Der Konflikt um die geplante Stromtrasse Rhein-Main-Link in Hessen verschärft sich. Die Bundesnetzagentur lehnt einen Beschluss des hessischen Landtags ab, der die Erdkabelpflicht für das Projekt aufheben möchte, wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) meldet. Der Landtag hatte mehrheitlich beschlossen, zur Kostenreduzierung und Beschleunigung des Ausbaus auch Freileitungen als Alternative zu prüfen. Die Zeit (https://www.zeit.de/news/2024-12/18/rhein-main-link-bundesnetzagentur-stellt-sich-gegen-landtag) berichtete ebenfalls darüber.
Die Bundesnetzagentur begründet ihre Position damit, dass die Erdverkabelung im Bundesbedarfsplangesetz festgeschrieben sei. Der Rhein-Main-Link, der Strom von Nordsee-Windparks nach Südhessen transportieren soll, befinde sich bereits im Planungs- und Genehmigungsverfahren. Eine Umstellung auf Freileitungen würde laut Bundesnetzagentur zu fünf Jahren Verzögerung und erheblichen Mehrkosten führen. Aufgrund der hohen Übertragungskapazität von acht Gigawatt wären "mehrere parallele Freileitungsmastreihen inklusive hoher Masten und der dann nötigen Schutzstreifen" notwendig, so die Bundesnetzagentur gegenüber dpa. Ob dies die Akzeptanz in der Bevölkerung erhöhen würde, sei fraglich. Darüber hinaus seien volkswirtschaftliche Schäden durch die verzögerte Inbetriebnahme zu erwarten.
Die Auseinandersetzung um den Trassenverlauf besteht schon länger. Erdkabel gelten als teurer, werden aber von Anwohnern meist besser akzeptiert als Freileitungen. Für die Verlegung von Erdkabeln sind jedoch umfangreiche Bodenarbeiten erforderlich, die beispielsweise den Weinanbau beeinträchtigen können, wie die Hessenschau (https://www.hessenschau.de/wirtschaft/super-stromtrasse-rhein-main-link-soll-eher-durch-weinberge-fuehren-v1,stromtrasse-rhein-main-link-100.html) berichtet. Der Landtag setzt sich für landschaftsschonende Trassenführungen ein, zum Beispiel entlang der Autobahnen 3 und 67. Die Bedenken von Kommunen, Anwohnern, Landwirten und Winzern müssten berücksichtigt werden.
Netzbetreiber Amprion sieht die Entscheidung des Landtags mit Besorgnis. Der Netzausbau bleibe hinter dem Ausbau der erneuerbaren Energien zurück, was zu höheren Netzentgelten führe. Amprion erwartet eine Verdopplung des Stromverbrauchs in Hessen bis 2045, unter anderem durch die Elektrifizierung der Industrie und den Bedarf von Rechenzentren. Für das Rhein-Main-Link-Projekt seien bereits rund eine Milliarde Euro investiert worden. Eine Umplanung würde laut Amprion zusätzliche Kosten in Milliardenhöhe bedeuten.
Auch Landrat Michael Cyriax vom Main-Taunus-Kreis kritisiert die aktuelle Planung und fordert eine Überarbeitung. Er befürchtet eine unverhältnismäßige Belastung für den Kreis und sieht die Existenz von Landwirten und Winzern gefährdet, wie die Taunus Nachrichten (https://www.taunus-nachrichten.de/region/landrat-cyriax-fordert-planung-rhein-main-link-ueberarbeiten-id168111.html) berichten. Er fordert unter anderem die Trassenführung entlang bestehender Verkehrswege sowie den Schutz von Weinbergen und Ackerflächen.
Die CDU-Fraktion im Hessischen Landtag unterstützt den Rhein-Main-Link, betont aber die Notwendigkeit, die Sorgen der Bürger und Kommunen ernst zu nehmen. Auch sie fordert eine Aufhebung des Vorrangs für Erdkabel, um den Ausbau zu beschleunigen und Kosten zu sparen.