrik des taiwanesischen Halbleiterkonzerns TSMC in Europa eingeläutet. Die Zeremonie fand in Dresden statt und wurde von hochrangigen Vertretern der Politik und der Industrie begleitet. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen betonte die Bedeutung dieses Projekts für die europäische Halbleiterindustrie und die strategische Unabhängigkeit Europas in der Technologieproduktion.

Die Investition von über zehn Milliarden Euro ist ein Gemeinschaftsprojekt von TSMC, Bosch, Infineon und NXP Semiconductor. TSMC wird 70 Prozent der Anteile an dem neu gegründeten Unternehmen European Semiconductor Manufacturing Company (ESMC) halten, während die anderen Partner jeweils zehn Prozent besitzen. Dieses Werk ist Teil der Initiative der Europäischen Union, die darauf abzielt, die Halbleiterproduktion in Europa zu fördern und die Abhängigkeit von asiatischen Lieferketten zu verringern.

Bundesförderung und strategische Bedeutung

Das Bundeswirtschaftsministerium hat angekündigt, das Projekt mit fünf Milliarden Euro zu unterstützen, was nach Genehmigung durch die EU-Kommission als staatliche Beihilfe bereitgestellt wird. Diese Förderung wurde als entscheidend für die Schaffung eines stabilen und innovativen Halbleitersektors in Deutschland angesehen. Bundeskanzler Olaf Scholz erklärte, dass die Unterstützung der Halbleiterindustrie nicht nur für die Branche selbst, sondern auch für die gesamte Wirtschaft von großer Bedeutung sei. Er betonte, dass Halbleiter eine Schlüsselrolle in der Digitalisierung und der Dekarbonisierung der Wirtschaft spielen.

Die neue Fabrik in Dresden wird voraussichtlich 2.000 neue Arbeitsplätze schaffen und die Produktionskapazitäten für Chips, insbesondere für die Automobilindustrie, erheblich erweitern. TSMC-Chef C. C. Wei erklärte, dass die hochmoderne Produktionsanlage dazu beitragen werde, die innovativen Fertigungsmethoden des Unternehmens näher zu den europäischen Kunden zu bringen.

Reaktionen und Ausblick

Bei der Grundsteinlegung äußerten sich zahlreiche Politiker und Branchenvertreter positiv über die Ansiedlung von TSMC in Dresden. Ursula von der Leyen hob hervor, dass die europäische Industrie von zuverlässigeren Lieferketten profitieren werde. Sie wies darauf hin, dass in Zeiten geopolitischer Spannungen auch TSMC von der geografischen Diversifizierung nach Europa profitieren könne.

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer bezeichnete den Tag als historischen Moment für die Region und betonte die Rolle Dresdens als Zentrum für Mikroelektronik in Europa. Die Ansiedlung von TSMC sei das Ergebnis jahrelanger Bemühungen um die Entwicklung der Halbleiterindustrie in Sachsen.

Die Gewerkschaft IG Metall begrüßte die Investition, forderte jedoch auch eine Tarifbindung für die neuen Arbeitsplätze, um sichere und gut bezahlte Arbeitsplätze zu gewährleisten. Der Hauptgeschäftsführer von Bitkom, Bernhard Rohleder, bezeichnete den Spatenstich als Meilenstein für den Technologiestandort Deutschland und betonte die Notwendigkeit, auch andere Bereiche der Branche zu fördern.

Herausforderungen und Infrastruktur

Die Ansiedlung der Chipfabrik bringt jedoch auch Herausforderungen mit sich. Die Region muss sich auf einen Zuzug von Fachkräften vorbereiten, was den Bau neuer Wohnungen sowie die Schaffung von Kita- und Schulplätzen erfordert. Die Stadt Dresden und umliegende Gemeinden haben bereits Maßnahmen ergriffen, um die notwendige Infrastruktur zu schaffen.

Die Chipindustrie hat auch Auswirkungen auf die Abwassermenge in Dresden. Mit der Erweiterung der bestehenden Werke und dem neuen TSMC-Werk wird sich die Abwassermenge der Stadt bis 2027 voraussichtlich verdoppeln. Um diesem Anstieg gerecht zu werden, wird ein neuer Abwasserkanal gebaut, der die Industrieabwässer effizient abführen soll.

Der europäische Chips Act

Der Bau der Chipfabrik in Dresden erfolgt im Rahmen des europäischen Chips Act, der darauf abzielt, die Halbleiterproduktion in Europa zu stärken und die Abhängigkeit von asiatischen Herstellern zu verringern. Die EU hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2030 den Anteil europäischer Chips am Weltmarkt auf 20 Prozent zu erhöhen. Der Chips Act soll Investitionen in Höhe von 43 Milliarden Euro mobilisieren, um Forschung, Entwicklung und die Ansiedlung neuer Produktionsstätten zu fördern.

Die Entscheidung für den Standort Dresden ist Teil eines größeren Trends, in dem europäische Länder versuchen, ihre technologischen Kapazitäten auszubauen und unabhängiger von externen Lieferketten zu werden. Die Entwicklungen in der Halbleiterindustrie sind nicht nur für die Automobilbranche von Bedeutung, sondern betreffen auch zahlreiche andere Sektoren, die auf moderne Technologien angewiesen sind.

Fazit

Die Errichtung der Chipfabrik in Dresden stellt einen bedeutenden Schritt für die europäische Halbleiterindustrie dar. Mit der Unterstützung der Bundesregierung und der EU wird erwartet, dass das Projekt nicht nur zur Schaffung neuer Arbeitsplätze beiträgt, sondern auch die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Industrie in einem globalen Markt stärkt. Die nächsten Jahre werden entscheidend sein, um die ambitionierten Ziele der Halbleiterstrategie der EU zu erreichen und die Herausforderungen, die mit der Ansiedlung neuer Produktionsstätten verbunden sind, zu bewältigen.

Die Produktion in der neuen Fabrik soll 2027 beginnen, und die Region wird sich auf eine spannende Phase der Entwicklung und des Wachstums vorbereiten.

Quellen: FAZ, WirtschaftsWoche, Tagesschau.

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