23.10.2024
Weltsynode im Spannungsfeld von Tradition und Reformdruck

Die Spannung war spürbar an diesem Nachmittag im Vatikan. Ein Familienvater ergriff in der Pressekonferenz das Wort und schilderte seinen Zwiespalt: Er habe zwei Töchter im Alter von 18 und 22 Jahren, so der Mann, der sich als niederländischer Journalist vorstellte. Die Argumente der Kirche, warum Frauen nicht Priester werden könnten, seien ihm zwar bekannt, doch er selbst sehe sich außerstande, diese seinen Töchtern zu vermitteln. Die Frauenfrage sei dadurch zu einer „Art Hindernis zwischen ihnen und Jesus“ geworden. Was könne er da tun? Die Frage richtete sich an ein ungewöhnliches Podium: einen italienischen Kardinal, einen britischen Theologieprofessor und eine der wenigen Frauen in einer ranghohen Position im Vatikan. Die Szene, über die Thomas Jansen in der F.A.Z. berichtet, zeigt deutlich: Die Weltsynode im Vatikan ist im Herbst 2024 bei einem der heikelsten Themen angekommen – der Rolle der Frau in der katholischen Kirche.

Papst Franziskus hatte verfügt, dass die Synode nicht über die Öffnung kirchlicher Ämter für Frauen diskutieren sollte. Doch die Bischöfe ignorierten diese Anweisung. Wie die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ berichtet, wurde die Frage nach der Rolle der Frau in der Kirche zu einem zentralen Thema der Synode. Der Vorfall verdeutlicht die wachsende Spannung zwischen dem Wunsch nach Reformen in Teilen der katholischen Kirche und der Beibehaltung traditioneller Strukturen.

Die Weltsynode, ein weltweiter Beratungsprozess der katholischen Kirche, der seit 2021 unter dem Titel "Eine synodale Kirche: Gemeinschaft, Partizipation, Mission" stattfindet, hat die Debatte um die Rolle der Frau in der Kirche neu entfacht. Wie kathpress.at berichtet, nehmen an der zweiten und abschließenden Vollversammlung der Synode, die vom 2. bis 27. Oktober im Vatikan tagt, 368 Männer und Frauen aus allen Kontinenten als stimmberechtigte Mitglieder teil. Darunter sind auch 96 Priester, Diakone, Ordensleute und Laienchristen – rund ein Viertel der Teilnehmenden.

Dass erstmals auch Frauen mit vollem Rede- und Stimmrecht an der Weltsynode teilnehmen, ist ein historischer Moment. Wie katholisch.de berichtet, traf Papst Franziskus die weiblichen Synodalen sogar in einer eigenen Audienz. Die Schweizer Synodale Helena Jeppesen-Spuhler zeigte sich im Anschluss gegenüber dem Pfarrblatt Bern positiv über die Begegnung. Die Frauen hätten offen über ihre Erfahrungen und Bedenken gesprochen, der Papst sei sehr aufgeschlossen und zugewandt gewesen.

Der Passauer Bischof Stefan Oster lobte die Fortschritte und Gespräche auf der Weltsynode im Interview mit „Radio Vatikan“. Die synodale Methode von Papst Franziskus, das „Gespräch im Heiligen Geist“ und das gegenseitige Zuhören, sei anfangs zwar „ein bisschen fremd“ gewesen, so Oster. Doch die Weltsynode sei nun „gemeinsam unterwegs“ und habe „keine Vorbehalte mehr“. Wenn sich diese neue, synodale Methode in der gesamten Weltkirche verbreiten würde, „dann wäre es ein Riesenschritt“, so Bischof Oster gegenüber Vatican News.

Die Frage nach der Weihe von Frauen zu Priestern sorgt jedoch weiterhin für Konflikte. In einem Brief an die deutschen Bischöfe, über den die katholische Zeitung „Tagespost“ berichtete, stellte Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin unmissverständlich klar, dass es dazu „keine Gespräche“ geben werde. Die Römische Glaubenskongregation hatte bereits 1976 in einer Erklärung die traditionelle Lehre bekräftigt, dass Frauen nicht zu Priestern geweiht werden können. Papst Johannes Paul II. bestätigte diese Position 1994. Auch Papst Franziskus hat deutlich gemacht, dass er an dieser Lehre festhalten will.

Die Weltsynode im Vatikan ist ein Spiegelbild der aktuellen Situation der katholischen Kirche: Einerseits der Wunsch nach Veränderung und Öffnung, andererseits das Festhalten an traditionellen Strukturen und Lehren. Es bleibt abzuwarten, welche Ergebnisse die Synode hervorbringen und welche Auswirkungen sie auf die Zukunft der Kirche haben wird.

https://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/bischoefe-widersetzen-sich-auf-der-weltsynode-dem-papst-110065015.html

https://www.kathpress.at/goto/dossier/2416809/weltsynode-ueber-synodalitaet

https://katholisch.de/artikel/56890-papst-empfaengt-weltsynoden-teilnehmer

https://www.dbk.de/themen/bischofssynoden/bischofssynode-synodale-kirche-2021-2024

https://www.die-tagespost.de/kirche/aktuell/bischof-oster-lobt-synodale-methode-von-papst-franziskus-art-256662

https://de.catholicnewsagency.com/news/14482/vatikan-schreibt-deutschen-bischofen-keine-diskussion-zu-weihe-von-frauen-homosexualitat

https://www.vaticannews.va/de/papst/news/2024-10/papst-audienz-weltsynode-frauen-laien-grech-holerich-vatikan.html

https://www.die-tagespost.de/kirche/vatikan-und-papst/der-vatikan-wirbt-um-china-art-251641

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