28.10.2024
Trumps Heimspiel im Madison Square Garden

Norman Gray war schon öfters im Madison Square Garden. Der 69 Jahre alte Lastwagenfahrer aus Yonkers in der Nähe von New York hat hier die Rolling Stones, die Scorpions und Billy Joel gesehen, und Eishockeylegende Wayne Gretzky, als er für die New York Rangers spielte. Aber auf einer politischen Kundgebung war er noch nie, weder im Madison Square Garden noch anderswo. Und bevor Donald Trump 2016 zum ersten Mal für das Präsidentenamt kandidierte, hat er auch nie gewählt. Am Sonntagnachmittag steht er in einer riesigen Schlange vor der New Yorker Vorzeigearena. Er trägt einen Trump-Hut und ein T-Shirt mit dem berühmten Bild von Trump mit Blut im Gesicht nach dem Attentat auf ihn im Juli. „Trump ist ein guter Mensch“, sagt Gray. Sollte Kamala Harris gewinnen, werde er sich wohl irgendwo verstecken. „Man muss doch verrückt sein, um sie zu wählen.“ Gray wird später begeistert „God Bless the USA“ mitsingen, wenn Trump auf die Bühne kommt. Auf der anderen Seite der Absperrung steht Kenneth Harbaugh und schaut auf die Menschen in der Schlange. „Das ist keine fröhliche Menge, das ist eine wütende Menge“, sagt er. Harbaugh ist ein Veteran der US Navy, er hat einen Youtube-Kanal, auf dem er über die Gefahren autoritärer Regimes spricht. Die Trump-Veranstaltung im Madison Square Garden hält er für einen besonders düsteren Moment im Wahlkampf. Er meint, es gebe unübersehbare Parallelen zu einer berüchtigten Kundgebung einer Nazi-Gruppe, des Amerikadeutschen Bundes, die 1939 in der Arena stattfand. „Ich denke, es ist kein Zufall, dass Trump eine seiner letzten Veranstaltungen im Wahlkampf hier abhält.“ Heute wie damals sei der Madison Square Garden eine Bühne für Faschismus. Harbaugh und einige andere Militärveteranen versammeln sich während der Trump-Kundgebung eine Straße weiter zu einer Gegendemonstration. Legendärer Schauplatz für Großereignisse Der Madison Square Garden – oft einfach der „Garden“ oder „MSG“ genannt – ist ein legendärer Schauplatz für Großereignisse. Seine Betreiber nennen ihn „die berühmteste Arena der Welt“. Hier sang Marilyn Monroe 1962 ein Geburtstagsständchen für John F. Kennedy, Muhammad Ali und Joe Frazier lieferten sich 1971 einen historischen Boxkampf, und mehrere Päpste machten Station. Regelmäßig finden hier Konzerte mit Superstars statt, außerdem ist der Madison Square Garden die Heimatarena für Sportteams wie die Rangers oder das Basketballteam New York Knicks. Aber es gab eben auch unrühmliche Momente in seiner Geschichte wie die Nazi-Kundgebung 1939. Das war in einer früheren Version der Arena an einer anderen Stelle der Metropole. Mehr als 20.000 Menschen nahmen daran teil, viele von ihnen hoben wiederholt ihre Hand zum Hitlergruß, auf der Bühne waren Fahnen mit Hakenkreuzen. Vor der Arena gab es Proteste, manchen Schätzungen zufolge waren es 100.000 Demonstranten. Auf diese Kundgebung wurde im Vorfeld des Trump-Auftritts wiederholt verwiesen. Hillary Clinton, die 2016 gegen Trump verlor, sagte dem Fernsehsender „CNN“ vor wenigen Tagen, Trump wolle sie „nachspielen“, und das könne man nicht ignorieren. Die Vergleiche zu 1939 wurden auch deshalb gezogen, weil in den vergangenen Tagen im Wahlkampf verstärkt thematisiert wurde, inwiefern Trump als Faschist einzustufen sei. Kamala Harris bejahte auf „CNN“ erstmals eine entsprechende