September 11, 2024
Rettungsdienste unter Druck: Herausforderungen und Lösungsansätze im Gesundheitswesen

Gesundheit: Druck auf Rettungsdienste steigt - Hilfe für Helfer gefragt

Die Herausforderungen für Rettungsdienste und Notfallmediziner in Hessen nehmen stetig zu. Steigende Einsatzzahlen, ein Mangel an Personal und die teils schwierige Interaktion mit Patienten und deren Angehörigen sind nur einige der Probleme, mit denen die Rettungsdienste konfrontiert sind. Laut Notärztin Susanne Tilp von der Universitätsklinik Gießen übernehmen Rettungsleitstellen und Notärzte zunehmend Aufgaben in der ambulanten Patientenversorgung. Dies führt zu einer Überlastung der Notfallversorgung, die bereits jetzt an ihre Grenzen stößt.

Ein zentrales Thema beim kürzlich abgehaltenen Rettungsdienstsymposium „Der Rote Patient“ war die effektive Versorgung von Menschen mit akuten Krankheits- oder Verletzungsbildern. Die Fachleute diskutierten, wie eine professionelle Kommunikation zwischen Sanitätern und Notärzten die Abläufe optimieren kann, um Patienten bestmöglich zu versorgen und sie in den Kliniken an die richtigen Stellen zu übergeben.

Hohe Erwartungen an den Rettungsdienst

Die Erwartungen der Bevölkerung an die Rettungsdienste sind hoch. Viele Menschen haben Schwierigkeiten, ihre gesundheitlichen Probleme richtig einzuschätzen und erwarten von den Rettungsdiensten eine schnelle und umfassende Hilfe. Diese hohen Erwartungen können jedoch zu Problemen führen, insbesondere wenn Patienten in Notaufnahmen längere Wartezeiten in Kauf nehmen müssen, da echte Notfälle Vorrang haben.

Mike Mann, Bereichsleiter Rettungsdienst des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in Hessen, berichtet von einem Anstieg der Einsatzzahlen. Im Jahr 2022 wurden über 637.000 Notfalleinsätze und Krankentransporte durchgeführt. Die Zahlen für das vergangene Jahr sind noch nicht verfügbar, aber es wird erwartet, dass sie weiter steigen. Ein Grund für diesen Anstieg ist, dass immer häufiger auch bei Bagatellerkrankungen Rettungswagen gerufen werden. Dies führt dazu, dass Sanitäter oft mit ungeduldigen oder überforderten Patienten konfrontiert sind.

Ursachen für die steigende Belastung

Die Gründe für die steigende Belastung der Rettungsdienste sind vielfältig. Der Mangel an Landärzten ist ein wesentlicher Faktor. Viele Menschen, insbesondere ältere Personen, leben in ländlichen Gebieten und haben keinen unmittelbaren Zugang zu medizinischer Versorgung. Diese Isolation kann dazu führen, dass sie in gesundheitlichen Krisen auf Rettungsdienste angewiesen sind.

Ein weiteres Problem ist die Alterung der Gesellschaft. Ältere Menschen haben häufig komplexe gesundheitliche Bedürfnisse, die eine intensivere Betreuung erfordern. Diese demografischen Veränderungen stellen die Rettungsdienste vor zusätzliche Herausforderungen.

Innovative Lösungsansätze zur Entlastung der Rettungsdienste

Um den Druck auf die Rettungsdienste zu verringern, werden verschiedene innovative Ansätze diskutiert. Eine Möglichkeit sind mobile Fachkräfte, die Patienten in ländlichen Regionen direkt besuchen. Diese Lösungen werden bereits in einigen Hausarztpraxen, wie im Main-Kinzig-Kreis, erfolgreich umgesetzt.

Zusätzlich könnten Hausnotrufsysteme und Telenotärzte, die über Livestream mit den Rettungswagenbesatzungen kommunizieren, dazu beitragen, Notarzteinsätze zu vermeiden. Solche Systeme könnten insbesondere in weniger besiedelten Gebieten eine wertvolle Unterstützung bieten.

Die Rolle der Kommunikation im Notfall

Eine klare und sachliche Kommunikation ist entscheidend, um in Notfällen schnell zu handeln. Notärztin Tilp betont, dass der erste Überblick über die Situation und eine präzise Schilderung der Eindrücke am Telefon für die Einsatzkräfte von großer Bedeutung sind. Ein korrekter Notruf ist ein wichtiger Bestandteil der Ersten Hilfe und kann entscheidend für den Verlauf des Einsatzes sein.

Umgang mit aggressiven Patienten

Ein weiteres ernstzunehmendes Problem sind aggressive Patienten oder Angehörige. Notärztin Tilp berichtet, dass solche Vorfälle mittlerweile fast zum Alltag gehören. In einigen Fällen müssen Sanitäter sogar von Polizeistreifen begleitet werden, um sicherzustellen, dass sie bei ihren Einsätzen nicht angegriffen werden. Diese Entwicklung ist besorgniserregend und erfordert dringend Aufmerksamkeit und Lösungen.

Die Herausforderungen, vor denen die Rettungsdienste stehen, sind komplex und erfordern ein gemeinsames Handeln von Politik, Gesundheitswesen und der Gesellschaft. Nur durch gezielte Maßnahmen und innovative Lösungen kann die Qualität der Notfallversorgung in Hessen langfristig gesichert werden.

Die Diskussion um die Entlastung der Rettungsdienste ist also nicht nur eine Frage der medizinischen Versorgung, sondern auch eine gesellschaftliche Herausforderung, die alle betrifft.

Quellen: Zeit Online, Stern, Gießener Allgemeine, Gießener Anzeiger, Frankfurter Neue Presse.

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