Eberhard Schellenberg, ehemaliger BR-Reporter, geriet ins Visier der Stasi, wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) am 09.11.2024 berichtete. Auslöser war sein Interesse am Alltag in der DDR. Schon der Versuch seiner Eltern in den 1960er Jahren, ein „Kicker“-Magazin in einem Westpaket nach Bautzen zu schicken, scheiterte. Die DDR-Behörden entfernten das Magazin, nur die Bettwäsche erreichte die Freunde.
Als Schellenberg später als Journalist für den Bayerischen Rundfunk arbeitete und die DDR bereiste, wurde er von der Stasi überwacht. Die Überwachung war kleinteilig und oft sinnlos, wie Schellenberg berichtet. So notierte die Stasi beispielsweise akribisch, welche West-Zeitungen er las und mit wem er sprach. Selbst banale Details wie der Kauf von Postkarten wurden festgehalten.
Die Stasi sammelte Informationen über westdeutsche Journalisten aus verschiedenen Gründen. Wie der Historiker Stefan Wolle in der Berliner Zeitung (05.11.2008) erläutert, sah die SED im Westfernsehen einen Klassenfeind, den es zu unterwandern galt. Die Stasi versuchte, Informationen über die Arbeitsweise und die Kontakte der Journalisten zu sammeln, um sie gegebenenfalls zu beeinflussen oder zu diskreditieren. Die Westmedien wurden als Teil des ideologischen Kampfes zwischen Ost und West betrachtet.
Die Überwachung von Journalisten wie Schellenberg war Teil einer umfassenden Strategie der Stasi, Informationen über die Bundesrepublik zu sammeln. Wie die Westdeutsche Allgemeine Zeitung (WAZ) am 03.10.2014 berichtete, spionierte die Stasi in Nordrhein-Westfalen zahlreiche Bereiche aus, von der Forschung an der Ruhr-Universität bis hin zu politischen Aktivitäten. Selbst alltägliche Beobachtungen wurden festgehalten. Die Stasi versuchte, ein möglichst vollständiges Bild vom Leben in der Bundesrepublik zu erhalten.
Die Stasi nutzte verschiedene Methoden, um Informationen zu sammeln. Büros wurden verwanzt, Inoffizielle Mitarbeiter (IMs) eingesetzt und Zuträger in westdeutsche Institutionen eingeschleust, wie Fritz Pleitgen, ehemaliger ARD-Korrespondent in Ostberlin, in der Berliner Zeitung (05.11.2008) berichtete. Die Stasi versuchte, ein Netzwerk von Informanten aufzubauen, um an Informationen zu gelangen.
Die gesammelten Informationen wurden von der Stasi ausgewertet und für verschiedene Zwecke genutzt. Wie Marianne Birthler, ehemalige Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen, in der Berliner Zeitung (05.11.2008) erklärte, wurden auch banale Informationen verwendet, um Persönlichkeitsprofile zu erstellen und Personen zu „zersetzen“. Die Stasi versuchte, die gesammelten Informationen zu nutzen, um Einfluss auf Personen und Ereignisse zu nehmen.
Schellenbergs Geschichte verdeutlicht die Absurdität der Stasi-Überwachung. Die akribische Sammlung von Informationen über seinen Alltag in der DDR hatte letztlich keinen erkennbaren Nutzen. Sie zeigt aber auch die umfassende Überwachung, der westdeutsche Journalisten in der DDR ausgesetzt waren.
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