19.10.2024
Proteste in Serbien gegen Lithium-Abbau und seine Folgen

Proteste in Serbien gegen die Wiederaufnahme des Lithium-Abbaus

In den letzten Wochen gab es in Serbien landesweite Proteste gegen die Wiederaufnahme des Lithium-Abbaus in der Region Loznica. Diese Proteste sind Teil eines wachsenden Widerstands der Bevölkerung gegen das geplante Bergbauprojekt, das von dem britisch-australischen Unternehmen Rio Tinto in Zusammenarbeit mit der Europäischen Union vorangetrieben wird. Die Demonstranten äußern Bedenken hinsichtlich der ökologischen und sozialen Auswirkungen des Abbaus und fordern ein Ende des Projekts.

Hintergrund des Projekts

Serbien verfügt über bedeutende Lithium-Vorkommen, die für die Herstellung von Batterien für Elektrofahrzeuge unerlässlich sind. Mit dem globalen Trend zur Elektromobilität und dem Übergang zu erneuerbaren Energien gewinnt Lithium zunehmend an Bedeutung. Die EU hat daher ein Interesse daran, die Abhängigkeit von Lithium-Importen aus China zu verringern und sieht Serbien als strategischen Partner. Im Juli 2024 unterzeichneten die EU und Serbien ein Abkommen, das die Zusammenarbeit beim Lithium-Abbau regelt und die Entwicklung der Region fördern soll.

Proteste und Widerstand

Am 29. Juli 2024 versammelten sich in mehreren Städten, darunter Arandjelovac, Sabac, Kraljevo und Ljig, Tausende von Menschen, um gegen die Wiederaufnahme des Lithium-Abbaus zu protestieren. Unter dem Motto „Rio Tinto, geh nach Hause“ forderten die Demonstranten die serbische Regierung auf, das Projekt abzulehnen. Die Proteste sind nicht neu; bereits in den Jahren zuvor hatten Bürger in Serbien gegen die Aktivitäten von Rio Tinto demonstriert. Im Jahr 2022 wurde der Abbau nach massiven Protesten vorübergehend gestoppt.

Die Teilnehmer der Proteste äußern vor allem Bedenken hinsichtlich der Umweltauswirkungen. Viele Menschen fürchten, dass der Abbau die Wasserversorgung, die Luftqualität und die Biodiversität in der Region gefährden könnte. Umweltschützer warnen vor irreversiblen Schäden und betonen, dass die Bevölkerung von den negativen Auswirkungen des Projekts unverhältnismäßig stark betroffen sein wird.

Politische Reaktionen

Die serbische Regierung, unter der Führung von Präsident Aleksandar Vučić, hat erklärt, dass der Abbau nicht vor 2028 beginnen wird. Man wolle sicherstellen, dass Umweltgarantien vorhanden sind, bevor die Genehmigung erteilt wird. Einige Regierungsvertreter haben auch angedeutet, dass eine Volksabstimmung über das Projekt in Betracht gezogen werden könnte, um die Meinung der Bürger einzuholen.

Dennoch bleibt die Skepsis in der Bevölkerung groß. Kritiker werfen der Regierung vor, die Interessen der Bürger zu ignorieren und sich stattdessen auf wirtschaftliche Vorteile zu konzentrieren, die durch das Abkommen mit der EU erzielt werden könnten. Aktivisten betonen, dass die Regierung nicht im Interesse der Bevölkerung handelt, sondern vielmehr in ihrem eigenen Machtinteresse.

Ökologische Bedenken

Die Umweltschützer haben auf die potenziellen Folgen des Lithium-Abbaus hingewiesen. Der Bergbau kann zu erheblichen Umweltschäden führen, darunter die Verschmutzung von Wasserquellen, die Zerstörung von Lebensräumen und die Beeinträchtigung der Lebensqualität der Anwohner. In der Vergangenheit gab es bereits Berichte über Umweltverschmutzung und negative Auswirkungen auf die Gesundheit der Bevölkerung in Regionen, in denen Lithium abgebaut wurde.

Die Rolle der EU

Die Europäische Union verfolgt mit dem Abkommen in Serbien das Ziel, ihre Rohstoffversorgung zu diversifizieren und die eigene Abhängigkeit von China zu reduzieren. Lithium ist ein strategischer Rohstoff für die europäische Industrie, insbesondere für die Automobilindustrie, die sich zunehmend auf Elektrofahrzeuge konzentriert. Durch die Sicherung von Lithium-Quellen innerhalb Europas hofft die EU, ihre wirtschaftliche Unabhängigkeit zu stärken und gleichzeitig umweltfreundliche Technologien zu fördern.

Fazit

Die Proteste in Serbien gegen die Wiederaufnahme des Lithium-Abbaus sind ein deutliches Zeichen für die wachsende Besorgnis der Bevölkerung über die Umweltauswirkungen und die sozialen Konsequenzen solcher Projekte. Während die EU und die serbische Regierung versuchen, wirtschaftliche Vorteile aus den Lithium-Vorkommen zu ziehen, bleibt die Frage, wie die Balance zwischen wirtschaftlichem Wachstum und Umweltschutz gefunden werden kann. Die kommenden Monate und Jahre werden entscheidend sein, um zu beobachten, wie sich die Situation entwickelt und ob die Stimmen der Bürger in den Entscheidungsprozess einfließen werden.

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