September 10, 2024
Avignon: Gesundheitsprobleme des Hauptangeklagten verzögern Vergewaltigungsprozess

Avignon: Hauptangeklagter im Vergewaltigungsprozess ins Krankenhaus eingeliefert

Im Vergewaltigungsprozess in Avignon, Frankreich, hat sich die Aussage des Hauptangeklagten Dominique Pelicot verzögert, da er am Dienstag ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Dies wurde von seiner Anwältin, Béatrice Zavarro, bekannt gegeben. Der 71-jährige Pelicot hatte bereits am Vortag die Gerichtsverhandlung vorzeitig verlassen, nachdem er über Bauchschmerzen geklagt hatte. Der Vorsitzende Richter, Roger Arata, ordnete daraufhin ein rechtsmedizinisches Gutachten an, um den Gesundheitszustand des Angeklagten zu überprüfen.

Die Anwältin wies Spekulationen zurück, dass Pelicot die Gerichtsverhandlung vermeiden wolle. Sie betonte, dass er stets erklärt habe, er wolle aussagen. Pelicot steht im Verdacht, seine mittlerweile geschiedene Frau über Jahre hinweg mit Schlafmitteln betäubt und sie fremden Männern zur Vergewaltigung angeboten zu haben. Der Prozess, der großes öffentliches Interesse weckt, könnte bis zur Besserung seines Gesundheitszustands unterbrochen werden.

Die 72-jährige Gisèle Pelicot, die als Hauptbetroffene in diesem Fall auftritt, sowie ihre Kinder haben erklärt, dass sie in Abwesenheit des Angeklagten nicht aussagen möchten. Gisèle Pelicot hatte in vorherigen Verhandlungen ausführlich über ihre jahrelangen Leiden berichtet, die sie erst nach der Trennung von ihrem Mann vollständig verstand. Sie litt unter unerklärlichen Gedächtnislücken und gynäkologischen Problemen, die schließlich zur Aufdeckung der Taten führten.

Die Ermittlungen gegen Dominique Pelicot wurden angestoßen, nachdem er wegen eines anderen Vergehens ins Visier der Justiz geriet. Bei einer Durchsuchung seines Computers fanden die Ermittler etwa 4000 Fotos und Videos, die die Vergewaltigungen seiner Frau dokumentierten, während sie offensichtlich bewusstlos war. Diese schockierenden Beweise führten dazu, dass der Fall in der Öffentlichkeit für Aufsehen sorgte.

Gisèle Pelicot selbst beschrieb die Taten als „barbarisch“ und erklärte, dass sie sich fühlte, als wäre sie „eine Stoffpuppe, wie ein Müllsack“ behandelt worden. In ihren Aussagen vor Gericht forderte sie, dass der Prozess öffentlich bleibt, um anderen Frauen zu zeigen, dass sie nicht allein sind und um auf die Problematik des sexuellen Missbrauchs aufmerksam zu machen.

Die Staatsanwaltschaft hat in diesem Fall die meisten Vergewaltigungen Dominique Pelicot zugeschrieben, wobei in 92 Fällen fremde Männer als Täter identifiziert wurden. Diese Männer, die zwischen 26 und 74 Jahre alt sind, sollen bei den Vergewaltigungen von Gisèle Pelicot Allmachtsfantasien ausgelebt haben. Pelicot gestand, seine Frau von Männern vergewaltigen zu lassen, die er über eine mittlerweile verbotene Website gefunden hatte. Bislang konnten 50 der Männer identifiziert und angeklagt werden, wobei 14 von ihnen sich bereits schuldig bekannt haben. Die anderen bestreiten die Vorwürfe.

Die Strafen für die Angeklagten, einschließlich Dominique Pelicot, könnten bis zu 20 Jahre Freiheitsstrafe betragen. Der Prozess wird voraussichtlich bis zum 20. Dezember andauern, und es wird erwartet, dass er weiterhin im Fokus der Medien und der Öffentlichkeit stehen wird.

Die Geschehnisse um diesen Fall werfen ein grelles Licht auf die Themen sexuelle Gewalt und die damit verbundenen gesellschaftlichen Herausforderungen. Gisèle Pelicot hat mit ihrem Mut, die Taten öffentlich zu machen, nicht nur für sich selbst, sondern auch für viele andere Frauen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben, ein Zeichen gesetzt.

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