28.10.2024
Bandenkriminalität vor Gericht: Prozessauftakt in Stuttgart nach Schüssen in Zuffenhausen

Prozessbeginn in Stuttgart: Schüsse auf Rivalen im Kontext einer Gewaltserie

Am heutigen Tag beginnt vor dem Stuttgarter Landgericht der Prozess gegen zwei junge Männer im Alter von 21 und 22 Jahren. Ihnen wird vorgeworfen, im März 2023 einen 34-Jährigen im Stuttgarter Stadtteil Zuffenhausen angeschossen und lebensgefährlich verletzt zu haben. Die Staatsanwaltschaft wirft den beiden deutschen Staatsbürgern versuchten Mord vor. Wie die Zeit berichtet, soll das Opfer durch die Schüsse dauerhaft querschnittsgelähmt sein. Einem weiteren 21-jährigen Angeklagten türkischer Staatsangehörigkeit wird Strafvereitelung zur Last gelegt, da er mutmaßlich die Tatwaffe entsorgt haben soll. Der Prozess findet vor einer Jugendkammer statt.

Hintergrund der Tat: Rivalisierende Banden im Fokus der Ermittlungen

Die Schüsse stehen laut Ermittlern im Zusammenhang mit einer seit längerem andauernden Gewaltserie zwischen zwei rivalisierenden Banden in der Region Stuttgart. Die Staatsanwaltschaft ordnet die mutmaßlichen Täter der Gruppierung aus dem Raum Esslingen zu, während das Opfer eine Führungsperson der rivalisierenden Gruppe aus Zuffenhausen gewesen sein soll. Die blutige Fehde zwischen den beiden multiethnischen Gruppierungen hatte die Region Stuttgart seit Mitte 2022 in Atem gehalten. Immer wieder kam es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen, bei denen auch Schüsse fielen. Als trauriger Höhepunkt gilt der Anschlag mit einer Handgranate auf eine Trauergemeinde in Altbach (Kreis Esslingen).

"Crime as a Lifestyle": Ein neues Phänomen im Visier des LKA

Nach Schätzungen des Landeskriminalamts (LKA) zählten die beiden Gruppierungen einst über 500 junge Menschen, die sie als Unterstützer, Mitläufer oder Führungspersonal um sich scharten. Die Motive hinter der Bandenkriminalität gestalten sich laut LKA-Präsident Andreas Stenger schwer greifbar. Die Aussagebereitschaft der Tatverdächtigen tendiere gegen null. Seiner Einschätzung nach handle es sich nicht um klassische Bandenkriminalität oder familiäre Clans, sondern um ein neuartiges Phänomen, das sich nur schwer bekämpfen lasse und vom LKA dauerhaft beobachtet werden müsse.

Eskalation durch Ehrverletzungen und Kampf um territoriale Macht

Die Gewalt zwischen den beiden Gruppierungen sei nach Einschätzung von Experten durch gegenseitige Ehrverletzungen eskaliert. Weiterhin gehe es um territoriale Machtansprüche und das Motto "Crime as a Lifestyle", mit dem sich viele Mitglieder der Gruppierungen identifizierten. In den vergangenen Monaten hatte die Zahl der gewalttätigen Auseinandersetzungen jedoch deutlich abgenommen. Laut Innenminister Thomas Strobl konnten die verfeindeten Gruppen durch konsequente Polizeiarbeit mit tausenden Kontrollen und dutzenden Festnahmen in ihren Strukturen erschüttert und geschwächt werden.

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