September 8, 2024
Ambulante Operationen: Sparpotenzial im Hamburger Gesundheitswesen entdecken

Krankenhauskosten: Barmer: Jede fünfte Klinik-Operation wäre ambulant möglich

Eine aktuelle Untersuchung der Barmer Krankenkasse hat ergeben, dass jede fünfte in einem Hamburger Krankenhaus stationär durchgeführte Operation auch ambulant hätte erfolgen können. Laut der Landesgeschäftsführerin der Barmer, Susanne Klein, liegt das Ambulantisierungspotenzial in Hamburg bei 21,4 Prozent. Diese Erkenntnisse basieren auf einer Analyse des Barmer Instituts für Gesundheitssystemforschung (BIFG), die die Daten für das vierte Quartal 2022 ausgewertet hat.

Ambulante Behandlungen als ressourcenschonende Alternative

Die Barmer Krankenkasse argumentiert, dass eine Erhöhung der ambulanten Behandlungen nicht nur im Interesse der Patienten sei, sondern auch eine ressourcenschonende Maßnahme für das Gesundheitssystem darstellt. Klein betonte, dass Krankenhausaufenthalte für viele Patienten mit erheblichen Belastungen verbunden sind. Studien zeigen, dass sich Patienten in ihrem eigenen Zuhause oft schneller und komplikationsloser erholen, was gute Gründe für eine verstärkte Durchführung ambulanter Operationen liefert.

Statistische Daten zu Krankenhausbehandlungen in Hamburg

Im Jahr 2022 wurden in Hamburg insgesamt rund 272.000 Krankenhausbehandlungen registriert. Der Anteil der Fälle, die im AOP-Katalog (Ambulant durchführbare Operationen) oder im IGES-Gutachten zu finden sind und bei denen keine erkennbaren Risikofaktoren vorliegen, betrug etwa 20 Prozent. Dies bedeutet, dass mindestens 50.000 stationäre Eingriffe auch ambulant hätten durchgeführt werden können. Besonders auffällig ist, dass bei Frauen im Alter von 40 bis 59 Jahren sogar jeder dritte stationär durchgeführte Eingriff ambulant möglich gewesen wäre.

Katalog ambulant durchführbarer Operationen

Der AOP-Katalog, auf den sich die Kassenärztliche Bundesvereinigung, die gesetzlichen Krankenkassen und die Deutsche Krankenhausgesellschaft verständigt haben, listet eine Vielzahl von Eingriffen auf, die ambulant durchgeführt werden können. Dazu gehören beispielsweise Leistenbruch-Operationen oder die Entfernung der Rachenmandeln. Aktuell sind im Katalog 3.312 Leistungen verzeichnet, die entweder in Krankenhäusern oder bei niedergelassenen Ärzten ambulant durchgeführt werden könnten. Ein Gutachten des IGES-Instituts hat sogar ein Potenzial von insgesamt 5.355 Leistungen ermittelt.

Finanzielle Aspekte ambulanter Operationen

Die Kosten für ambulante Operationen liegen in der Regel bei etwa 60 Prozent der Kosten eines stationären Eingriffs. Dies könnte eine erhebliche Entlastung für das Gesundheitssystem darstellen, insbesondere in Anbetracht des Kostendrucks und des Personalmangels im Pflegebereich. Klein wies darauf hin, dass eine Umleitung von mehreren zehntausend Krankenhausbehandlungen auch dazu beitragen könnte, Personal für andere vollstationäre Behandlungen freizusetzen.

Vergleich mit anderen Ländern

Im internationalen Vergleich zeigt sich, dass andere Länder wie Dänemark in der Durchführung ambulanter Operationen deutlich weiter fortgeschritten sind. Ein Beispiel hierfür sind Gebärmutterentfernungen: Während in Deutschland im Jahr 2019 keine einzige solche Operation ambulant durchgeführt wurde, lag der Anteil in Dänemark bereits bei 57,7 Prozent.

Notwendigkeit einer Krankenhausreform

Angesichts des Kostendrucks und des Personalmangels in der Pflege ist es laut Klein unerlässlich, im Rahmen der geplanten Krankenhausreform genau zu analysieren, welche Krankenhausstandorte unverzichtbar sind und welche Funktionen sie als regionale Versorgungszentren mit einem Schwerpunkt auf ambulante Operationen übernehmen können. Die Reform könnte dazu beitragen, die Krankenhausdichte in Deutschland, die im internationalen Vergleich sehr hoch ist, zu reduzieren und gleichzeitig die Versorgungsqualität zu verbessern.

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die Barmer Krankenkasse mit ihrer Analyse wichtige Impulse für die Diskussion über die Zukunft der Krankenhausversorgung in Deutschland setzt. Die Notwendigkeit, mehr Operationen ambulant durchzuführen, könnte nicht nur die Belastung der Patienten verringern, sondern auch eine nachhaltige Entlastung des Gesundheitssystems bewirken.

Quellen: dpa, Barmer Institut für Gesundheitssystemforschung

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