Die kurdisch kontrollierte Stadt Tal Rifaat nördlich von Aleppo ist an pro-türkische Kämpfer gefallen. Sowohl die Rebellen selbst als auch kurdische Militärkreise bestätigten den Rückzug der YPG-Einheiten aus der Stadt, die etwa 20 Kilometer von der türkischen Grenze entfernt liegt und in der Vergangenheit immer wieder umkämpft war. Berichten zufolge versuchen kurdische Einheiten, Zivilisten aus Tal Rifaat in Sicherheit zu bringen. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) berichtete am 1. Dezember 2024 über die Einnahme der Stadt.
Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte meldete den Beginn der Offensive pro-türkischer Milizen am Samstag. Laut dem Leiter der Beobachtungsstelle, Rami Abdel Rahman, ziele die Offensive unter anderem darauf ab, die Versorgungslinien der kurdischen Kämpfer zu unterbrechen. Die Beobachtungsstelle äußerte sich besorgt über das Schicksal von etwa 200.000 Kurden in der Provinz Aleppo, die durch die pro-türkischen Kämpfer „belagert“ seien und deren Kommunikationswege abgeschnitten wurden. Es drohten „Massaker“. UNTERNEHMEN-HEUTE.de berichtet, dass neben Tal Rifaat auch umliegende Dörfer von den pro-türkischen Milizen eingenommen wurden.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan sieht die YPG als Teil der in der Türkei als Terrororganisation eingestuften PKK. Die türkische Armee hat seit 2016 drei Offensiven gegen kurdische Kämpfer in Nordsyrien durchgeführt. Die eroberten Gebiete werden seither von pro-türkischen Milizen kontrolliert. Wie die FAZ weiter berichtet, griffen die pro-türkischen Verbände im Rahmen ihrer jüngsten Offensive auch Regierungstruppen von Baschar al-Assad an, wobei neun Soldaten der Regierungsarmee getötet wurden.
Berichten zufolge eroberten die von Ankara unterstützten Milizen auch die Orte Safireh und Chanasser südöstlich von Aleppo sowie den Militärflughafen Kweyris. Zeitgleich läuft seit Mittwoch eine Großoffensive der Dschihadistengruppe HTS, einem Al-Kaida-Ableger, und verbündeter Kämpfer im Norden Syriens. Laut Tagesschau gelang es ihnen, Aleppo einzunehmen. Damit hat die syrische Regierung erstmals seit Beginn des Bürgerkriegs 2011 die Kontrolle über die zweitgrößte Stadt des Landes vollständig verloren.
Bei der HTS-Offensive wurden laut der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte bis Sonntag über 400 Menschen getötet. Auch die Deutsche Welle berichtete über die Einnahme Aleppos durch die Rebellen und die damit verbundene symbolische Bedeutung im Kampf gegen das Assad-Regime. Der türkische Außenminister Hakan Fidan telefonierte am Sonntag mit seinem US-Kollegen Anthony Blinken über die rasanten Gebietsgewinne der Dschihadisten. Laut türkischem Außenministerium betonte Fidan, die Türkei lehne alle Entwicklungen ab, „die die Instabilität in der Region erhöhen“, und unterstütze „Schritte zum Abbau der Spannungen in Syrien“. Das Handelsblatt berichtete ebenfalls über die Einnahme von Tal Rifaat durch pro-türkische Kräfte und hob die unübersichtliche Lage in Nordsyrien nach der Eroberung Aleppos durch das Islamisten-Bündnis hervor.
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