US-Kongressausschuss uneins über Ursprung von SARS-CoV-2
Ein vom US-Repräsentantenhaus eingesetzter Sonderuntersuchungsausschuss hat seinen Abschlussbericht zum Ursprung der COVID-19-Pandemie vorgelegt. Das Ergebnis ist jedoch von parteipolitischen Differenzen geprägt. Während die republikanische Mehrheit des Ausschusses die Theorie eines Laborunfalls in Wuhan favorisiert, halten die Demokraten einen natürlichen Ursprung für ebenso plausibel.
Der über 500 Seiten umfassende Bericht, Ergebnis einer zweijährigen Untersuchung, stützt sich auf zahlreiche Anhörungen, Interviews und die Auswertung von über einer Million Dokumente. Der Ausschuss befragte unter anderem Wissenschaftler zu einer möglichen Vertuschung des Ursprungs, an der Anthony Fauci, der ehemalige Leiter des NIAID, beteiligt gewesen sein soll.
Die Republikaner argumentieren, SARS-CoV-2 weise genetische Merkmale wie die Furin-Spaltstelle auf, die in der Natur ungewöhnlich seien und auf eine künstliche Manipulation hindeuteten. Die Süddeutsche Zeitung merkt jedoch an, dass die Furin-Spaltstelle zwar selten, aber auch durch natürliche Mutation entstehen kann. Auch das Argument, alle Corona-Fälle stammten von einer einzigen Infektion ab, wird von genetischen Analysen aus Wuhan widerlegt, die auf mehrere initiale Infektionen und somit eher auf eine zoonotische Übertragung hindeuten, wie die Süddeutsche Zeitung berichtet.
Der Bericht zitiert unter anderem einen Meinungsartikel von Alina Chan in der New York Times, die das Fehlen molekularer Spuren für eine Übertragung vom Tier auf dem Markt in Wuhan moniert. Entgegen dieser Behauptung existieren solche Spuren, wie Forschungsergebnisse, die in der Süddeutschen Zeitung erwähnt werden, belegen. Die Datenlage bleibt jedoch komplex.
Die Süddeutsche Zeitung kritisiert zudem, dass der Ausschuss sich auf Chans Argumentation stützt, obwohl ihm auch Einschätzungen der US-Geheimdienste vorlagen. Bezüglich der Furin-Spaltstelle zitiert der Bericht einen Journalisten anstelle von Virologen.
Ein Schwerpunkt des Berichts liegt auf der Rolle des NIAID und Anthony Fauci. Die Republikaner werfen ihm vor, die Beteiligung seines Instituts an der Entstehung des Virus zu vertuschen und einen Fachartikel lanciert zu haben, um die Labor-Hypothese zu diskreditieren. Für diese Vorwürfe liegen laut Süddeutscher Zeitung keine stichhaltigen Beweise vor.
Die Demokraten im Ausschuss widersprechen den Schlussfolgerungen der Republikaner und verteidigen Fauci. Sie betonen, der Ausschuss habe den Ursprung des Virus nicht endgültig klären können. Sowohl ein zoonotischer Ursprung als auch ein Laborunfall seien weiterhin mögliche Szenarien.
Die Debatte um den Ursprung des Coronavirus wird auch in anderen Medien wie der Berliner Zeitung, dem ZDF und dem Deutschlandfunk aufgegriffen und hält weiter an.
Quellen:
- Süddeutsche Zeitung: https://www.sueddeutsche.de/wissen/untersuchungsausschuss-coronavirus-labor-li.3160306
- Berliner Zeitung: https://www.berliner-zeitung.de/gesundheit-oekologie/us-untersuchung-zu-corona-ursprung-virus-stammt-wohl-aus-labor-in-wuhan-li.227774
- ZDF: https://www.zdf.de/nachrichten/politik/ausland/coronavirus-entstehung-china-labor-unfall-usa-untersuchung-100.html
- Deutschlandfunk: https://www.deutschlandfunk.de/untersuchungsausschuss-des-repraesentantenhauses-sieht-corona-ursprung-in-laborunfall-100.html
- Spiegel Online: https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/corona-ursprung-wie-wahrscheinlich-ist-ein-laborunfall-a-19dc9649-44ec-419b-b11f-7509162e9db2
- Spektrum der Wissenschaft: https://www.spektrum.de/news/corona-pandemie-die-covid-aus-dem-labor-kontroverse-eskaliert/1878898
- Ärzte Zeitung: https://www.aerztezeitung.de/Medizin/Studie-SARS-CoV-2-ist-moeglicherweise-in-einem-Labor-entstanden-448041.html