Haftstrafen für russische Theatermacherinnen bestätigt
Ein Moskauer Gericht hat die sechsjährigen Haftstrafen gegen die Regisseurin Jewgenija Berkowitsch und die Dramatikerin Swetlana Petrijtschuk aufrechterhalten. Die beiden Frauen wurden wegen "Rechtfertigung des Terrorismus" verurteilt, wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) berichtet. Der Prozess, der im Juli 2024 begann, wurde international als politisch motiviert kritisiert. Im Zentrum des Verfahrens stand das Theaterstück "Finist – Heller Falke", das die Geschichte russischer Frauen erzählt, die online von IS-Kämpfern angeworben werden und nach Syrien reisen.
Das Stück basiert auf realen Begebenheiten und Gerichtsprotokollen, so die Tagesschau. Berkowitsch und Petrijtschuk verteidigten sich während des Prozesses mit dem Argument, ihr Werk stelle eine Warnung vor, nicht eine Rechtfertigung für Terrorismus dar. Sie betonten ihre Ablehnung terroristischer Ideologien. Mitten im Verfahren wurde die Öffentlichkeit laut Spiegel aufgrund angeblicher Drohungen gegen Prozessbeteiligte ausgeschlossen.
Die Verurteilung zu sechs Jahren Haft in einer Strafkolonie und einem dreijährigen Internetverbot stieß auf breite Empörung und Unverständnis. Vor dem Gerichtsgebäude protestierten Unterstützer der Angeklagten, darunter der Vorsitzende der Oppositionspartei Jabloko, Nikolai Rybakow, gegen das Urteil. Die Anwältin der beiden Frauen, Xenia Karpinskaja, kündigte laut Tagesschau Berufung an, äußerte jedoch gleichzeitig Zweifel an deren Erfolg.
Viele Beobachter sehen den Fall Berkowitsch und Petrijtschuk als ein warnendes Zeichen an die russische Theaterwelt. Die FAZ zitiert den SPIEGEL-Kolumnisten Mikhail Zygar, der Berkowitsch als "die lauteste poetische Stimme jenes Russlands, das den Angriff auf die Ukraine ablehnt" bezeichnet. Berkowitsch hatte sich öffentlich gegen den Krieg positioniert und Antikriegsgedichte verfasst. Die Tagesschau berichtet, dass zahlreiche Künstler, Schriftsteller und Musiker Russland aus Angst vor Verfolgung verlassen haben.
Jewgenija Berkowitschs Mutter, Elena Efros, appellierte an die Öffentlichkeit, die Verurteilten nicht zu vergessen und den Kontakt zu ihnen aufrechtzuerhalten. Sie betonte die Bedeutung von Briefen an politische Gefangene in der heutigen Zeit.
Quellen:
- Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ): https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/russland-urteile-gegen-berkowitsch-und-petrijtschuk-bestaetigt-110196325.html
- Der Spiegel: https://www.spiegel.de/ausland/russland-theatermacherinnen-zu-langen-haftstrafen-verurteilt-a-981621ad-b067-46a3-9f54-86cd2e35bfd9
- Tagesschau: https://www.tagesschau.de/ausland/europa/russland-urteil-theaterschaffende-100.html