Der Bundestagswahlkampf nimmt nach der gescheiterten Vertrauensfrage für Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) am 16. Dezember 2024 deutlich an Schärfe zu. Im ZDF-"heute journal" attackierte Scholz seinen Herausforderer Friedrich Merz (CDU) mit harschen Worten. „Fritze Merz erzählt gern Tünkram“, sagte Scholz laut der Süddeutschen Zeitung. Der plattdeutsche Ausdruck „Tünkram“ bedeutet so viel wie Unsinn oder Quatsch. Scholz bezog sich damit auf Merz' Behauptung, der Kanzler verhalte sich auf EU-Gipfeln passiv und schweige dort oft. Merz seinerseits hatte Scholz’ Verhalten im Bundestag als „zum Fremdschämen“ bezeichnet.
Merz reagierte umgehend und mit Empörung auf Scholz’ Angriff. Wie die Zeit Online unter Berufung auf die dpa berichtet, wies Merz die persönliche Attacke des Kanzlers zurück. Er warf Scholz mangelnden Respekt vor und kritisierte, dass dieser im Bundestag auch FDP-Chef Christian Lindner angegriffen habe. Merz betonte, er werde sich nicht auf dieses Niveau begeben. Die Rheinische Post berichtet außerdem, dass auch Armin Laschet und Jens Spahn (beide CDU) Scholz’ Wortwahl kritisierten. Laschet bezeichnete die Äußerung als inakzeptabel und respektlos. Spahn kommentierte auf X, das „S“ in SPD stehe für stillos.
Dieser Schlagabtausch zwischen Scholz und Merz steht im Widerspruch zu den Beteuerungen der Kanzlerkandidaten von SPD, Union und Grünen, einen fairen und respektvollen Wahlkampf zu führen. Wie Der Westen berichtet, hatten sich Scholz, Merz und Robert Habeck (Grüne) erst wenige Tage zuvor in einer ProSieben-Sendung zu einem solchen Wahlkampf bekannt.
Die Süddeutsche Zeitung berichtet zudem über zwei geplante TV-Duelle zwischen Scholz und Merz im Vorfeld der Bundestagswahl. ARD und ZDF werden am 9. Februar ein Duell ausstrahlen, moderiert von Sandra Maischberger und Maybrit Illner. RTL plant ein weiteres Duell am 16. Februar, moderiert von Pinar Atalay und Günther Jauch. Darüber hinaus werden weitere TV-Duelle mit den Spitzenkandidaten anderer Parteien diskutiert.
Am Tag nach der Vertrauensfrage präsentierten die Parteien ihre Wahlprogramme. Die Grünen, so die Süddeutsche Zeitung, wollen Investitionen von der Schuldenbremse ausnehmen. Weitere programmatische Schwerpunkte der Parteien sind laut Süddeutscher Zeitung unter anderem niedrigere Strompreise (Union), wirtschaftlicher Aufschwung und bezahlbares Leben (SPD) sowie sozialverträglicher Klimaschutz (Grüne). Uneinigkeit herrscht hingegen in der Ukraine-Politik, hier verfolgen Scholz und Merz unterschiedliche Strategien.
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