Die Zufriedenheit der Auszubildenden in Bayern hat einen historischen Tiefpunkt erreicht. Laut Zeit Online liegt die Zustimmung bei nur noch 70,9 Prozent – der niedrigste Wert seit Beginn der Datenerhebung im Jahr 2012. Der Ausbildungsreport der DGB-Jugend Bayern, welcher der Zeit-Meldung zugrunde liegt, zeigt eine weitverbreitete Unsicherheit unter den Auszubildenden und einen Rückgang der Zufriedenheit um 2,3 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr. Besonders gravierend ist der Unterschied zwischen den einzelnen Ausbildungsberufen. Während Mechatroniker mit einer Zufriedenheitsquote von 86,5 Prozent sehr zufrieden sind, liegt diese im Gastgewerbe laut TVA aktuell bei lediglich 43,7 Prozent.
Die Umfrage der DGB-Jugend, an der über 1.600 Auszubildende teilnahmen, verdeutlicht die erheblichen Unterschiede zwischen den Berufen. So äußerten sich angehende Bäcker beispielsweise überwiegend positiv über ihre Ausbildung, obwohl die Stichprobengröße in diesem Bereich klein war. Besonders alarmierend ist die Erkenntnis, dass etwa jeder siebte Befragte die eigene Ausbildung nicht weiterempfehlen würde. Wie der Stern berichtet, steigt dieser Anteil zudem mit zunehmender Ausbildungsdauer.
Die DGB-Jugend kritisiert die Ausbildungsbedingungen scharf. Ein Drittel der Befragten gab an, keinen Ausbildungsplan zu besitzen, und 16 Prozent müssen regelmäßig Tätigkeiten verrichten, die nicht zur Ausbildung gehören. Auch die Zahl der Auszubildenden mit regelmäßigen Überstunden ist gestiegen und liegt nun bei 36 Prozent. BR24 nennt unbezahlte Überstunden, fehlende Ausbildungspläne und ausbildungsfremde Tätigkeiten als einige der Kritikpunkte.
Die Beurteilung der Berufsschulen fällt unterschiedlich aus. Zwar bewerteten 53,8 Prozent der Befragten die fachliche Qualität des Unterrichts mit „gut“ oder „sehr gut“, was eine Verbesserung im Vergleich zum Vorjahr darstellt, doch laut DGB-Jugend ist dieser Wert weiterhin nicht ausreichend. Bernhard Stiedl, Vorsitzender des DGB Bayern, spricht von einer strukturellen Krise der beruflichen Bildung und fordert, dass sowohl Betriebe als auch die Politik stärker in die Verantwortung genommen werden müssen. Er verweist auf die hohe Abbrecherquote von fast 27 Prozent in Bayern, die im Handwerk laut Frankenpost sogar über 33 Prozent liegt.
Ein weiterer Faktor, der die Ausbildungszufriedenheit negativ beeinflusst, ist die Unsicherheit hinsichtlich der Übernahmeaussichten. Der Umfrage zufolge wissen 59 Prozent der Auszubildenden nicht, ob sie nach ihrem Ausbildungsabschluss im Betrieb bleiben können. Nur 35 Prozent gehen fest von einer Übernahme aus. Auch hier zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen den Berufen: Industriemechaniker und Mechatroniker haben deutlich bessere Perspektiven als beispielsweise Fachverkäufer oder Hotelfachleute. BR24 hebt die mangelnden Zukunftsperspektiven nach der Ausbildung als zentralen Kritikpunkt hervor.
Wie ZWP online berichtet, schneidet der Beruf der Zahnmedizinischen Fachangestellten (ZFA) mit einer Zufriedenheitsquote von nur 58,5 Prozent besonders schlecht ab. Hier werden vor allem die Zunahme von Überstunden und nicht zur Ausbildung gehörenden Tätigkeiten bemängelt.
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