Ein 40-jähriger Berliner Palliativarzt, der verdächtigt wird, acht ältere Patienten getötet zu haben, verfasste seine Dissertation über Tötungsdelikte an Senioren. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (F.A.Z.) berichtet, analysierte der Arzt in seiner über 100 Seiten umfassenden Doktorarbeit von 2012 die Entwicklung solcher Delikte in Frankfurt am Main. Er stellte unter anderem die Hypothese auf, dass die Zahl der Tötungen älterer Menschen aufgrund des demografischen Wandels und der damit verbundenen steigenden Anzahl von Senioren zunehme. Die F.A.Z. hatte Einsicht in die Dissertation und berichtete über deren Inhalt.
Der Arzt, Johannes M., studierte und promovierte an der Goethe-Universität Frankfurt. Im Anschluss arbeitete er laut F.A.Z. in verschiedenen Frankfurter Krankenhäusern, darunter das Nordwestkrankenhaus. Dort war er von April 2011 bis Februar 2014 im Rahmen seiner Ausbildung und erneut von März 2015 bis September 2016 in der Radioonkologie tätig. Das Nordwestkrankenhaus bestätigte, von der Berliner Staatsanwaltschaft kontaktiert worden zu sein und die Ermittlungen zu unterstützen. Es wurde eine Anwaltskanzlei beauftragt, um mögliche Unregelmäßigkeiten im Umgang mit Patienten während der Tätigkeit des Arztes zu untersuchen.
Die Staatsanwaltschaft Berlin wirft dem Arzt vor, die Senioren aus „Mordlust“ getötet zu haben. Er soll ihnen ein tödliches Medikamentengemisch verabreicht haben. Laut Staatsanwaltschaft befanden sich die Patienten zum Tatzeitpunkt nicht in der Sterbephase. Die Mordkommission prüft, ob es weitere Opfer geben könnte, wie die Ruhr Nachrichten berichten.
In einem anderen, unabhängigen Fall hat die Staatsanwaltschaft Regensburg ebenfalls Mordanklage gegen einen Arzt erhoben, wie dpa meldet. Dieser soll einem 79-jährigen Patienten in einem Krankenhaus in Kelheim ohne medizinische Notwendigkeit Morphin verabreicht und ihn dadurch getötet haben. Der Arzt befindet sich seit Ende April in Untersuchungshaft. Die Ermittlungen umfassen mehrere Todesfälle in dem Krankenhaus, die von Mitarbeitern als fragwürdig eingestuft wurden. Die Anklage bezieht sich jedoch vorerst nur auf den Tod des 79-Jährigen.
Johannes M. arbeitete zuletzt für einen Pflegedienst in Neukölln und Treptow-Köpenick und betreute dort mehrere Dutzend Patienten, berichtet die B.Z. Er soll nach den Taten versucht haben, die Wohnungen der Opfer in Brand zu setzen, um die Taten zu vertuschen. Laut B.Z. war der Arzt bereits wegen Abrechnungsbetrugs polizeibekannt.
Im Zusammenhang mit den Ermittlungen gegen den Palliativarzt hat die Polizei eine weitere Leiche exhumiert, wie der rbb berichtet. Die Exhumierung erfolgte auf Anordnung der Staatsanwaltschaft. Ob es sich um die Leiche eines Mannes oder einer Frau handelt, wurde nicht veröffentlicht. Die Leiche wird nun gerichtsmedizinisch untersucht.
Quellen: - Frankfurter Allgemeine Zeitung (F.A.Z.): https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/kriminalitaet/das-steht-in-der-dissertation-des-arztes-unter-mordverdacht-110146437.html - Frankfurter Allgemeine Zeitung (F.A.Z.): https://www.faz.net/aktuell/rhein-main/frankfurt/frankfurter-arzt-soll-in-berlin-acht-menschen-getoetet-haben-110144178.html - dpa: https://www.zeit.de/news/2024-11/14/arzt-unter-mordverdacht - B.Z.: https://www.bz-berlin.de/berlin/killer-arzt-schrieb-doktorarbeit - Ruhr Nachrichten: https://www.ruhrnachrichten.de/regionales/arzt-unter-mordverdacht-ermittlungen-wegen-toedlicher-medikamentenmischungen-opferzahl-gestiegen-w966626-2001457603/ - rbb: https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/2024/10/berlin-palliativarzt-johannes-m-untersuchungshaft-verdacht-totschlag-polizei-exhumiert-fuenfte-leiche.html - MSN: https://www.msn.com/