September 17, 2024
ZF Friedrichshafen: Herausforderungen und Perspektiven der Standortanpassungen

Stiftungskonzern: ZF-Chef Klein hält Schließung von deutschen Standorten für Ultima Ratio

Der Technologiekonzern ZF Friedrichshafen steht vor einer signifikanten Transformation, die sowohl technologische als auch strukturelle Anpassungen erfordert. Holger Klein, der Vorstandsvorsitzende des Unternehmens, hat in einem aktuellen Interview betont, dass die Schließung von deutschen Standorten als ultima ratio betrachtet wird. Dies geschieht im Kontext eines geplanten Stellenabbaus, der bis zu einem Viertel der Arbeitsplätze in Deutschland betreffen könnte.

Die Reaktionen auf diese Ankündigung sind gemischt. Arbeitnehmervertreter und Gewerkschaften haben bereits mit Protesten reagiert und fordern, dass der Konzern alternative Lösungen findet, um Arbeitsplätze zu sichern. Klein hat in diesem Zusammenhang betont, dass alleiniger Widerstand nicht ausreiche, um die Herausforderungen zu bewältigen. Er ruft zu konstruktiven Gesprächen auf, um gemeinsam Lösungen zu entwickeln.

Transformation des Unternehmens

Die Transformation bei ZF ist nicht nur eine Reaktion auf wirtschaftliche Herausforderungen, sondern auch eine strategische Neuausrichtung. Der Konzern sieht sich mit den Anforderungen der Elektromobilität und der Digitalisierung konfrontiert. Klein beschreibt die gegenwärtige Phase als eine Zeit voller Höhen und Tiefen, in der das Unternehmen seine Strukturen anpassen muss, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

„Wir müssen auf die aktuelle Konjunktursituation reagieren“, erklärt Klein. „Das ist insgesamt sehr herausfordernd.“ Die Anpassungen sind notwendig, um die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens zu sichern und gleichzeitig die technologischen Innovationen voranzutreiben, die für die Zukunft der Automobilindustrie entscheidend sind.

Geplante Schließungen und Stellenabbau

In den kommenden Jahren plant ZF, mehrere Standorte in Deutschland zu schließen. Klein hat bereits bestätigt, dass das Werk in Gelsenkirchen bis Ende 2024 geschlossen werden soll, während der Standort in Eitorf bis spätestens Ende 2027 ebenfalls auf der Kippe steht. Diese Entscheidungen sind Teil eines umfassenden Plans, der darauf abzielt, die Produktionskosten zu senken und die Effizienz zu steigern.

„Es gibt gewisse Standorte, an denen wir keine Zukunft sehen“, so Klein. Dies betrifft insbesondere Werke, die über längere Zeit unprofitabel waren. Der Konzern hat bereits Gespräche mit Arbeitnehmervertretern aufgenommen, um die Schließungen so sozialverträglich wie möglich zu gestalten. Klein betont, dass der Dialog mit den betroffenen Beschäftigten von großer Bedeutung ist, bevor öffentlich über die Schließungen gesprochen wird.

Wettbewerbsfähigkeit und Zukunftsperspektiven

Die ZF Friedrichshafen AG ist einer der größten Autozulieferer der Welt mit einer Vielzahl von Standorten und einer breiten Produktpalette, die von Antriebs- und Fahrwerktechnik bis hin zu E-Mobilität reicht. Trotz der Herausforderungen sieht Klein eine Chance, das Unternehmen zukunftsfähig zu machen. „Wir arbeiten daran, den Standort wettbewerbsfähig zu machen“, erklärt er und verweist auf die Notwendigkeit, die Produktionskapazitäten in kostengünstigere Regionen zu verlagern.

Die Entscheidung, bestimmte Produktionslinien in die Türkei zu verlagern, ist Teil dieser Strategie. Klein sieht dies als notwendig an, um die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten und gleichzeitig die Innovationskraft des Unternehmens zu fördern. „Wir müssen sicherstellen, dass wir auch in Zukunft an der Spitze der technologischen Entwicklung stehen“, sagt er.

Reaktionen der Arbeitnehmervertreter

Die Ankündigungen von ZF haben bei den Arbeitnehmervertretern Besorgnis ausgelöst. Der Gesamtbetriebsratschef Achim Dietrich hat bereits vor einem drastischen Kahlschlag gewarnt und fordert von der Unternehmensführung, dass alternative Lösungen zur Sicherung der Arbeitsplätze gefunden werden. Die IG Metall hat ebenfalls ihre Unterstützung für die Beschäftigten zugesichert und fordert, dass die Unternehmensleitung die Sorgen der Mitarbeiter ernst nimmt.

„Wir brauchen eine klare Kommunikation von ZF, um die Ängste der Beschäftigten zu mindern“, so Dietrich. Die Gewerkschaft fordert, dass der Konzern alle Möglichkeiten ausschöpft, um Kündigungen zu vermeiden und die Arbeitsplätze zu sichern.

Fazit und Ausblick

Die ZF Friedrichshafen AG steht vor einer entscheidenden Phase, in der die Weichen für die Zukunft des Unternehmens gestellt werden. Die Herausforderungen der Transformation in der Automobilindustrie erfordern mutige Entscheidungen und eine klare Strategie. Holger Klein hat betont, dass die Schließung von Standorten als ultima ratio betrachtet wird, jedoch ist der Druck auf das Unternehmen hoch, um die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern und gleichzeitig die sozialen Belange der Beschäftigten zu berücksichtigen.

Die kommenden Monate werden zeigen, wie ZF mit diesen Herausforderungen umgeht und ob es gelingt, einen konstruktiven Dialog mit den Arbeitnehmervertretern zu führen, um eine Lösung zu finden, die sowohl die wirtschaftlichen als auch die sozialen Aspekte berücksichtigt.

Quellen: F.A.Z., manager magazin, bw24.de

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