Die Korallenriffe der Erde sind durch verschiedene Umweltfaktoren stark bedroht. Meereserwärmung, Versauerung der Ozeane und Umweltverschmutzung führen zu einem dramatischen Rückgang der Korallenbestände weltweit. Dennoch gibt es zahlreiche Initiativen und Projekte, die sich dem Schutz und der Wiederherstellung dieser wertvollen Ökosysteme widmen. Von Vietnam bis zu den Bahamas werden innovative Ansätze verfolgt, um das globale Korallensterben zu bekämpfen.
In Nha Trang, einem beliebten Urlaubsort in Vietnam, wird ein bemerkenswertes Projekt zur Aufforstung von Korallen durchgeführt. Tran Van Chuong, ein Experte vor Ort, arbeitet mit Touristen zusammen, um kleine Fragmente der widerstandsfähigen Koralle Acropora muricata zu pflanzen. Diese Koralle ist bekannt für ihre Robustheit und wird in einem speziellen Verfahren an Metallgestellen befestigt, die im seichten Wasser installiert sind. Die Touristen werden dabei angeleitet, die empfindlichen Nesseltiere vorsichtig zu handhaben, da schon kleinste Berührungen großen Schaden anrichten können.
Die Korallen in dieser Region haben in den letzten Jahren stark gelitten, vor allem durch die Auswirkungen des Klimawandels. Hohe Wassertemperaturen führen dazu, dass Korallen ihre symbiotischen Algen abstoßen, was zu einem Phänomen namens Korallenbleiche führt. Dies geschah beispielsweise im Great Barrier Reef, wo es in nur acht Jahren zu mehreren Massenbleichen kam.
In Nha Trang sind die Korallen nicht nur durch Temperaturanstiege gefährdet. Ein verheerender Taifun im Jahr 2017 hat viele Korallenpopulationen zerstört. Zudem sind die Riffe durch Meeresverschmutzung und Überfischung stark belastet. Ein weiterer Faktor sind die Dornenkronenseesterne, die sich von Steinkorallen ernähren und in tropischen Gewässern des Indopazifiks verbreitet sind. Die Taucher des Projekts sammeln diese Seesterne regelmäßig ein, um die Korallenriffe zu schützen.
Das Projekt in Nha Trang verfolgt zwei Hauptansätze zur Aufzucht neuer Korallen. Zum einen werden Gestelle im Meer platziert, die von Touristen selbst genutzt werden können, um Korallenfragmente zu befestigen. Zum anderen werden Schnüre in einigen Metern Tiefe angebracht, an denen besonders widerstandsfähige Korallenarten wachsen können. Diese Methoden ermöglichen eine effektive Aufforstung der Riffe und schaffen gleichzeitig ein Bewusstsein für den Schutz der Meeresumwelt.
Die Bemühungen zur Rettung der Korallenriffe sind nicht auf Vietnam beschränkt. Weltweit gibt es zahlreiche Initiativen, die sich mit der Aufzucht und dem Schutz von Korallen beschäftigen. In verschiedenen Ländern werden Korallen nicht nur im Meer, sondern auch in Aquarien und speziellen Farmen an Land gezüchtet. Wissenschaftler arbeiten daran, Hybride zu entwickeln, die besser mit den steigenden Wassertemperaturen zurechtkommen.
Ein Beispiel ist das Unterwassermuseum von Jason deCaires Taylor in der Karibik, wo Kunstwerke aus umweltfreundlichen Materialien im Meer installiert werden, die sich mit der Zeit in künstliche Korallenriffe verwandeln. Diese Skulpturen dienen nicht nur als Lebensraum für Meereslebewesen, sondern sensibilisieren auch für die Zerbrechlichkeit der Meeresökosysteme.
Forschungseinrichtungen wie die California Academy of Sciences in San Francisco haben ebenfalls Programme zur künstlichen Nachzucht von Korallen ins Leben gerufen. Im Rahmen der Initiative "Hope for Reefs" züchten Wissenschaftler Korallen in kontrollierten Umgebungen, um sie später im Meer auszusetzen. Diese Projekte sind entscheidend, um die genetische Vielfalt der Korallen zu erhalten und ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber den Herausforderungen des Klimawandels zu stärken.
Die Rettung der Korallenriffe ist eine globale Herausforderung, die innovative Lösungen und internationale Zusammenarbeit erfordert. Projekte wie in Nha Trang zeigen, dass es möglich ist, durch gezielte Maßnahmen und das Engagement von Touristen und Wissenschaftlern einen positiven Einfluss auf die marinen Ökosysteme auszuüben. Während die Herausforderungen enorm sind, bieten diese Initiativen Hoffnung und Perspektiven für die Zukunft der Korallenriffe und der Artenvielfalt in unseren Ozeanen.
Quellen: Zeit Online, GEO, Mindener Tageblatt, Goslarsche Zeitung.
