September 19, 2024
Anstieg der Messerkriminalität unter Kindern und Jugendlichen in Berlin

Kriminalstatistiken: Straftaten mit Messern: 142 Kinder unter den Verdächtigen

In den letzten Jahren hat die Berliner Polizei einen besorgniserregenden Anstieg von Straftaten mit Messern verzeichnet, an denen Kinder und Jugendliche beteiligt sind. Laut einer Antwort des Senats und der Polizei auf eine Anfrage des Grünen-Abgeordneten Vasili Franco stieg die Zahl der unter 14-Jährigen, die im Jahr 2020 wegen Messerstraftaten verdächtigt wurden, von 52 auf 142 im vergangenen Jahr. Diese Entwicklung wirft Fragen zur Sicherheit und zum Umgang mit Jugendkriminalität auf.

Die Statistiken zeigen, dass auch bei Jugendlichen, die Messer zur Drohung oder zum Angriff einsetzen, die Zahlen alarmierend hoch sind. Im Jahr 2020 wurden 255 Jugendliche von der Polizei als mutmaßliche Täter identifiziert. Diese Zahl stieg auf 392 im Jahr 2022, bevor sie im letzten Jahr auf 369 fiel. Franco bezeichnete diesen Trend als „relevanten und problematischen Anstieg“ und fordert eine differenzierte Analyse der Situation.

Gesamtzahl der Verdächtigen

Die Gesamtzahl aller Verdächtigen in Berlin, die in Zusammenhang mit Messerstraftaten stehen, ist ebenfalls gestiegen. Von 1.948 im Jahr 2020 auf 2.575 im letzten Jahr. Der Großteil der Verdächtigen sind Männer im Erwachsenenalter. Rund 1.200 hatten die deutsche Staatsangehörigkeit, während mehr als 1.300 eine ausländische Staatsangehörigkeit besaßen. Die größten Gruppen unter den ausländischen Verdächtigen waren Türken (158), Syrer (141), Bulgaren (77) und Afghanen (71). Ein erheblicher Teil der Verdächtigen lebte in Berlin, etwa zehn Prozent waren ohne festen Wohnsitz.

Art der Straftaten

Insgesamt wurden 3.482 Straftaten registriert, bei denen ein Messer eine Rolle spielte. Die häufigsten Delikte waren Körperverletzungen, gefolgt von Raubüberfällen, Nötigungen und Bedrohungen. Die meisten dieser Vorfälle ereigneten sich auf der Straße (1.141 Fälle), gefolgt von Wohnungen (945), Parks (199) und Bahnhöfen (126). Es ist bemerkenswert, dass mehr als die Hälfte der Opfer (2.821) nicht verletzt wurde, was darauf hindeutet, dass viele Vorfälle möglicherweise nur Drohungen waren. Dennoch gab es 1.135 leicht Verletzte, 207 Schwerverletzte und 14 Todesfälle durch Messerstiche.

Die Rolle der politischen Diskussion

Franco betonte, dass die vorliegenden Zahlen nur an der Oberfläche kratzen und eine Reduzierung auf Herkunft oder Migrationshintergrund der Verdächtigen kriminologisch ins Leere greift. Er fordert stattdessen ein differenziertes Lagebild zur Waffenkriminalität, das auf wissenschaftlicher Expertise basiert. Die Diskussion über mögliche Lösungen sollte nicht in „Scheindebatten über Verbotszonen“ abgleiten, sondern auf fundierten Analysen beruhen.

Gerichtliche Konsequenzen

Ein weiterer besorgniserregender Aspekt ist, dass nur ein kleiner Teil der Fälle vor Gericht endet. Laut den Zahlen der letzten Jahre gab es insgesamt 12.170 Fälle und 9.083 Verdächtige, von denen nur 2.311 vor Gericht verhandelt wurden. Dies legt nahe, dass einem Großteil der Tatverdächtigen die Tat nicht eindeutig nachgewiesen werden konnte oder dass bereits nach der Erfassung durch die Polizei nicht genügend Substanz für weitere Ermittlungen gegeben war.

Diese Entwicklungen in der Kriminalstatistik werfen wichtige Fragen über die Sicherheit von Kindern und Jugendlichen in Berlin auf und erfordern eine umfassende Diskussion über mögliche Maßnahmen zur Prävention und Intervention.

Die steigenden Zahlen von Messerstraftaten unter Kindern und Jugendlichen sind ein ernstzunehmendes Problem, das nicht nur die Polizei, sondern auch die Gesellschaft als Ganzes betrifft. Es ist wichtig, dass alle Akteure, einschließlich der Politik, der Schulen und der Familien, zusammenarbeiten, um Lösungen zu finden und die Sicherheit für alle zu gewährleisten.

Die Diskussion über diese Themen wird sicherlich auch in Zukunft an Bedeutung gewinnen, während die Gesellschaft versucht, mit den Herausforderungen der Jugendkriminalität umzugehen.

Quellen: Zeit Online, Tagesspiegel.

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