21.10.2024
Charles III in Australien Kolonialvergangenheit prägt Königsreise

Charles III. in Australien: Konfrontation mit der Kolonialgeschichte

Der Besuch von König Charles III. und Königin Camilla in Australien im Oktober 2024 war von Protesten und Forderungen nach einer Entschuldigung der britischen Krone für die Verbrechen der Kolonialzeit überschattet. Insbesondere die Behandlung der indigenen Bevölkerung, der Aborigines, stand im Fokus der Kritik.

Ein besonders eindrücklicher Moment ereignete sich während einer Parlamentssitzung in Canberra, als die indigene Senatorin Lidia Thorpe den König lautstark mit den Worten „Sie sind nicht mein König, Sie sind nicht unser König!“ konfrontierte. Wie die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (F.A.Z.) berichtete, wurde Thorpe von Sicherheitskräften aus dem Saal geführt, während sie dem König „Landraub“ und „Völkermord“ vorwarf und die Rückgabe des Landes forderte. Dieser Vorfall verdeutlicht die tiefe Verstimmung vieler Aborigines über die Geschichte der Unterdrückung und Ausbeutung durch die britische Krone.

Thorpe ist bekannt für ihre kompromisslose Haltung gegenüber der Monarchie und steht damit stellvertretend für eine wachsende Bewegung in Australien, die eine Aufarbeitung der Kolonialgeschichte und eine offizielle Entschuldigung der britischen Krone fordert. Die australische Regierung hatte bereits im Jahr 2008 eine Entschuldigung für die Verbrechen an den Aborigines ausgesprochen, doch viele sehen in der britischen Krone den eigentlichen Schuldigen für das erlittene Unrecht.

Die Proteste beschränkten sich nicht nur auf das Parlament. Auch bei anderen Anlässen des königlichen Besuchs, wie der indigenen Rauchzeremonie in Canberra, wurden die Forderungen nach einer Entschuldigung laut. „Ich denke, eine Entschuldigung wäre schön“, sagte eine Teilnehmerin der Zeremonie dem Sender „Sky News“ zufolge.

Der Historiker Benedikt Stuchtey von der Universität Marburg sieht in den Protesten in Australien einen Ausdruck der Emanzipation und Distanzierung ehemaliger Kolonialgebiete. Im Interview mit „ZDFheute“ erklärte er, dass eine Entschuldigung von König Charles ein wichtiger Schritt wäre, um die Wunden der Vergangenheit zu heilen. Darüber hinaus regte er eine Wiedergutmachung an, die sowohl finanzieller Natur sein als auch die Zusammenarbeit in Bereichen wie Wissenschaft, Gesundheit und Bildung stärken könnte. Wichtig sei dabei, dass diese Zusammenarbeit auf Augenhöhe und nicht als Geste des Wohlwollens von oben herab erfolge.

Die Reise von Charles und Camilla nach Australien verdeutlicht die Herausforderungen, vor denen die britische Monarchie im 21. Jahrhundert steht. Die zunehmende Kritik an der Kolonialgeschichte und die Forderung nach Wiedergutmachung werden die Royals auch in Zukunft beschäftigen. Ob und wie es König Charles gelingt, einen neuen Umgang mit dieser Vergangenheit zu finden, bleibt abzuwarten.

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