September 28, 2024
Brücken im Fokus: Mecklenburg-Vorpommern kämpft mit maroder Infrastruktur

Tonnage-Begrenzungen und reduzierte Fahrspuren sind nur zwei der Einschränkungen, mit denen Verkehrsteilnehmer in Mecklenburg-Vorpommern aufgrund maroder Brücken konfrontiert sind. Wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur bei Landkreisen und kreisfreien Städten ergab, kommen viele Kommunen mit der Sanierung ihrer Brücken nicht hinterher. Die Folge: Die Nutzung einiger Brücken muss eingeschränkt werden.

Besonders betroffen scheint der Landkreis Vorpommern-Greifswald zu sein. Wie ein Kreissprecher berichtete, sind dort aktuell zwei Brücken in ihrer Befahrbarkeit eingeschränkt: die Brücke über die Zarow im Zuge der Kreisstraße 52 und die Brücke über den Peene-Süd-Kanal im Zuge der Kreisstraße 59. Neben einer Tonnage-Begrenzung wurde der Verkehr auf den Brücken auf eine Fahrspur eingeengt. Der Landkreis ist nach eigenen Angaben für 33 Brücken verantwortlich. Die Planung für den Ersatzneubau der beiden maroden Brücken laufe bereits, so der Sprecher.

Aber nicht nur in Vorpommern-Greifswald, auch in anderen Landkreisen Mecklenburg-Vorpommerns kämpfen die Verantwortlichen mit maroder Infrastruktur. So gibt es laut Landratsamt im Landkreis Nordwestmecklenburg bei drei Brücken an Kreisstraßen Tonnage-Beschränkungen. Auch im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte müssen Verkehrsteilnehmer aufgrund des Brücken-Zustands Einschränkungen hinnehmen. In Schwerin sind nach Worten einer Sprecherin «einige kleinere Brücken» betroffen. 

Im Landkreis Ludwigslust-Parchim wurde auf der Brücke über die Sude bei Gößlow die Geschwindigkeit auf 30 Kilometer pro Stunde begrenzt und die Tonnage auf 16 Tonnen beschränkt, wie ein Sprecher berichtete. Außerdem werde sie mit Schutzplanken eingeengt, sodass kein Begegnungsverkehr auf der Brücke möglich sei. «Ein Neubau der Brücke ist in Abhängigkeit des Planungsprozesses und der Finanzierung für das Jahr 2026 vorgesehen.» 

Dass Brückenbauten Millionen von Euro verschlingen, zeigt das Beispiel der Landeshauptstadt Schwerin. In den vergangenen zehn Jahren riss die Stadt nach eigenen Angaben acht Brücken ab und baute sie neu. Sechs weitere Brücken wurden saniert. Eine Brücke wurde nur abgerissen. Die Aufwendungen für alles zusammen betrugen laut Stadtsprecherin rund 40 Millionen Euro.

«Derzeit planen wir an vier bis fünf Brücken vorbereitend Instandsetzungsmaßnahmen», sagte sie zu den Plänen für die nächsten Jahre. Zudem seien vier Ersatzneubauten vorgesehen. Aus dem Landkreis Nordwestmecklenburg heißt es zu den notwendigen Investitionen in Brücken: «Derzeit gehen wir davon aus, dass die entsprechenden Mittel zur Verfügung stehen.» Jedoch seien für einige Projekte lange Planungsphasen notwendig.

Der Landkreis und die Hansestadt Rostock meldeten aktuell keine Einschränkungen bei der Nutzung von Brücken infolge ihres Zustandes. Allerdings wird im Landkreis Rostock die Brücke über die Deutsche Bahn bei Scharstorf vorsichtshalber einer jährlichen Sonderprüfung unterzogen. «Der Ersatzneubau dieser Brücke ist für das Jahr 2030 geplant», hieß es aus dem Landratsamt. 

Auch das Land hat ein besonderes Sorgenkind unter seinen rund 300 Brücken: die Hochbrücke in Wismar an der Landesstraße 12. Sie hat einem Gutachten zufolge nur noch eine Haltbarkeit bis 2032, wie Verkehrsminister Reinhard Meyer (SPD) sagte. «Das ist das allerallerallerspäteste Abschlussdatum für den Ersatzneubau, den wir planen.» Schon seit 2011 gibt es Lastbeschränkungen, ein Jahr später wurde die Zahl der Fahrstreifen reduziert.

Dass die Probleme mit maroden Brücken nicht nur auf Mecklenburg-Vorpommern beschränkt sind, zeigte sich erst kürzlich auf tragische Weise. In Dresden war in der Nacht zum 11. September die Carolabrücke aus der DDR-Zeit eingebrochen. Dieser Vorfall hat viele Menschen aufgeschreckt und die Frage aufgeworfen, wie es um den Zustand der Brücken in ganz Deutschland bestellt ist.

Quelle: https://www.zeit.de/news/2024-09/28/nutzung-einiger-kommunaler-bruecken-eingeschraenkt

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