Die Staatsanwaltschaft Fulda hat im Prozess gegen einen ehemaligen katholischen Pfarrer eine Freiheitsstrafe von viereinhalb Jahren gefordert. Dem 43-Jährigen wird schwerer sexueller Kindesmissbrauch ohne Körperkontakt vorgeworfen, wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtet. Der Angeklagte soll über eine Videochatplattform im Internet Kontakt zu Kindern und Jugendlichen aufgenommen und ihnen Videos von sexuellem Kindesmissbrauch vorgespielt haben. Das Urteil soll am 28. Oktober verkündet werden.
Der ehemalige Pfarrer räumte die Vorwürfe ein und äußerte Bedauern und Reue für sein Handeln. Er gab an, sich für sein Verhalten zu schämen und durch eine Therapie das Leid erkannt zu haben, das er verursacht hat. Der Angeklagte betonte, dass es während seiner Tätigkeit als Gemeindepfarrer im Bistum Fulda zu keinen Übergriffen gegenüber Gemeindemitgliedern gekommen sei.
Sowohl die Staatsanwaltschaft als auch die Verteidigung erachten strafmildernd an, dass der Angeklagte nicht vorbestraft ist, ein Geständnis abgelegt und auf eigene Kosten eine Verhaltenstherapie begonnen hat. Die Anklage wirft dem Mann vor, in dutzenden Fällen kinderpornographisches Material besessen und verbreitet zu haben. In einigen Chatverläufen soll er mit Kindern kinderpornographisches Material geteilt und sie zu sexuellen Handlungen an sich aufgefordert haben. Außerdem soll er sich selbst bei sexuellen Handlungen gefilmt und das Material aufbewahrt haben.
Die Verteidigung argumentierte, dass keine Absicht zur Verbreitung des Materials bestanden habe und es nicht in allen Fällen klar sei, ob es sich bei den Chatpartnern tatsächlich um Kinder oder um Erwachsene handelte, die sich als Kinder ausgaben. Der Verteidiger plädierte für eine Bewährungsstrafe von höchstens zwei Jahren und betonte, dass sein Mandant öffentlich geächtet sei, seinen Beruf verloren habe und sich beruflich neu orientieren müsse.
Die Ermittlungen gegen den ehemaligen Pfarrer begannen im Mai 2022 aufgrund eines Hinweises des "National Center for Missing & Exploited Children (NCMEC)" aus den USA. Die Organisation hatte den Verdacht, dass der Mann über das Internet kinderpornographisches Material zugänglich gemacht hatte. Im Juli 2022 wurde der Mann festgenommen und vom Gemeindedienst suspendiert. Die ihm vorgeworfenen Taten sollen sich zwischen Februar und Juli 2022 ereignet haben.
Quelle: https://www.zeit.de/news/2024-10/21/viereinhalb-jahre-haft-gegen-ex-pfarrer-gefordert
