Die Diskussion über die Zukunft syrischer Geflüchteter in Deutschland wird durch die anhaltende Unsicherheit in Syrien befeuert. Während Politiker wie CDU-Chef Friedrich Merz die Rückkehr nicht integrierter Syrer fordern, betonen andere ihren Wert für den deutschen Arbeitsmarkt, insbesondere im Hinblick auf den Fachkräftemangel. Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (FAZ) berichtet, dass fast die Hälfte der in Deutschland lebenden Syrer berufstätig ist. Die Frage nach Bleiben oder Gehen ist komplex und hängt von verschiedenen Faktoren ab.
Bundeskanzler Olaf Scholz (Tagesschau) versicherte gut integrierten Syrern, die in Deutschland arbeiten, ein Bleiberecht. Er verwies auf die etwa 5.000 syrischen Ärzte in deutschen Krankenhäusern und die Verunsicherung, die die Debatte bei vielen syrischstämmigen Menschen ausgelöst hat. Gleichzeitig sicherte er Unterstützung für diejenigen zu, die bei verbesserter Lage in ihre Heimat zurückkehren möchten.
Auch die FDP unterstützt diese Position. FDP-Fraktionschef Christian Dürr (Funke Mediengruppe) betonte, dass selbstständige und integrierte Syrer eine Bleibeperspektive erhalten sollen. Er nannte als Beispiele Beschäftigte im Gesundheits- und Pflegewesen und verwies auf den Fachkräftemangel. Gleichzeitig forderte er die Rückkehr nicht integrierter und arbeitsloser Syrer.
Die Lage in Syrien bleibt jedoch unsicher (Deutsche Welle). Die zukünftige Entwicklung des Landes ist ungewiss. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) hat Asylverfahren für Syrer ausgesetzt. Die Grünen-Politikerin Lamya Kaddor mahnt zur Vorsicht und fordert eine sorgfältige Beobachtung der Lage durch die Bundesregierung. Außenministerin Annalena Baerbock warnte davor, dass Syrien nicht in die Hände neuer radikaler Kräfte fallen dürfe.
Die wirtschaftlichen Folgen einer möglichen Rückkehrwelle werden ebenfalls diskutiert. "Capital" berichtet, dass syrische Geflüchtete die größte Gruppe von Beschäftigten aus Fluchtländern in Deutschland stellen. Im Mai 2024 waren fast 222.610 Syrer sozialversicherungspflichtig beschäftigt, vor allem im Dienstleistungssektor, im Gesundheits- und Sozialwesen sowie in der Logistik. Ihr Weggang würde eine Lücke hinterlassen, wäre aber laut Arbeitsmarktforscher Enzo Weber vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) verkraftbar.
Das IAB stellte fest, dass die Arbeitsmarktintegration der Geflüchteten seit 2015 im Vergleich zu früheren Migrationswellen erfolgreicher verlief. Rund 64 Prozent der vor acht Jahren Zugewanderten haben eine Arbeit. Gleichzeitig gibt es unter den Syrern eine hohe Zahl von Bürgergeld-Empfängern. Im August 2024 bezogen eine halbe Million Syrer diese Sozialleistung.
Die Debatte über die Zukunft syrischer Geflüchteter wird anhalten. Die politische Lage in Syrien, die Integration in den deutschen Arbeitsmarkt und die individuellen Rückkehrwünsche der Syrer sind entscheidende Faktoren.
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