Die Zahl der antisemitischen Straftaten in Deutschland ist weiterhin alarmierend hoch. Wie der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, mit Verweis auf Daten des Bundeskriminalamtes (BKA) bekannt gab, wurden seit dem Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 2.249 antisemitisch motivierte Delikte registriert (tagesschau.de). Besorgniserregend ist dabei, dass ein großer Teil dieser Taten nicht im direkten zeitlichen Zusammenhang mit dem Angriff steht, sondern Wochen und Monate später verübt wurde. Im gesamten Jahr 2023 wurden laut Klein 2.300 antisemitische Straftaten erfasst. Diese Zahlen verdeutlichen die anhaltende Bedrohung und die Angriffe, denen Jüdinnen und Juden ausgesetzt sind.
Auch Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, äußerte sich besorgt. Er sprach von einer „großen und mentalen Belastung“ für jüdische Menschen aufgrund der hohen Anzahl an Straftaten und berichtete von einem Rückgang der Teilnahme an Gottesdiensten und Veranstaltungen. Manche Veranstaltungen mussten sogar abgesagt werden, was die Sichtbarkeit jüdischen Lebens einschränkt (tagesschau.de). Schuster sieht im rechtsextremen Antisemitismus die größte Gefahr, da dieser gut organisiert sei. Gleichzeitig zeigte er sich beunruhigt über die Verbindungen zwischen extrem rechter und extrem linker Judenfeindlichkeit.
Die Amadeu Antonio Stiftung hebt hervor, dass Antisemitismus ein vielschichtiges Phänomen ist, das sich in unterschiedlichen Formen manifestiert – von der Schändung jüdischer Friedhöfe und antisemitischen Schmierereien über die Leugnung des Holocaust bis hin zu physischer Gewalt gegen Jüdinnen und Juden (amadeu-antonio-stiftung.de). Besonders tückisch ist die indirekte Form der Ablehnung, die oft unerkannt bleibt und keine Reaktionen hervorruft. Auch vermeintlich berechtigte Kritik an der israelischen Politik kann antisemitische Botschaften transportieren, zum Beispiel wenn Israel das Existenzrecht abgesprochen oder mit den Verbrechen des Nationalsozialismus gleichgesetzt wird.
Der Mediendienst Integration berichtet von einer Verdoppelung der antisemitischen Straftaten im Jahr 2023 im Vergleich zum Vorjahr. Insgesamt wurden 5.164 antisemitische Straftaten erfasst, darunter 148 Gewalttaten (mediendienst-integration.de). Der Großteil dieser Straftaten wurde seit Oktober registriert. Diese Zahlen unterstreichen die Notwendigkeit, entschieden gegen Judenhass vorzugehen.
Felix Klein kritisiert, dass das Thema Antisemitismus trotz der hohen Zahlen kaum noch öffentlich diskutiert wird. Er fordert, dass Staat und Gesellschaft Judenhass keinen Raum geben dürfen und spricht sich für eine Reform des Paragrafen 130 im Strafgesetzbuch gegen Volksverhetzung aus, um Antisemitismus effektiver bekämpfen zu können (tagesschau.de). Der Zentralrat der Juden hat die Kampagne #StopRepeatingStories gestartet, um auf die anhaltende Präsenz von Antisemitismus aufmerksam zu machen. Die Kampagne zeigt anhand von Beispielen, wie antisemitische Vorfälle in Deutschland heutigen Berichten von Zeitzeugen des Nationalsozialismus ähneln.
Die Amadeu Antonio Stiftung weist darauf hin, dass Antisemitismus in allen gesellschaftlichen Schichten, Bildungsniveaus und politischen Lagern vorkommt und sich den jeweiligen Gegebenheiten anpasst (amadeu-antonio-stiftung.de). Die Annahme, Antisemitismus sei ein Problem einiger weniger „ewig Gestriger“, sei falsch. Die Stiftung betont die Wichtigkeit einer differenzierten Betrachtungsweise und warnt vor Verharmlosung.
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