19.10.2024
Zukunft der Baywa in der Landwirtschaft vor Herausforderungen
Die Baywa hofft auf eine Rettung

Die Baywa hofft auf eine Rettung

Die Baywa AG, ein traditionsreicher deutscher Agrarkonzern, sieht sich derzeit mit erheblichen finanziellen Herausforderungen konfrontiert. Der Vorstand, unter der Leitung von Marcus Pöllinger, hat kürzlich die Jahresprognose zurückgezogen, was auf die angespannte finanzielle Lage des Unternehmens hinweist. In einem Gespräch mit dem bayerischen Wirtschafts- und Finanzminister wurde die Schieflage der Baywa, die rund 24.000 Mitarbeiter beschäftigt, thematisiert. Obwohl konkrete Unterstützungsmaßnahmen seitens der Landesregierung bisher nicht bekannt gegeben wurden, spielt die Baywa eine entscheidende Rolle für viele Landwirte in Bayern, die sowohl Kunden als auch Anteilseigner des Unternehmens sind.

In den letzten zwei Wochen arbeiten Sanierungsexperten von Roland Berger intensiv an einem Gutachten, um die Baywa in eine überlebensfähige Position zu bringen. Das Unternehmen kann sich in dieser kritischen Phase zumindest auf die Unterstützung seiner Großaktionäre verlassen, die bereit sind, ein Gesellschafterdarlehen in mittlerer zweistelliger Millionenhöhe bereitzustellen. Gregor Scheller, der scheidende Vorsitzende des Genossenschaftsverbands Bayern, erklärte, dass man sich solidarisch zeigen werde und diesen Weg konstruktiv miteinander gehen wolle.

Finanzielle Lage und Unterstützung

Der Genossenschaftssektor in Bayern, vertreten durch die Bayerische Raiffeisen-Beteiligungsgesellschaft (BRB), hält einen Anteil von 33,8 Prozent an der Baywa. Der zweitgrößte Anteilseigner, die österreichische Raiffeisen Agrar Invest AG, besitzt 28,3 Prozent. Beide Aktionäre beklagen einen drastischen Wertverlust ihrer Beteiligungen, da der Kurs der Baywa-Aktie seit der Bekanntgabe der finanziellen Schwierigkeiten fast halbiert wurde.

Das Unternehmen belastet eine hohe Verschuldung, die sich auf fast 6 Milliarden Euro beläuft, sowohl in Kurz- als auch in Langfristverbindlichkeiten. Ein wesentlicher Teil dieser Schulden entfällt auf die Tochtergesellschaft Baywa Re, die Solar- und Windparkprojekte entwickelt. Um die finanzielle Situation zu entlasten, wird diskutiert, diese Tochtergesellschaft aus der Bilanz der Baywa auszugliedern, indem der Schweizer Investor EIP, der bereits 40 Prozent der Anteile hält, weitere Anteile übernimmt.

Operative Herausforderungen

Zusätzlich zu den hohen Schulden sieht sich die Baywa auch operativen Herausforderungen gegenüber. Die vorläufigen Zahlen für das erste Halbjahr zeigen einen Umsatzrückgang von rund 15 Prozent auf 10,7 Milliarden Euro. Das vorläufige Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) brach im zweiten Quartal um zwei Drittel ein, was die ohnehin angespannten finanziellen Bedingungen weiter verschärft. Das Unternehmen konnte zwar einen Verlust aus dem ersten Quartal in Höhe von 61,3 Millionen Euro ausgleichen, jedoch sind die Zahlen aufgrund des dramatischen Kursverfalls der Aktie vor einer Überprüfung der Vermögenswerte betroffen.

In diesem Zusammenhang hat der Vorstand die frühere Prognose eines Ebit von 365 bis 385 Millionen Euro zurückgezogen. Zudem wurde die Veröffentlichung des Halbjahresberichts, die ursprünglich für den 8. August angesetzt war, auf den 27. September verschoben.

Bedeutung der Baywa für die Landwirtschaft

Die Baywa hat sich im Laufe der Jahre zu einem zentralen Akteur in der Lebensmittelversorgung in Süddeutschland entwickelt. Das Unternehmen ist nicht nur ein bedeutender Lieferant von Saatgut, Dünger und Landmaschinen, sondern kauft auch die Ernten vieler Landwirte auf. Viele dieser Landwirte sind zudem Kleinaktionäre, weshalb die Stabilität der Baywa auch für ihre wirtschaftliche Existenz von entscheidender Bedeutung ist.

Die aktuelle Krise hat daher nicht nur Auswirkungen auf das Unternehmen selbst, sondern auch auf die gesamte agrarische Wertschöpfungskette in der Region. Die Unsicherheit über die Zukunft der Baywa sorgt für Besorgnis unter den Landwirten, die auf eine zuverlässige Partnerschaft angewiesen sind, um ihre Erträge zu sichern und ihre Betriebe wirtschaftlich zu führen.

Ausblick und mögliche Lösungen

Angesichts der angespannten finanziellen Lage der Baywa sind verschiedene Lösungsansätze im Gespräch. Eine Möglichkeit besteht darin, dass die Bayerische Raiffeisen-Beteiligungsgesellschaft und andere Großaktionäre aktiv an der Sanierung des Unternehmens mitwirken. Geplante Hilfsmaßnahmen könnten zeitnah bekannt gegeben werden, um die Baywa in dieser kritischen Phase zu unterstützen.

Ein weiterer potenzieller Schritt könnte der Verkauf von Unternehmensanteilen an strategische Investoren sein, um frisches Kapital zu generieren und die Schuldenlast zu reduzieren. Insbesondere die Tochtergesellschaft Baywa Re könnte dabei im Fokus stehen, um die finanziellen Rahmenbedingungen der Muttergesellschaft zu stabilisieren.

Die nächsten Wochen werden entscheidend sein, um zu beobachten, welche Maßnahmen ergriffen werden und ob diese ausreichend sind, um die Baywa auf einen stabilen Kurs zurückzuführen. Die Unterstützung der Hauptaktionäre sowie der Dialog mit der bayerischen Landesregierung werden dabei von zentraler Bedeutung sein.

Insgesamt bleibt abzuwarten, ob die Baywa in der Lage sein wird, ihre Krise zu überwinden und ihre Rolle als wichtiger Akteur in der Agrarwirtschaft aufrechtzuerhalten. Die Entwicklungen der kommenden Monate werden sowohl für die Mitarbeiter des Unternehmens als auch für die zahlreichen Landwirte, die auf die Baywa angewiesen sind, von großer Bedeutung sein.

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