Frage, Trumps ehemaliger Stabschef John Kelly sagte der „New York Times“, auf Trump passe die Definition von Faschismus. Der New Yorker Bürgermeister Eric Adams dagegen, der zur Demokratischen Partei gehört, verteidigte Trump. Er sagte, er halte ihn nicht für einen Faschisten, und mahnte zu Mäßigung in der Wortwahl. Der Madison Square Garden ist für Trump auch deshalb ein besonderer Ort, weil er hier schon viele Kämpfe seiner Karriere als Unternehmer und Showman ausgefochten hat. In den achtziger und neunziger Jahren war er hier Stammgast bei Boxkämpfen und Wrestling-Veranstaltungen. 1988 fand hier die Republican National Convention statt, bei der George Bush senior zum Präsidentschaftskandidaten gekürt wurde. Trump wollte die Veranstaltung unbedingt nach New York holen, er bot an, die Kosten zu übernehmen. Im Jahr 2004 heiratete er im Madison Square Garden seine dritte Ehefrau Melania. Die Zeremonie fand in der Episkopalkirche nebenan statt, die Feier im „Garden“. Unter den Gästen waren unter anderem die Clintons, die Trumps damals noch zu ihren Freunden zählten. „New York ist ein Sumpf“ Doch das Verhältnis zwischen Trump und seiner Heimatstadt ist kompliziert. Als er 2016 zum Präsidenten gewählt wurde, war die Freude in New York gering. Bei der Wahl bekam er hier nur 18 Prozent der Stimmen. Viele New Yorker halten ihn für einen Blender und Aufschneider, der die Stadt nur benutzt hat, um reich und berühmt zu werden. Trump selbst hat sich in den vergangenen Jahren immer wieder abfällig über New York geäußert. Er hat die Stadt als „Sumpf“ bezeichnet, der von „linken Radikalen“ regiert werde. Im vergangenen Jahr verlegte er seinen Wohnsitz offiziell nach Florida. Dennoch ist es für ihn von Bedeutung, dass er den Madison Square Garden füllen kann. Es ist ein Zeichen dafür, dass er in seiner Heimatstadt noch immer eine große Anhängerschaft hat. Und es ist eine Gelegenheit, sich noch einmal als Showman zu präsentieren, bevor er sich möglicherweise aus der Politik zurückzieht. Die Menge im Madison Square Garden jubelt, als Trump die Bühne betritt. Er trägt seinen typischen blauen Anzug mit roter Krawatte. „Es ist großartig, wieder zu Hause zu sein“, sagt er. „New York ist die großartigste Stadt der Welt.“ Die Menge tobt. Trump lächelt. Er genießt den Moment. Quelle: https://www.faz.net/aktuell/trump-in-new-york-der-zu-sinatra-tanzt-110073926.html Quelle: https://www.handelsblatt.com/politik/international/historische-massenkundgebung-schoener-knall-zum-abschluss-trump-spektakel-in-new-york-entbloesst-harris-probleme/100081560.html Quelle: https://www.stern.de/politik/ausland/donald-trump---sein-erster-tanz-auf-dem-liberty-ball-zu-den-klaengen-von--my-way--von-frank-sinatra-7292680.html Quelle: https://www.youtube.com/watch?app=desktop&v=sB15QrbgCcs Quelle: https://rp-online.de/politik/ausland/ball-zur-amtseinfuehrung-donald-und-melania-trump-tanzen-zu-sinatras-my-way_aid-19218599 Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=roG6Vg2NP6A Quelle: https://theweek.com/speedreads/674982/trumps-take-first-inaugural-dance-sinatras-way Quelle: https://www.thetimes.com/world/us-world/article/trump-rally-madison-square-garden-nnnv26jmh Quelle: https://www.faz.net/agenturmeldungen/dpa/darum-braucht-harris-im-swing-state-georgia-schwarze-waehler-110073998.html

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